Rhein-Kreis Neuss Kreis startet Pool für Inklusionshelfer

Meerbusch · Immer mehr Schüler mit Förderbedarf wollen an Regelschulen lernen. Doch die nötigen Helfer fehlen am Nachmittag

Fehlende schulische Betreuung am Nachmittag, unzureichende Informationen für Eltern und Lehrer, unklare Rechtslage. Vor vier Jahren hat die Bundesregierung den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern unter dem Schlagwort Inklusion ausgerufen und einen "Nationalen Aktionsplan" vorgelegt. Doch noch immer hakt es im Rhein-Kreis an der Umsetzung, wie die Neusser Initiative "Gemeinsam leben und lernen" (Igll) jetzt in einer Sondersitzung des Kreisschulausschusses berichtete. Das Gremium, das in der Neusser Joseph-Beuys-Schule tagte, fasste zwar keine Beschlüsse, hatte aber offene Ohren für die Anliegen der Eltern behinderter Kinder.

"Es kann nicht sein, dass vormittags Inklusionsassistenten für die Kinder bezahlt werden, nachmittags im Offenen Ganztag aber damit Schluss ist", erklärte Igll-Vorsitzende Ursula von Schönfeld. "Heute gehen fast 800 Kinder mit Förderbedarf an Grund- oder Sekundarschulen im Rhein-Kreis." Rund ein Drittel mehr als noch ein Jahr zuvor. Doch die Helfer für den Nachmittag fehlten oft. "Dabei hat das Land NRW 146 500 Euro für die Förderung der schulischen Inklusion gezahlt. Ebenso könnte der Rhein-Kreis durch die Zusammenlegung von zwei Förderschulen 1,6 Millionen Euro einsparen. Schließlich gebe es für die rund 1400 Kinder an Förderschulen automatisch Integrationshelfer am Nachmittag, nur nicht an Regelschulen.

"Wir übernehmen die Leistungen für die schulische Bildung", erklärte Kreisdirektor Dirk Brügge. "Der Offene Ganztag ist ein freiwilliges Angebot." Der Kreis habe aber den Bedarf für den Nachmittag erkannt und wolle ihn nun teilweise mit einem neuen Konzept, einem "Schulpool", decken. "Damit würden wir die Integrationshelfer nicht einzelnen Schülern zuordnen, sondern den Schulen", sagte Kreisschuldezernent Tillmann Lonnes. Die Schulleitung entscheide dann über den Einsatz. "Wir wollen damit noch dieses Jahr an 19 Schulen modellhaft beginnen."

Weiteres Vorhaben: der Ausbau der Koordinierungsstelle des Schulamtes hin zu einer Anlaufstelle in allen schulischen Angelegenheiten. So soll ein Inklusionsbüro eingerichtet werden, an das sich Eltern mit allen Fragen rund um die Schule wenden können. "Inklusion ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Eltern, Schulen, Kommunen und Land", sagte von Schönfeld. "Wenn alle ihren Beitrag leisten, ist sie gut umsetzbar." Das sei auch Ziel des Kreisschulausschusses, versicherte Rainer Schmitz (SPD), Vorsitzender des Kreisschulausschusses. "Durch die Sondersitzung wollen wir das Thema vorantreiben." Selbst wenn keine Beschlüsse gefasst wurden - ein Antrag von SPD, Grünen und Piraten/Linke zur Erstellung eines konkreten Inklusionsplans wurde abgelehnt -, habe man Antworten erhalten. Die Erkenntnisse aus der Sitzung sollen Anfang 2016 bei einem Arbeitstreffen vertieft werden. Einen ersten Workshop zur Inklusion hatte es bereits vor rund anderthalb Jahren gegeben.

(sug)
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