Meerbusch Meerbuschs Müllmenge auf Allzeit-Tief

Meerbusch · Nie gab es in Meerbusch ein geringeres Abfallaufkommen als im vergangenen Jahr. Die Einwohner trennen fleißig. Aber eine Garantie für weiter sinkende Müllgebühren ist das nicht — im Gegenteil

Seit Jahren sinkt in Meerbusch die Abfallmenge. Im vergangenen Jahr erreichte sie nun einen neuen Tiefststand: Mit einer Gesamtmenge von 28 001 Tonnen wurde im Jahr 2013 rund ein Prozent weniger Müll produziert als noch im Jahr 2012. Und: 62 Prozent der Meerbuscher Abfälle werden verwertet. Nur 38 Prozent der Abfallmengen sind Restabfälle, die in der Mülldeponie verbrannt werden.

"Das Restabfallaufkommen liegt in Meerbusch um 14,2 Prozent unter dem Kreisdurchschnitt", freut sich Meerbuschs Erste Beigeordnete, Angelika Mielke-Westerlage. "Das Aufkommen der Wertstoffe Bio- und Grünabfall, Altpapier und Elektroschrott liegt dagegen erheblich über dem Kreisdurchschnitt."

Gesunken ist das Meerbuscher Abfallaufkommen bei Schadstoffen (minus 8,9 Prozent), beim Elektroschrott (minus 8,0 Prozent), beim Bioabfall (minus 5,2 Prozent), beim Sperrgut (minus 2,4 Prozent) und beim Grünabfall (minus 1,2 Prozent).

Zwei Gründe nennt die Meerbuscher Stadtverwaltung für das Minus in einigen Bereichen: Zum einen hat der lange Winter 2013 für weniger Bio- und Grünabfälle gesorgt, zum anderen hat die Stadt Meerbusch nach wie vor ein Problem mit dem Diebstahl von Elektrogeräten. Weil die Metallpreise hoch sind, entwenden Unbefugte die für die Abholung bestimmten Kühlgeräte. Gestiegen ist das Abfallaufkommen bei der über die gelbe Tonne entsorgten Menge der Leichtverpackungen (plus 6,4 Prozent). Die übrigen Abfallmengen blieben 2013 nahezu konstant.

Die Hoffnung, dass geringere Abfallmengen auch zu einer Senkung der Abfallgebühren führen werden, wird sich aber voraussichtlich nicht erfüllen. Zum einen, weil die Entsorgung der Abfälle selbst zwar einen großen, aber eben nur einen Teil der Gebühren ausmacht. Denn die Dienstleistung, dass Mülltonnen geleert werden, fließt ebenfalls in die Kalkulation ein. Sie macht rund ein Fünftel der Kosten aus. Angesichts der demographischen Entwicklung werden diese Kosten mittelfristig auf weniger Bürger umgelegt. Steigende Gebühren dürften die Folge sein.

Aktuell sind Meerbuschs Müllgebühren die niedrigsten im Rhein-Kreis Neuss. Seit 2008 sind die Abfallentsorgungsgebühren stetig gefallen, dieses Jahr blieben sie konstant. Auch, weil Meerbuschs Bürger im Jahr 2011 insgesamt rund 225 000 Euro zu viel an Gebühren bezahlt hatten. Diese Summe wurde in diesem Jahr in die Kalkulation mit eingestellt.

Ein weiterer Punkt könnte ebenfalls die Müllgebühren in die Höhe treiben. Die rot-grüne Landesregierung sieht in ihrem Entwurf des Abfallwirtschaftsplanes vor, dass Siedlungsabfälle des Rhein-Kreises Neuss in Müllverbrennungsanlagen in der "Region Rheinland" entsorgt werden müssen. Zu der zählen beispielsweise die rund 70 Kilometer entfernten Müllverbrennungsanlagen in Aachen und Bonn. Nicht zulässig wäre hingegen die Entsorgung des Mülls in Wuppertal — obwohl die Müllverbrennungsanlage nur 37 Kilometer entfernt liegt.

Für die Verwertung und Beseitigung des Hausmülls ist der Rhein-Kreis Neuss (RKN) zuständig. Der Rhein-Kreis hat einen Entsorgungsvertrag mit der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN), Grevenbroich, abgeschlossen, der noch bis Ende 2016 läuft. "Wenn wir nicht mehr den günstigsten Anbieter wählen können, ist eine Senkung der Müllgebühren für die Bürgerinnen und Bürger kaum zu verwirklichen", befürchtet Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (CDU). Das Land versuche, in die kommunale Selbstverwaltung einzugreifen und die Abfallströme zu lenken, um so den Preisverfall nicht ausgelasteter Anlagen zu stoppen. "Das ist Planwirtschaft statt Wettbewerb."

(RP)
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