Meerbusch Mit dem Radarwagen auf Raserjagd

Meerbusch · Zwei Radarwagen besitzt der Kreis Neuss. Mit ihnen überführt die Bußgeldstelle Autofahrer, die sich nicht an die zulässige Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Wir haben einen Radarwagen-Fahrer bei seinem Einsatz begleitet.

 Mit dieser Kamera werden die Autofahrer aus dem Rhein-Kreis "geblitzt". Für die Beamten im Radarwagen ist es nicht immer ein leichter Job - denn viele Temposünder machen ihrem Ärger vor Ort Luft.

Mit dieser Kamera werden die Autofahrer aus dem Rhein-Kreis "geblitzt". Für die Beamten im Radarwagen ist es nicht immer ein leichter Job - denn viele Temposünder machen ihrem Ärger vor Ort Luft.

Foto: Lothar Berns

Richard Schulz* sucht seinen Zollstock. Im Fußbereich des Beifahrersitzes findet er ihn. Das heißt: Dort wo sonst der Beifahrersitz ist. In dem silbernen Wagen, der die Arbeitsstelle des Beamten ist, befindet sich stattdessen eine Armatur mit zwei Bildschirmen und etlichen Knöpfen, die über Kabel mit einer Kamera in der Windschutzscheibe verbunden ist.

Schulz fährt einen der zwei Radarwagen, mit denen der Rhein-Kreis Temposünder überführt. Gerade hat er ihn an der Kölner Straße in Neuss abgestellt. Nun überprüft er mit seinem Zollstock, ob der Wagens wirklich parallel zur Straße steht. "Der Winkel zur Straße muss stimmen, damit die Messung exakt ist", erklärt er. Nach kurzem Rangieren steht der Wagen perfekt. Nun klemmt Schulz den Blitz vors Lenkrad in die Windschutzscheibe und stellt die Belichtung der Kamera richtig ein. Er macht ein Kalibrierungsfoto, damit vor Gericht nachgewiesen werden kann, dass alles korrekt abgelaufen ist. Vom Rücksitz aus arbeitet Schulz die weiteren Formalitäten ab: Er füllt ein "Messprotokoll" aus, gibt einen Code in die Armatur ein und stellt die Höchstgeschwindigkeit ein. An der Kölner Straße sind 50 Stundenkilometer erlaubt. Die Kamera löst erst bei Tempo 60 aus. "Damit sind wir noch sehr fair", findet Wolfgang Groß, seit Februar Leiter der Bußgeldstelle des Kreises. "Theoretisch könnten wir ab einer gemessenen Geschwindigkeit von 56 Stundenkilometern blitzen." Auch darüber hinaus versucht sein Kollege Richard Schulz, fair zu sein. "Ich versuche, mich für die Autofahrer gut sichtbar hinzustellen", sagt der Radarwagenfahrer. Heute ist das besonders leicht, da kein anderes Auto auf dem Seitenstreifen steht. Eigentlich ist der Radarwagen kaum zu übersehen. Dennoch werden er in der nächsten Stunde 13 Autos geblitzt.

Schulz stellt seine Anlage "scharf", wie er sagt. Die Radaranlage sendet nun kleine Radarwellen aus. Anhand dessen, wie schnell sie von einem Auto zurückgeworfen werden, kann das System in Bruchteilen von Sekunden die Geschwindigkeit der Fahrzeuge ermitteln. "Jedes Auto wird innerhalb kürzester Zeit drei Mal gemessen. Das Gerät verwendet die geringste gemessene Geschwindigkeit", erklärt Wolfgang Groß. Die Radarwagen des Kreises messen dabei in beide Fahrtrichtungen. Durch gezieltes Umschalten der Anlage kann Schulz so auch Motorradfahrer blitzen, bei den ja nur hinten ein Nummernschild angebracht ist.

Nach nicht einmal einer Minute löst die Anlage zum ersten Mal aus. Ein zartes Ploppen des Blitzes und das leise Klicken der Kamera zeugen davon. Eine Sekunde später erscheint das Foto auf der Armatur. Ein Kleinwagen wurde mit Tempo 61 gemessen. Nach Abzug der Toleranz bleibt eine Übertretung von acht Stundenkilometern Das Bußgeld beträgt 15 Euro.

Eine Viertelstunde später gibt es den ersten größeren Verstoß. "Achtung, der ist zu schnell", sagt Richard Schulz, kurz bevor es blitzt. Der Kombi wird mit Stundenkilometern zu viel auf dem Tacho erwischt. "Das kostet ihn 80 Euro und einen Punkt", sagt Groß. Kurze Zeit später hält ein Fahrer vor dem Radarwagen und sucht das Gespräch mit Richard Schulz. "Es kommt häufig vor, dass Leute bei mir vorbei kommen", sagt Schulz. In diesem Fall bleibt alles ruhig, doch das sei nicht immer so. "Viele sind aufgebracht und sehen uns als Abzocker", sagt Schulz. Zwei Mal wurde er bereits körperlich angegangen. Einmal warf jemand einen 30 Zentimeter dicken Stein auf den Radarwagen. Ein anderes Mal riss jemand die Tür auf, schlug auf Schulz ein und brach ihm den Kiefer. Auch deshalb möchte der Radarwagenfahrer seinen echten Namen nicht in der Zeitung lesen. Wolfgang Groß kennt die Vorwürfe: "Die Leute übersehen, dass sie den Fehler begangen haben und zu schnell gefahren sind", sagt er.

Info * Name geändert

(RP)
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