Meerbusch Nachhilfe für Flüchtlingseltern

Meerbusch · In Meerbusch gehen viele Kinder mit Migrationshintergrund zur Schule. Die Eingewöhnung fällt dabei oft nicht leicht. Vereine wie der OBV Meerbusch und "Meerbusch hilft" unterstützen die Schüler, aber auch die Eltern.

 Fida Soubaiti-El-Ali stammt aus dem Libanon und setzt sich in Meerbusch als Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte des OBV vor allem für Grundschulkinder in Meerbusch ein. Beim ersten Vortrag des Projekts "SchUBI" war sie dabei.

Fida Soubaiti-El-Ali stammt aus dem Libanon und setzt sich in Meerbusch als Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte des OBV vor allem für Grundschulkinder in Meerbusch ein. Beim ersten Vortrag des Projekts "SchUBI" war sie dabei.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

In der Aula der Pastor-Jacobs-Schule in Lank wird Arabisch gesprochen. Eine Stunde dauert der Vortrag von M. Samir Bittar, vereinzelt sind deutsche Wörter zu hören. "Antibiotika" zum Beispiel, oder "Masern". Der Arzt für Kinderheilkunde aus Meerbusch spricht an diesem Tag über Hygiene, Kinderkrankheiten und Infektionsverhütung. 15 Eltern aus dem arabischen Raum hören aufmerksam zu, sie sind als Flüchtlinge nach Meerbusch gekommen, ihre Kinder besuchen Grundschulen. "Es ist wichtig, dass Eltern über Impfungen, Hygiene, Kinderkrankheiten und Infektionsverhütung Bescheid wissen. Nur so ist die Gesundheit der Familie garantiert", sagt Bittar.

Der Vortrag ist Teil des neuen Projekts "SchUBI". Das steht für "Schulische Unterstützung in Bildungsfragen interkulturell". Ins Leben gerufen hat es die Pastor-Jacobs-Schule gemeinsam mit Fida Soubaiti-El-Ali vom OBV Meerbusch. "Die Eingewöhnung für Eltern und Kinder mit Migrationshintergrund an den Meerbuscher Grundschulen ist nicht leicht, vielen Flüchtlingen mangelt es an grundlegenden Kenntnissen", sagt Elisabeth Funke, pädagogische Leiterin beim OBV.

Deshalb haben sie sich gemeinsam Vortragsthemen überlegt, die den Bedürfnissen der Schüler mit Migrationshintergrund entsprechen und die die Eingewöhnung und die Integration der Grundschulkinder erleichtern sollen. Außer medizinischen Fragen wird das Schulsystem in NRW Thema sein, ebenso das Jugendamt als Ansprechpartner für Eltern, Erziehungsfragen für einen neuen Start in einer anderen Kultur und die Notwendigkeit der Sexualkunde für ältere Kinder.

"Ich wusste schon lange, dass ein Projekt wie dieses nötig war", sagt Soubaiti-El-Ali. "Meine Rolle ist es, zwischen Familie und Kultur zu vermitteln. Es reicht nicht, wenn Kinder lernen - die Eltern müssen ebenfalls lernen." Die aus dem Libanon stammende Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte des OBV unterstützte von Oktober 2015 bis August 2016 die Kinderbetreuung in den Meerbuscher Notunterkünften, in denen sie ihre Kenntnisse der arabischen Sprache und Kultur einsetzen konnte. Sie ist überzeugt: "Bildung ist der beste Weg zur Integration."

Im Jahr 2016 gingen 359 ausländische Schüler auf Meerbuscher Schulen, davon 155 Grundschüler. Das geht aus dem statistischen Jahrbuch hervor. An dieser Zahl habe sich wenig geändert, sagt Stadtsprecher Michael Gorgs. Die meisten Flüchtlinge, die in Meerbusch leben, stammen aus Syrien, Irak oder dem Iran, erklärt Ulrich Dackweiler vom Verein "Meerbusch hilft". Dort waren die Lebensumstände anders, die Regeln, die Erziehungsmethoden. "Meerbusch hilft" versucht, zu unterstützen: "Wir sind mittendrin und bekommen die kulturellen Unterschiede mit. Es ist wichtig, die Menschen nicht zu verbiegen, sondern sie zu akzeptieren." Viele geflüchtete Familien leben in der Stadt - mit vielen Kindern. Der Verein unterstützt Flüchtlinge auch bei der Wohnungssuche. "Für Familien mit acht Personen eine Wohnung zu finden, ist nahezu unmöglich", sagt Dackweiler. Der Wohnraum in Meerbusch sei sehr begrenzt, viele wohnten noch in den Unterkünften.

Auch das ist ein Problem für die Schulkinder, die in Ruhe lernen oder Hausaufgaben machen möchten: "Teilweise wohnt die ganze Familie in einem Zimmer, einen Rückzugsort gibt es dann nicht", sagt Dackweiler. Überrascht sind die Vereinsmitglieder von "Meerbusch hilft" immer wieder, wie schnell die Kinder Deutsch lernen. "Das ist Wahnsinn: Nach drei Monaten in der Schule sprechen sie nahezu fließend", sagt Dackweiler. "Auch deutsche Regeln wie pünktlich zu sein lernen sie schnell." Optimal sei es, wenn auch Eltern in der Schule eingebunden würden. "Wenn sie bei Elternabenden dabei sind, bei Schulfesten mithelfen, auch wenn sie noch nicht so gut Deutsch sprechen - das ist gelebte Integration."

Der nächste Vortrag für Eltern mit Migrationshintergrund an der Pastor-Jacobs-Schule findet am 20. April um 11 Uhr statt. Dann wird Helga Cloeren, Schulleiterin der Pastor-Jacobs-Schule über das Schulsystem in NRW berichten. Bisher hat der OBV einen Vortrag pro Monat vorgesehen.

(RP)
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