Meerbusch Neue Pflegemängel in Seniorenheimen
Meerbusch · Auch nach der Betriebsuntersagung der Heimaufsicht hat der Medizinische Dienst in den beiden Strümper Seniorenheimem der Marseille-Kliniken AG weitere Pflegemängel festgestellt. Die Heimaufsicht ist machtlos.
Die Heimaufsicht hat erneut schwere Vorwürfe gegen den Betreiber der beiden Strümper Pflegeheime erhoben. Auch nach der ausgesprochenen Betriebsuntersagung, die Ende November in Kraft treten wird, sei es in beiden Heimen weiter zu Pflegemängeln gekommen. Das berichtete jetzt der Leiter des Kreissozialamtes im Meerbuscher Sozialausschuss.
"Die Pflegemängel betreffen unter anderem eine nicht ausreichende Wundversorgung, aber auch Medikamentenvergabe", erklärte Kreissozialamtsleiter Siegfried Henkel. Die erneuten Mängel seien bei Kontrollbesuchen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen aufgefallen — und zwischenzeitlich wieder abgestellt worden. "Es war keine direkte Gefahr in Verzug", betonte Henkel.
Empört reagierten einzelne Politiker, als Henkel erklärte, dass der Heimaufsicht die Hände gebunden seien, die Pflegemängel sofort zu verhindern. "Grundsätzlich ist der Betreiber verpflichtet, die Pflege in der gesetzlich geforderten Qualität zu erbringen", sagte Henkel. "Das letzte und härteste Mittel, das wir als Behörde haben — den Entzug der Betriebserlaubnis —, haben wir aber bereits ausgesprochen."
Ratsherr Michael Bertholdt (FDP) nannte die Heimaufsicht einen "zahnlosen Tiger". "36-mal waren die Prüfer vor Ort, und es kommt weiterhin zu Pflegemängeln." Er wünsche sich eine effektivere Vorgehensweise der Heimaufsicht. Henkel verwies auf die gesetzlich vorgeschriebene Vorgehensweise, die auch dem Betreiber Zeit für Stellungnahmen und Abhilfe gewährt. "So zieht sich das halt — auch wenn uns die Zustände in dem Heim unter die Haut gehen." Bertholdt entgegnete: "Das ist für das Gesetz eine Niederlage."
Für die Heimaufsicht sei das oberste Ziel, dass die 98 Bewohner in den Heimen bleiben können, so Henkel. Die Marseille-Kliniken AG hat angekündigt, den Betrieb an zwei neue Betreiber übertragen zu wollen. Problem: Es gibt personelle Überschneidungen zwischen dem Klinikkonzern und den möglichen Betreibern.
So sei ein Geschäftsführer der Meridias auch Geschäftsführer der Marseille-Kliniken AG. Henkel: "Diese Verbindungen werden in unsere Prüfungen mit einfließen. Wir werden nicht nur prüfen, was im Gesetz steht, sondern möchten neben den üblichen Unterlagen auch ein Krisenkonzept sehen." Bis Mitte Oktober werde Klarheit herrschen, ob die Betriebserlaubnis erteilt werde. Sonst müssen die Bewohner in andere Heime ziehen.