Meerbusch Meerbuschs Flüchtlingsheime sind voll

Meerbusch · Die vielen internationalen Krisen und Kriege sorgen dafür, dass sich in Meerbusch die Flüchtlingszahlen gegenüber dem Vorjahr verdoppelt haben. Die Stadt schließt den Neubau eines Flüchtlingsheimes nicht mehr aus.

 Rund 100 Flüchtlinge wohnen derzeit im Asylbewerberheim Am Heidbergdamm in Lank, weitere 90 an der Cranachstraße in Büderich. "Mehr können wir dort nicht unterbringen", sagt Bettina Scholten von der Stadtverwaltung.

Rund 100 Flüchtlinge wohnen derzeit im Asylbewerberheim Am Heidbergdamm in Lank, weitere 90 an der Cranachstraße in Büderich. "Mehr können wir dort nicht unterbringen", sagt Bettina Scholten von der Stadtverwaltung.

Foto: Dackweiler

Wöchentlich kommen neue Flüchtlinge nach Meerbusch. Die beiden festen Unterkünfte, über die Meerbusch verfügt, sind voll. "Insgesamt sind es aktuell gut 260 Flüchtlinge", berichtet Bettina Scholten, stellvertretende Bereichsleiterin Soziale Hilfen und Jugend. Das sind doppelt so viele wie im Vorjahr. Davon wohnen gut 100 am Heidbergdamm in Lank und etwa 90 in der Cranachstraße in Büderich. Die Menschen in beiden Häusern seien stark zusammengerückt. "Mehr können wir dort nicht unterbringen", betont Scholten. "Deshalb nutzen wir jetzt auch in die Häuser an der Strümper Straße in Osterath, die ansonsten für den Obdach vorgesehen sind." Hier würden speziell Familien untergebracht.

"Wir suchen ständig nach weiteren Unterkunftsmöglichkeiten", erklärt Michael Gorgs, Pressesprecher der Stadt. "Im städtischen Besitz haben wir allerdings nur wenig Wohnraum, den wir ohne Vorbereitung nutzen können." Noch seien die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. Deshalb sind im Entwurf des Haushalts für 2015 auch derzeit keine Gelder für Neubauten vorgesehen. Jedoch könne keiner abschätzen, wie sich die Zahlen entwickeln. Zurzeit seien es zehn bis 15 neue Flüchtlinge pro Monat.

"Meerbusch ist mit drei halben sozialpädagogischen Kräften am besten aufgestellt im Kreis Neuss", berichtet Scholten. Dadurch könne eine Betreuung vor Ort anboten werden. Sie wird stark nachgefragt. "Das Arbeiten ändert sich", meint Ute Bishop von der Flüchtlingsberatung der Diakonie und bedauert: "Wir haben immer weniger Zeit für den Einzelnen."

Sie empfinde die volle Belegung als sehr belastend. Viele derer, die jetzt in Zimmern zusammenwohnen, beherrschen nicht die Sprache des anderen. Natürlich werde darauf geachtet, dass die Bewohner ethnisch zueinander passen. Die meisten, die derzeit kommen, sind junge Männer zwischen 20 und 25 Jahren. Sie stammen aus allen Ländern: etliche aus Afrika - Mali, Guinea, Kongo -, andere aus Syrien, Irak, Afghanistan, China, auch einige aus Serbien.

2014: Erschütternde Bilder von der syrisch-türkischen Grenze
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Viele der Neuen sprechen weder Deutsch, Englisch noch Französisch. Notwendig seien jetzt Sprachen wie Italienisch, Arabisch, Russisch oder chinesisch, sagt Bishop. "Wir brauchen dringend Menschen, die in diesen Sprachen helfen können.". So genannte Sprachlotsen, die im Umgang mit Flüchtlingen geschult seien, gebe es bereits in Düsseldorf und Neuss.

Etwa 75 junge Männer wohnen in dem Festbau am Heidbergdamm. Sie stecken noch im Anerkennungsverfahren. Erst wenn das positiv entschieden wird, dürfen sie an Integrationskursen teilnehmen. "Am liebsten würden sie sofort Deutsch lernen", berichtet Bishop. Doch das sei im Moment noch nicht möglich. Im Haus biete zwar eine Ehrenamtlerin einen Deutschkursus an. Doch der sei für Fortgeschrittene. "Vielleicht wird ein Anfängerkursus in diesem Monat möglich", hofft Bishop. "Ohne Deutschkenntnisse können sich die jungen Männer auch nicht in Sportvereinen verständigen." Die Vereine seien jedoch sehr entgegenkommend, ist Bishops Erfahrung. Gerade im Winter wissen die Menschen nicht, was sie den ganzen Tag anfangen sollen. Bishop: "Wir versuchen zu vermitteln, so gut es geht."

(RP)
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