Meerbusch Määz, Mädsche und der Minister

Meerbusch · Zum Mundartstammtisch des Heimatkreis Lank mit Johannes Toups kam auch Finanzminister Norbert Walter-Borjans ins Haus Latum.

 Johannes Toups bietet Minister Norbert Walter-Borjans seinen Platz beim Treffen des Heimatkreises Lank an. Foto:

Johannes Toups bietet Minister Norbert Walter-Borjans seinen Platz beim Treffen des Heimatkreises Lank an. Foto:

Foto: heimatkréis

Beim Mundartstammtisch unter dem Motto "Möt d'r Heimatkreis 20 Johr Länkter Platt" mit Vertällekes von Johannes Toups und der Begleitung von Wolfgang Beeck (Klarinette) und Alfons Hansen (Akkordeon) lassen sich nicht nur die Mitglieder des Heimatkreises sehen. Auch NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans kommt vorbei.

In Anzug und Krawatte nimmt er unter den 80 Gästen mit Heimatkreis-Vorsitzenden Franz-Josef Radmacher im "Haus Latum" Platz, greift zu den Lied-Texten und stimmt in "Meld wärme Löffkes wehen do buute" oder "Em Määz lött der Buur wi-er sinn Pettsches e-russ" ein. Erst dann unterbricht "Mundartpapst" und Stammtischleiter Johannes Toups seine Vorträge im "schönste Platt am Rhin" und heißt den Ehrengast willkommen.

Schließlich hat der in Lank aufgewachsene Walter-Borjans als Gruß zum Start ins Jahr 2017 einen Brief in Mundart an den Heimatkreis Lank geschickt. Und er lässt es sich nicht nehmen, ihn selbst am Mikrofon zu verlesen. "Wenn et ääves jeht, dann koom esch im Määz ens wier kieke" lautet der letzte Satz des Briefes.

Und dieses Versprechen löste der viel beschäftigte Minister jetzt ein. Als Dank bekommt er ein Bild mit Lanker Motiven überreicht. "Platt spreke hält jung" findet der 82-jährige Toups und unterstreicht diese Aussage mit rund 90 Minuten kurzweiliger Unterhaltung in "osser Platt". Er erzählt unter dem Gelächter des Publikums von Becker Hennes, seiner Schwester Fina und dem Schuursand, trägt Vertällekes von Lintermanns vor, erinnert mit "Jong fefreijt hät nie gereut" an alte Weisheiten oder an die Zeit vor den Discountern mit dem Einkauf von "Winkelsware".

Spätestens jetzt entschließt sich Norbert Walter-Borjans, die Krawatte abzulegen. Er fühlt sich sichtlich wohl und sagt: "Mundart verlernt man nicht. Das ist wie beim Fahrradfahren. Die schriftliche Version ist allerdings schwieriger. Deshalb könnte der Brief Fehler enthalten." Seit 36 Jahren lebt er in Köln und findet: "Das Kölsch ist dem Länker Platt ähnlich. Trotzdem - meine Muttersprache bleibt mir wichtig."

Das ist einer der Gründe, warum der Finanzminister so häufig wie möglich nach Lank-Latum kommt. Hier nutzt er die Gelegenheit, um über alte Zeiten zu sprechen. Vielleicht ist er beim nächsten Stammtisch "am Mooondar, derr 12. Juni hej en Huus Lotum" wieder dabei. Das hofft Johannes Toups, der sich nach dem Lank-Latumer Heimatlied mit dem Text von Karl Schmalbach und dem Refrain "Wie schön bist du o Heimat wie schön du Niederrhein, wie schön os Lonk on Lotem" auch von dem Ehrengast verabschiedet.

(mgö)
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