Spd-Herbstempfang Münteferings Wohlfühl-Stunde in Meerbusch

Meerbusch · Wie macht das dieser Franz Müntefering das nur immer? Fesselt mit ein, zwei lockeren Sprüchen sein Publikum, unterhält es gut, vermittelt trotzdem ernste Botschaften.

 Bei der Ehrung langjähriger Genossen: Meerbuschs SPD-Vorsitzende Heidemarie Niggeloh, Siamak Pourhassan (zehn Jahre), Jürgen Gromek (50 Jahre), der frühere Vizekanzler Franz Müntefering, Matthias Müller (50 Jahre) und der frühere Meerbuscher Bürgermeister Lothar Beseler (40 Jahre).

Bei der Ehrung langjähriger Genossen: Meerbuschs SPD-Vorsitzende Heidemarie Niggeloh, Siamak Pourhassan (zehn Jahre), Jürgen Gromek (50 Jahre), der frühere Vizekanzler Franz Müntefering, Matthias Müller (50 Jahre) und der frühere Meerbuscher Bürgermeister Lothar Beseler (40 Jahre).

Foto: Ulli Dackweiler

Wie macht das dieser Franz Müntefering das nur immer? Fesselt mit ein, zwei lockeren Sprüchen sein Publikum, unterhält es gut, vermittelt trotzdem ernste Botschaften.

Beim gestrigen Herbstempfang der Meerbuscher Sozialdemokraten im Jugendcafé erinnerte der frühere Vizekanzler und SPD-Vorsitzende beispielsweise an den ersten SPD-Vorsitzenden August Bebel. "Bei dem hat eine Rede immer mindestens viereinhalb Stunden gedauert. Dann hat er eine Pause gemacht und in einem zweistündigen Vortrag das Wichtigste noch einmal zusammengefasst." So werde er es nicht halten, kündigte der 74-Jährige an, sehr zur Freude der zahlreichen Gäste.

In einem kurzen Vortrag streifte der SPD-Politiker die Herausforderung einer stetig steigenden Weltbevölkerung, die Energiewende und den demographischen Wandel. "Die Probleme der Welt lösen können wir an diesem Vormittag in Meerbusch nicht", beruhigte Müntefering - und reichte doch den einen oder anderen kleineren oder größeren Lösungsansatz nach. Neue Medien? "Nutzen, aber darüber das Gespräch nicht vergessen", mahnte der Sauerländer. "Das Gespräch ist ganz wichtig.

Nur wenn wir miteinander reden, nötigenfalls auch streiten, können wir zu Kompromissen kommen." Die seien zwar wenig gut gelitten, aber: "Wenn mir einer sagt: Die SPD ist hundertprozentig, weiß ich: Das ist Quatsch. Ich kenn' doch die SPD." Müntefering war auch nach Meerbusch gekommen, um die Menschen zu ehren, die der Sozialdemokratie schon länger die Treue halten. Für 50 Jahre Mitgliedschaft zeichnete er Jürgen Gromek und Matthes Müller aus. Siegfried Lau, der ebenfalls 50 Jahre Mitglied der SPD ist, war wegen eines Krankenhausaufenthaltes verhindert. "1964 - da hatte die SPD noch nie regiert. Drei Jahre zuvor hat ein 47 Jahre alter Willy Brandt gegen den 84-jährigen Konrad Adenauer verloren. Ein Jahr später koalierte die SPD erstmals mit der FDP im NRW-Landtag.

Das war damals eine Sensation." Für 40 Jahre SPD-Mitgliedschaft dankte Müntefering dem ehemaligen Meerbuscher Bürgermeister Lothar Beseler. "1974 - das war die interessanteste Zeit für die SPD. Die berühmte ,Willy wählen'-Kampagne lag gerade mal zwei Jahre zurück." Müntefering erinnerte sich an seinen damaligen Wahlkampf im Sauerland. "Wir haben einen Autokorso gestartet, der war zwölf Kilometer lang." Angemeldet sei nichts gewesen. "Heute würde man dafür wahrscheinlich verhaftet und standrechtlich erschossen." Auf zehn Jahre Mitgliedschaft in der SPD kann Siamak Pourhassan zurückblicken. "Damals war es attraktiv, in die SPD einzutreten", sagte Müntefering grinsend. "Natürlich, weil damals Gerhard Schröder und ich regiert haben - und die Rente mit 67 noch nicht beschlossen war."

Bei den ehemaligen Ratsmitglieder Rainer Grund und Dieter Jüngerkes und der früheren Fraktionsvorsitzenden Ilse Niederdellmann bedankte sich die Meerbuscher SPD-Vorsitzende Heidemarie Niegeloh mit persönlichen Worten und einem Gutschein für das Forum Wasserturm, welcher in der nunmehr gewonnenen Freizeit gut eingesetzt werden kann. Sonja Bertini war der Einladung ebenfalls gefolgt. Die Vorsitzende bedankte sich auch bei ihr für den Einsatz und die Bürgermeisterkandidatur. Neben Sozialdemokraten waren auch zahlreiche weitere Gäste beim Herbstempfang, darunter Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage, Bürgermeister Leo Jürgens, der Büdericher Pfarrer Norbert Berning und der CDU-Fraktionsvorsitzende Werner Damblon. Martin Röse

(RP)
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