Meerbusch Kirchendenkmal: "Verlust der Erde ist verschmerzbar"

Meerbusch · Der Ausgrabungsleiter versichert, dass die alten Grundrisse an St. Stephanus weitgehend rekonstruiert werden können

Meerbusch: Kirchendenkmal: "Verlust der Erde ist verschmerzbar"
Foto: UD

Im Kulturausschuss hatte CDU-Fraktionsmitglied Mike Kunze den Ablauf der Ausgrabungsarbeiten der alten Kirchengrundrisse von St. Stephanus in Lank kritisiert (unsere Zeitung berichtete). Die abgetragene Erde, die ohne die Aufsicht durch einen Archäologen abtransportiert wurde und anschließend unauffindbar war, könne weitere historische Funde beinhalten. Archäologe Hans-Peter Schletter, der die Ausgrabung im Auftrag des Heimatkreises leitet, kann jedoch Entwarnung geben: "Zwar war ich zum Zeitpunkt der Abtragung nicht vor Ort, jedoch können wir davon ausgehen, dass keine historisch wertvollen Funde abhandengekommen sind." Der Verlust sei daher "verschmerzbar."

Das Denkmal in Lank ist für Schletter bereits das fünfte Grabungsprojekt an einer Kirche. Daher ist er sich sicher: "Allein 70 Prozent des ausgegrabenen Erdreiches bestehen ausschließlich aus Kies und Sandausschüttungen." Lediglich einige Zentimeter aus der Bauzeit der alten romanischen Kirche seien abgetragen worden. "Ob sich in dieser Schicht historische Überreste befinden, ist reine Spekulation und eher unwahrscheinlich", so Schletter. Selbst wenn der Erdaushub noch auffindbar wäre, so seien darin enthaltene Überreste jetzt wertlos. Denn: Die räumliche Zuordnung, etwa einzelner Fundament-Bruchstücke, sei gar nicht mehr möglich.

Die Authentizität des neuen Kirchendenkmals werde, so Schletter, davon nicht beeinträchtigt. "Wir können die Baugeschichte der Kirche durch die freigelegten Fundamente weitgehend rekonstruieren." Grundsätzlich hält Mike Kunze an seiner Kritik fest: "Dass eventuell wichtige Erkenntnisse dadurch verschwinden, dass die räumliche Zuordnung nicht mehr möglich ist, finde ich sehr schade. Man hätte von Anfang an Archäologen hinzuziehen müssen", sagte Kunze gestern auf Nachfrage unserer Zeitung. Allerdings sei die Tatsache, dass nur wenige Zentimeter der abgetragenen Schichten verloren sind, eine positive Nachricht. "Eben diese Aussagen hätte ich mir bereits in der Ausschusssitzung gewünscht", so Kunze.

(RP)
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