Meerbusch Mehr Geld für die Flüchtlingsbetreuung

Meerbusch · Die Politik diskutiert über die Fortsetzung zweier "Brückenprojekte" in Osterath und Büderich. Im Kindergarten des Vereins "Meerbusch hilft" lernen Kinder aus Flüchtlingsfamilien den ganz normalen Alltag kennen.

Andrea Schmidt-Fuhrmann (l.) und Felizitas Prothmann kümmern sich als Fachkräfte von Meerbusch hilft um den Nachwuchs.

Andrea Schmidt-Fuhrmann (l.) und Felizitas Prothmann kümmern sich als Fachkräfte von Meerbusch hilft um den Nachwuchs.

Foto: Dackweiler

Zum Frühstück gibt es Weckmänner, Obst und Gemüse für Ali, Masha, Rabia und die Zwillinge Zemen und Smiret. Die fünf Kinder, die den Kindergarten des Brückenprojekts besuchen, kommen aus Eritrea, Syrien und Afghanistan. Sie wohnen mit ihren Eltern in der Flüchtlingsunterkunft an der Fröbelstraße. In dem alten Schulgebäude hat der Verein "Meerbusch hilft" einen Kindergarten der besonderen Art ins Leben gerufen: einen "Miniatur-Kindergarten", wie Koordinator Ulli Dackweiler ihn nennt. Zwischen 9 und 12 Uhr werden dort Kinder zwischen zwei und sechs Jahren auf den richtigen Kindergarten oder, wenn sie alt genug sind, auch auf die Grundschule vorbereitet.

Der Kindergarten ist Teil des Brückenprojekts "Kinderbetreuung in besonderen Fällen für Kinder aus Flüchtlingsfamilien und vergleichbaren Lebenslagen". Die teilnehmenden Kinder und Familien sollen an die Gesellschaft herangeführt werden und die deutsche Sprache lernen. "Anfangs hatten wir viele Wegläufer," sagt Dackweiler und meint damit Kinder, die mittendrin einfach nach Hause gehen wollten. Die Kinder seien inzwischen daran gewöhnt, von der Begrüßung bis zum Abschlusslied zu bleiben.

Die positive Entwicklung bestätigt auch Frank Maatz, Erster Beigeordneter der Stadt Meerbusch, in seinem Bericht für den Jugendhilfeausschuss, der am Donnerstag, 23. November (17 Uhr, Sitzungssaal, Dr. Franz-Schütz-Platz), tagt. Die Kinder fänden sich trotz anfänglicher sprachlicher Hindernisse schnell in die Gruppenstruktur ein, heißt es in dem Bericht. Positive Rückmeldungen gäbe es auch seitens der Kindergärten, die ehemalige "Brückenkinder" bereits übernommen haben. "Das Projekt erfüllt offensichtlich die gestellten Anforderungen", heißt es. Aus diesem Grund, und angesichts des Bedarfs, wurde zusammen mit "Meerbusch hilft" und in Abstimmung mit der Flüchtlingshilfe Büderich ein weiteres Brückenprojekt initiiert. Die Fördermittel für das Projekt am Hülsenbuschweg kommen vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) und wurden kurzfristig Ende Oktober mit 6300 Euro finanziell unterstützt. Beide Projekte sollen auch 2018 fortgeführt werden, die Anträge für jeweils 45.000 Euro sind gestellt.

In der Kinderbetreuung an der Fröbelstraße sorgen Tagesmutter Andrea Schmidt und Sozialpädagogin Felizitas Prothmann dafür, dass die Kinder, die aus unterschiedlichen Kulturen kommen, einen gemeinsamen Nenner finden. Die meisten Kinder hätten vorher noch nie einen Kindergarten gesehen und wüssten gar nicht, wie ein geregelter Tagesablauf aussieht. Das gemeinsame Essen, Spielen und Aufräumen, natürlich komplett auf deutsch, sei gelebte Integration.

Bei Reimen und Singen machen alle fünf Kinder auch kräftig mit: "Piep, Piep, Piep, Guten Appetit!" heißt es vor dem Frühstück. Nach dem Essen helfen alle mit, den Tisch abzuräumen, danach darf wieder an den Martinslaternen gebastelt werden. Zum Abschluss geht es mit "Ich geh mit meiner Laterne" im Raum um den Tisch.

Der positive Effekt des täglichen Miteinanders färbe auch auf die Eltern ab, erklärt Ulli Dackweiler. Viele Eltern nutzten den Kindergarten als Treffpunkt, wenn sie ihre Kinder bringen oder abholen.

Der Effekt halte sogar darüber hinaus an: Ob Elternabende oder Schulfeste, Eltern von mittlerweile gut integrierten Kindern beteiligten sich auch selbst mehr. "Da gibt es dann neben dem klassischen Kuchen plötzlich auch syrisches Gebäck."

(RP)
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