Meerbusch Kritik an Polizei nach NPD-Kundgebung

Meerbusch · Wölli Rohde, Ex-Schlagzeuger der Toten Hosen, widerspricht der Darstellung der Polizei, er habe die Kundgebung der NPD gestört. Der Polizeipräsident kündigte eine Überprüfung des Polizeieinsatzes an.

 Wölli Rohde, Ex-Schlagzeuger der Toten Hosen, widerspricht der Polizei: Er habe sich ein Brötchen beim Bäcker holen wollen, als sich die Beamten auf ihn gestürzt hätten. (Archiv-Bild)

Wölli Rohde, Ex-Schlagzeuger der Toten Hosen, widerspricht der Polizei: Er habe sich ein Brötchen beim Bäcker holen wollen, als sich die Beamten auf ihn gestürzt hätten. (Archiv-Bild)

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Ist bei der NPD-Kundgebung vergangene Woche in Büderich alles ordnungsgemäß verlaufen? Das sieht eine Gruppe von Leuten nicht so, sie kritisiert Polizei und Stadt. Wie unsere Redaktion berichtete, war der Ex-Schlagzeuger der Toten Hosen, Wölli Rohde, von Polizisten überwältigt worden. Die Polizei wirft ihm vor, versucht zu haben, eine Absperrung zur NPD-Kundgebung zu durchbrechen. Er habe eine Beamtin beleidigt und Widerstand geleistet. "Ich komme gerade aus der Chemo, bin völlig abgemagert, zu 100 Prozent schwerbehindert. Wie die Polizei auf die Idee kommen konnte, dass ein schwer kranker Mann wie ich die NPD-Versammlung stürmen wollte, ist mir ein Rätsel", sagte der Musiker dem "Express".

Am Donnerstagabend hatten zwölf NPD-Mitglieder auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz eine Kundgebung gegen "Überfremdung" abgehalten. Rund 200 Meerbuscher versammelten sich parallel zu einer Gegenkundgebung auf dem Platz. Allerdings war bereits vor Beginn der Kundgebung bekannt geworden, Wölli Rohde plane "eine Aktion". Er habe sich ein Brötchen beim Bäcker holen wollen, als sich die Beamten auf ihn gestürzt hätten, erklärte der Musiker nun.

Die Fraktion "Die Aktiven" wandte sich an den Polizeipräsidenten, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, kritisiert "brutale Gewalt" seitens der eingesetzten Beamten. "Dem betroffenen Musiker ist einerseits sein Alter anzusehen sowie weiterhin eine schwere Krebserkrankung. Das müssen oder können die Polizeibeamten einfach nicht übersehen haben!", schreibt der Fraktionsvorsitzende Christian Staudinger-Napp. Petrauschke kündigte gestern Nachmittag an, den Vorgang noch einmal prüfen zu lassen.

Kritik kommt auch von den Künstlern Gregor Merten und Carmen Dietrich. Sie haben die im Boden des Platzes eingelassene Intarsie "Engel der Kulturen" gestaltet, wollten auch an der Gegenkundgebung teilnehmen. "Da die Einsatzkräfte uns nicht gestatteten, mit unserer Fahne den Platz zu betreten, mussten wir uns am Straßenrand aufhalten", schreiben sie an Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage. "So ist man uns bei all den Demonstrationen gegen Rechts, an denen wir teilgenommen haben, in Köln, Essen, Bonn, Düsseldorf, Gelsenkirchen und anderen Städten nie begegnet." Die Künstler kritisieren auch die Stadt: "Hiermit dürfen wir Sie mit Nachdruck darum bitten, dafür Sorge zu tragen, dass zukünftig den Rechten nicht gestattet wird, an diesem Platz, wo Plakatwand und Intarsie den Wunsch der Bevölkerung nach respektvollem Miteinander repräsentieren, ihre hetzerischen und menschenverachtenden Parolen vortragen können." Seitens der Stadt könne mehr getan werden.

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Foto: dapd

Mielke-Westerlage antwortete gestern, in ihrer Rede habe sie bereits deutlich gemacht, dass sie den Ort der NPD-Demo vor der Plakatwand "Künstler gegen Ausländerfeindlichkeit" mit der Bodenintarsie für geschmacklos halte. "Allerdings sind Demonstrationen gegenüber der Stadt weder anzeige- noch genehmigungspflichtig", betonte die Bürgermeisterin. "Die Genehmigung ist alleinige Aufgabe der Kreispolizeibehörde, die hierzu auch keine Stellungnahme der Stadt einholt, sondern auf Grundlage des Versammlungsrechts entscheidet."

(RP)
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