Hubert Krouß "Nicht der Handball, den ich mir vorstelle"

Meerbusch · Der Treudeutsch-Trainer hört nach fünf Jahren als Coach der Verbandsliga-Herren auf. In der Rückrunde stürzte die Mannschaft von der Tabellenspitze. Ein Gespräch über den Abschied.

 Treudeutsch-Trainer Hubert Krouß im Kreise seiner Mannschaft.

Treudeutsch-Trainer Hubert Krouß im Kreise seiner Mannschaft.

Foto: faja

Herr Krouß, Sie haben dem Vorstand von Treudeutsch Lank mitgeteilt, dass Sie Ihren Vertrag als Trainer der Handballer von Treudeutsch Lank nicht verlängern möchten und Ihren Posten zum Saisonende zur Verfügung stellen. Wie kam es zu Ihrem Entschluss?

Hubert Krouß Der Entschluss ist dadurch entstanden, dass wir nicht mehr den Handball spielen, den ich mir vorstelle. Das wurde durch den Erfolg der Hinrunde überdeckt, war für mich aber auch schon zu erkennen, als wir Tabellenführer waren. Wenn man es als Trainer nicht ändern kann, dann sollte es ein neuer versuchen.

Finden Sie den Zeitpunkt nicht unglücklich, schließlich befindet sich die Mannschaft mitten in der Rück-runde?

Krouß Unglücklich? Nein, überhaupt nicht. Es ist nur fair, sich frühzeitig zu äußern, schließlich braucht der Verein die Zeit, um einen Nachfolger zu finden.

Wie hat der Verein reagiert?

Krouß Mit absolutem Verständnis. Wir trennen uns absolut einvernehmlich.

Haben Sie schon eine neue Aufgabe im Blick, ein Angebot vorliegen?

Krouß Nein, ganz und gar nicht. Ich werde auch keine andere Mannschaft trainieren.

Also ein kompletter Rückzug vom Handball? Ist für Sie ein Leben ohne den Sport überhaupt möglich?

Krouß Das weiß ich noch nicht so genau, ich vermute aber, dass ich ohne die Verantwortung für eine Mannschaft ganz gut leben kann.

Bei Treudeutsch haben sie ihre Karriere als Trainer angefangen, acht Jahre lang den Posten ausgefüllt. Es folgten drei Jahre bei der TG Neuss, zwei Jahre bei Adler Königshof und jetzt noch einmal fünf Jahre in Lank. Vor der Trainerlaufbahn waren sie Jugendspieler bei Treudeutsch, haben später beim TV Korschenbroich auch in der dritten Liga gespielt. Wird da nicht ein bisschen Wehmut mitschwingen, wenn am letzten Spieltag die letzte Schlusssirene ertönt?

Krouß Mag sein, dass mir etwas fehlen wird.

Es ist also kein Abschied für immer?

Krouß Nein, dass ich auf keinen Fall eine Mannschaft trainieren werde, würde ich jetzt nicht sagen. Anfragen gibt es schon mehrere. Ich glaube, dass mir eine Pause gut tut und mich neu motiviert. Ob die Pause fünf Monate oder fünf Jahre dauert, kann ich noch nicht sagen.

In der nächsten Saison sehen wir Sie dann also mit dem Bier in der Hand auf der Tribüne?

Krouß So sieht's aus. Und genau darauf freue ich mich.

Wird die Mannschaft dann wieder in der Oberliga spielen?

Krouß Schwer zu sagen. Die Siegesserie und der Sturm an die Tabellenspitze hat bei den Fans Hoffnungen und Erwartungen geweckt. Mal sehen, ob wir im Saisonendspurt den ersten Platz zurückerobern können.

Mit einem Aufstieg in die Oberliga würde sich der Kreis schließen. Er wäre aber vermutlich nicht vergleichbar mit ihrem ersten Einzug in die Oberliga.

Krouß Nein, der erste Aufstieg gehört zu meinen schönsten Erlebnissen. Es war auch für den Verein die Premiere. Wir hatten bis dahin nicht geglaubt, dass es möglich ist, die Mannschaft in die Oberliga zu führen. Das war ein großartiges Erlebnis und an Dramatik nicht zu überbieten. Erst vier Sekunden vor Schluss der Relegationspartie haben wir den Aufstieg klargemacht.

FALK JANNING FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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