Meerbusch Landwirte sorgen sich um Anbauflächen

Meerbusch · Investoren setzen immer mehr auf Land als Kapitalanlage, hinzu kommt der steigende Bedarf an Flächen für Industrie und Wohnraum. Jetzt schlagen die Landwirte Alarm und warnen vor dem weiteren Verlust von Flächen.

Meerbusch: Landwirte sorgen sich um Anbauflächen
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Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Laut Kommunalprofil des Statistischen Landesamtes IT.NRW ist die Landwirtschaftsfläche im Stadtgebiet seit 2006 um 3,6 Prozent zurückgegangen. Das entspricht einem Verlust von 1288.000 Quadratmetern landwirtschaftlicher Fläche. Das entspricht einer Fläche von 2015 Fußballfeldern mit einer üblichen Größe von 100 mal 60 Metern, also 6000 Quadratmetern.

Meerbusch liegt damit zwar im NRW-Landestrend. Aber die Stadt wächst und sucht neue Flächen für die Ansiedlung für Gewerbe, zudem besteht Bedarf an zusätzlichem Wohnraum. Beides spricht für den Standort - und dennoch gibt es eine Kehrseite: Die Landwirte sind in Sorge, dass landwirtschaftliche Flächen in Meerbusch weiter reduziert werden. Eine Entwicklung schürt die Befürchtungen: Großinvestoren setzen zunehmend auf Land als Kapitalanlage. Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, schlägt Alarm: "Wir brauchen die Flächen, um die Ernährung sicherzustellen", sagt er.

Michael Gorgs, Sprecher der Stadt Meerbusch, kennt das Problem. "Um die offene Struktur und die Lebensqualität in Meerbusch zu erhalten, setzt die Stadt gegen den drohenden Freiflächenverlust nach wie vor auf eine Innenverdichtung der Stadtteile", sagt er. Nichts desto trotz brauche auch Meerbusch neue Flächen für Gewerbe, um zukunftsfähig zu bleiben. "Auch die Nachfrage nach Wohnraum steigt bei uns weiter - hier müssen wir besonnen planerisch reagieren, um ein Gleichgewicht zwischen allen Anforderungen zu halten."

Landwirt Heinrich Leuchten aus Ilverich beobachtet die Entwicklung kritisch. "Das eigentliche Problem haben die Bauern, die städtisches Land pachten", sagt er. "Die Bauern, die ihr eigenes Land als Bauland für Wohn- und Gewerbegebiete verkaufen, profitieren." Denn die Stadt, erklärt Leuchten, müsse ungefähr die gleiche Anzahl an Grünflächen schaffen, die durch den Neubau von Wohn- oder Gewerbegebieten wegfallen. "Das geht auf Kosten der Bauern, die zusätzlich Land von der Stadt pachten und die Flächen liegen lassen müssen. Die Flächen werden also immer knapper, obwohl die Bauern den ökonomischen Druck haben, wachsen zu müssen."

Wolfgang Wappenschmidt setzt deshalb auf die Zusage der Parteien, dass die bäuerliche Landwirtschaft erhalten werden muss. Rückendeckung gibt es zudem von Karl-Heinz Florenz. Der CDU-Europaabgeordneten für den Niederrhein spricht Klartext: "Täglich gehen der Landwirtschaft 75 Hektar Fläche verloren. Das entspricht der Größe eines mittelgroßen Betriebs am Niederrhein." Diese Aussage bezieht sich auf ganz Deutschland. Umwidmung, Bebauung, auch Stilllegung sind im Spiel, wenn die landwirtschaftliche Fläche zusehends schrumpft. Jetzt kommen Spekulanten hinzu. "Mich beunruhigt, dass externe Investoren Hunderte Hektar kaufen und damit spekulieren", sagt Florenz. Vor noch gar nicht langer Zeit sei dafür ein Euro pro Quadratmeter aufzubringen gewesen, heute würden die Preise auf zehn Euro pro Quadratmeter hochschnellen.

Auch Wolfgang Wappenschmidt betont, dass sich die gegenwärtige Niedrigzinsphase auswirke. "Viele Nichtlandwirte suchen sichere Anlagemöglichkeiten und gehen deshalb in Immobilien und Land." In einer ländlich geprägten und dicht besiedelten Gegend wie dem Niederrhein wüssten die Menschen, dass Boden ein knappes Gut sei. Zudem wachse die Gefahr, dass durch Versiegelung und Verstädterung immer mehr Flächen für die Bewirtschaftung verloren gehen.

Hinweis: In einer früheren Version stand, dass die Landwirtschaftsfläche im Stadtgebiet seit 2006 um 3,6 Prozent zurückgegangen ist. Das entspräche einem Verlust von 1288 Quadratmetern landwirtschaftlicher Fläche. Das ist nicht korrekt. Wir haben den Fehler korrigiert.

(RP)
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