Meerbusch Neue Meerbuscher Firma baut Münzpressen

Meerbusch · 125 Jahre besteht das Unternehmen Sack und Kiesselbach bereits. In diesem Jahr zog die Firma von Düsseldorf-Rath nach Langst-Kierst. Hier wird in diesem Monat auch das Jubiläum gefeiert. Produziert werden die Maschinen in Niedersachsen.

 Solche Münzpressen baut Sack und Kiesselbach: Bei dieser Anlage handelt es sich um eine 630 Tonnen Oberkolbenpresse mit Transferanlage zum Medaillenprägen. Sie wurde für die Münze Lima, Peru hergestellt.

Solche Münzpressen baut Sack und Kiesselbach: Bei dieser Anlage handelt es sich um eine 630 Tonnen Oberkolbenpresse mit Transferanlage zum Medaillenprägen. Sie wurde für die Münze Lima, Peru hergestellt.

Foto: S&K

Der japanisch anmutende Garten hinter dem Firmengebäude an der Langster Straße ist der ganze Stolz von Claus-Günther Knorr. Der "Senior" der Firma Sack und Kiesselbach hat ihn fast zwei Jahre lang mit Gartenexperten mit viel Liebe zum Detail geplant und sich Gedanken über jeden Stein, jede Pflanze, jeden Zweig gemacht. Vorher war auf dem Grundstück ein Hof, Knorr kaufte das Gelände vor zwei Jahren - und kümmerte sich als erstes um den Garten, bevor die Bürogebäude geplant wurden. "Und dahinten", zeigt er auf das Ende des Gartens, "da fließt der Kiesselbach." Ist natürlich nur ein Scherz, denn einen Bach diesen Namens gibt es natürlich nicht.

Meerbusch: Neue Meerbuscher Firma baut Münzpressen
Foto: Dackweiler Ulli

Die Geschichte des Unternehmens reicht weit zurück: Es wurde im April 1891 von Hugo Sack und Clemens Kiesselbach als eine Fabrik zur Herstellung von Dampfmaschinen gegründet. Vor dem Ersten Weltkrieg entstand dabei die stärkste Dampfmaschine Europas mit 15.000 PS für die Walzstraße eines Stahlwerkes. 1927 stellte das Unternehmen dann die erste hydraulische Einsenkpresse her und hat sich in der Zwischenzeit mit mehr als 1500 Pressen weltweit einen Namen gemacht. 1974 wurde die eigene Produktion eingestellt. Heute entwickelt die Firma maßgeschneiderte und schlüsselfertige Pressensysteme für Münzen und Medaillen.

Dabei ist das Büro mit Vertrieb und Verkauf seit März diesen Jahres in Langst-Kierst angesiedelt, produziert wird hauptsächlich in der Nähe von Hannover. Bis zum Umzug nach Meerbusch war die Westfalenstraße in Düsseldorf-Rath Heimatadresse für Knorr und Mitarbeiter. Dort wurde bis zum Jahr 1974 in vielen Montagehallen noch produziert. Das alte Firmengelände in Rath wird zu einem modernen Einkaufs- und Wohngebiet umgewandelt.

Günther Knorr stammt eigentlich aus Heilbronn, ist der letzte Träger des Familiennamens Knorr - der Firma, die Lebensmittel herstellt und vor allem durch ihre Tütensuppen berühmt wurde. Er ist auch der Urenkel des Firmengründers Kiesselbach. Seit 1963 gehört Wolfgang Schmitz zum Team von Sack und Kiesselbach. Der Maschinenbautechniker ist auch jenseits des Rentenalters dem Unternehmen treu geblieben und arbeitet im Alter von 76 Jahren immer noch gern im Unternehmen. Er kennt sich gut aus in der Welt der Umformtechnik von Münzen und Medaillen. Er besucht als Repräsentant des Unternehmens die Messen und betreut das weltweite Netzwerk zwischen den Kunden und der Langster Firma.

Der Bau einer Presse dauert ungefähr sechs bis neun Monate. Spezialität und Eigenentwicklung von Sack und Kiesselbach ist die so genannte Einsenkpresse. Es sind aber nicht nur Münzen, die auf den Maschinen geprägt werden: So trägt Wolfgang Schmitz eine auffallende Gürtelschnalle - eben auch auf einer Sack-und-Kiesselbach-Maschine geprägt. Daneben kommen die Pressen auch bei den Zulieferern der Autobauer und zum Beispiel in der Medizintechnik und der Pharmaindustrie zur Herstellung von Tablettenstempeln zum Einsatz.

Eine Anekdote aus der reichhaltigen Firmengeschichte hat Knorr parat: Die staatliche Münzanstalt England brauchte eine Presse, um eine spezielle Münze zu prägen und hatte schon viele ausprobiert - ohne Erfolg, ohne Geschäftsabschluss. Bis sie auf die Maschine aus dem Hause Sack und Kiesselbach stießen. Und genau die war es: Weil die Haare der Queen auf der Münze aus dieser Maschine eben nicht Silber, sondern wie gewünscht und realistisch grau schimmerten. Münzen von allen anderen Pressen hatten das königliche Haar vorher immer Silber gemacht - und das wollte man in Great Britain nicht. Genauso präzise sollte es sein - und so hatte Sack und Kiesselbach einen schönen Auftrag unter Dach und Fach. "Die haben gleich zehn Maschinen gekauft", erinnert sich Knorr.

Der Firmeninhaber freut sich nun mitsamt seinen Mitarbeitern und der Familie schon auf das Jubiläumsfest: Am Samstag, 17. September, findet ab 15 Uhr ein großer Event im Garten mit anschließender Schiffstour ab Kölner Altstadt statt.

(RP)
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