Meerbusch Neubau der Kinderklinik in Osterath eröffnet

Meerbusch · Für 17 Millionen hat die St.-Mauritius-Therapieklinik für Kinder und Jugendliche ein eigenes Klinikgebäude bauen lassen. Nach rund zwei Jahren wurden die neuen Räumlichkeiten gestern eröffnet. Der Nachwuchs ist begeistert.

 Florian trainiert mit Physiotherapeutin Barbara Schweitzer seine Motorik. Der Zwölfjährige hat von Geburt an eine Spastik. Dennoch ist der Jugendliche ein fröhlicher, witziger und vor allem ehrgeiziger Mensch.

Florian trainiert mit Physiotherapeutin Barbara Schweitzer seine Motorik. Der Zwölfjährige hat von Geburt an eine Spastik. Dennoch ist der Jugendliche ein fröhlicher, witziger und vor allem ehrgeiziger Mensch.

Foto: Ulli Dackweiler

Mit einem Ruck richtet Florian seinen Oberkörper auf und stützt sich mit Armen und Knien ab. Obwohl das sehr anstrengend für den Zwölfjährigen ist, lächelt er dabei. Nach seiner Hüftoperation vor rund sechs Wochen hat der Jugendliche große Fortschritte gemacht. "Ich bin stolz darauf, dass ich am Rollator bereits etwa einen halben Kilometer gehen kann", sagt der fröhliche Junge.

 So sieht der Neubau aus. Im Erdgeschoss befindet sich der Therapiebereich, darüber sind die Patientenzimmer.

So sieht der Neubau aus. Im Erdgeschoss befindet sich der Therapiebereich, darüber sind die Patientenzimmer.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Auch wenn er die nächsten Monate täglich ein hartes Training absolvieren muss, fühlt sich Florian in der St.-Mauritius-Therapieklinik sehr wohl. "Hier findet man schnell Freunde", sagt der Zwölfjährige, der bereits zum zweiten Mal Patient in Osterath ist. Die neuen Räumlichkeiten gefallen ihm sehr gut. Er ist einer von 60 Kindern, die in dem rund 4500 Quadratmeter großen Neubau untergebracht werden können. Nach 25 Monaten Bauzeit ist die neue Kinderklinik gestern eröffnet worden.

 Mirac (3) hat viel Spaß mit Musiktherapeutin Astrid Kletke-Drawert. Beim Gitarrespielen vergisst er seine Schmerzen.

Mirac (3) hat viel Spaß mit Musiktherapeutin Astrid Kletke-Drawert. Beim Gitarrespielen vergisst er seine Schmerzen.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

"Der Neubau kommt uns noch riesig vor, da wir aus solch begrenzten Räumlichkeiten kommen. Aber wir sind sehr glücklich", sagt Kinderklinik-Chefärztin Kristina Müller. Denn im Neubau haben Patienten, Ärzte und Therapeuten nun viermal so viel Platz wie zuvor. Zumal nur das vorhandene Equipment mitgenommen wurde. Doch Müller hat Ideen. "Ich würde die Räume gerne thematisch einrichten, etwa einen Behandlungsraum für Handaktivitäten, einen für Lauf- und einen für Balancetraining", sagt sie.

In der Kinderklinik werden Kinder und Jugendliche mit angeborenen oder erworbenen Störungen des Nervensystems behandelt, viele von ihnen haben Spastiken wie Florian oder der kleine Mirac. Der Dreijährige ist ein großer Musikfan.

In der Klinik spielt er auf einem Keyboard. Er wählt verschiedene Rhythmen aus, kann die Lautstärke regulieren und das Gerät auch alleine ein- und ausschalten. Immer wieder lacht der Kleine und strahlt über das ganze Gesicht. "Ich möchte hierbleiben", sagt er zu seiner Mutter, die neben ihm sitzt. Um das Musikinstrument zu bedienen, ist der Dreijährige stehend in eine Haltevorrichtung eingespannt. "Er steht bereits seit zwei Stunden, vergisst aber seine Schmerzen komplett durch die Musik", sagt Musiktherapeutin Astrid Kletke-Drawert.

Bei einem Rundblick durch den Musikraum springt zudem eine schienenförmige Deckenkonstruktion ins Auge. Dort können an verschiedenen Seilzügen Musikinstrumente aufgehängt werden. Auch kann eine übergroße Wiege in Gurte eingespannt werden, die durch das Zupfen der angebrachten Saiten das Gerät in Schwingungen versetzt.

Florian ist fertig mit seinem Einzeltraining, jetzt wird es Zeit für die Schule. Denn in der Klinik werden die Patienten auch unterrichtet. "Ich bekomme meine Unterlagen aus der Schule geschickt", sagt der Zwölfjährige, der in Bochum eine integrative Schule besucht. Mittlerweile darf er in Osterath auch Klassenarbeiten und Tests schreiben. In der Therapieklinik hat er zudem Spaß an Mathe entwickelt. "Ich habe hier einen tollen Lehrer", sagt Florian. Nach dem Unterricht geht es mit weiteren Therapien, Ganggruppen sowie Koch- und Handwerksgruppen bis zum Abend weiter. Es ist anstrengend, "aber es macht mir auch Spaß", sagt er.

Seine Trainerin Barbara Schweitzer ermutigt ihn dabei: "Florian hat enorme Fortschritte gemacht. Er läuft wesentlich sicherer, was ihn von Tag zu Tag selbstständiger macht." Der Zwölfjährige ist sehr ehrgeizig, trainiert gut mit und lehnt auch schon mal eine Pause ab. Stattdessen will er lieber weitermachen. Denn Florian hat sich ein langfristiges Ziel gesetzt: "Ich möchte irgendwann ohne meine Orthesen (Fußstützschienen) laufen können", sagt er.

(RP)
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