Meerbusch Nur acht Geschäfte mit Barrierefrei-Siegel

Meerbusch · Menschen mit Handicap stoßen in Meerbusch auf Hindernisse. Lediglich acht Ladenlokale sind barrierefrei. Der Behindertenbeauftragte der Stadt hofft, dass es mehr werden — und auch Gaststätten und Arztpraxen mitmachen

 Dominique Fleige, dm-Filialleiterin in Büderich, präsentiert das offizielle Signet der Initiative "Meerbusch barrierefrei". Ihre Drogeriemarkt-Filiale ist neu im Kreis der barrierefreien Geschäfte in Meerbusch.

Dominique Fleige, dm-Filialleiterin in Büderich, präsentiert das offizielle Signet der Initiative "Meerbusch barrierefrei". Ihre Drogeriemarkt-Filiale ist neu im Kreis der barrierefreien Geschäfte in Meerbusch.

Foto: Ulli Dackweiler

Mehr Barrierefreiheit in Meerbusch. Das wünscht sich Lothar Chaillié. Der promovierte Mediziner im Ruhestand ist Behindertenbeauftragter der Stadt. Aus seiner Sicht müssen mehr Geschäftsleute als bisher ihre Räumlichkeiten daraufhin überprüfen, ob sie mühelos für Kunden mit eingeschränkter Mobilität zu erreichen sind. Ist ein stufenloser Zugang - gegebenenfalls auch mit Rampe oder Lift - möglich? Sind die Türen ausreichend breit für Rollstuhlfahrer? Gibt es Leitstreifen für Sehbehinderte? Wenn solche und weitere Kriterien erfüllt sind, bekommen Geschäfte offiziell das Signet "Meerbusch barrierefrei". "Das können sie werbewirksam an ihrer Ladentür anbringen und so Kunden anlocken", sagt Chaillié.

Nach seinen Angaben haben bislang lediglich sechs Geschäfte, eine Apotheke sowie die Stadtbibliothek dieses Signet. Das ist einfach zu wenig - und vor allem zu kurz gedacht. Denn die Zahl der Senioren, bei denen mit zunehmendem Alter eine Mobilitätseinschränkung nicht selten ist, steigt. "Geschäftsleute investieren nicht zuletzt auch in ihre eigene Zukunft, wenn sie ihre Räume für Menschen mit Handicap besser erreichbar und nutzbar machen", erklärt Chaillié.

Aber nicht nur Geschäfte und Apotheken in Meerbusch, sondern auch Gaststätten, Arztpraxen und andere Einrichtungen müssen für Behinderte besser zugänglich sein. Hierfür wirbt der seit 2011 bestehende "Runde Tisch Meerbusch barrierefrei", dessen Vorsitzender Chaillié ist.

Wer sein Geschäft, seine Praxis oder seine Gaststätte als barrierefrei zertifizieren lassen möchte, kann sich bei der Stadt melden. Dann kommen nach vorheriger Terminabsprache geschulte Ehrenamtler vorbei, die die Begebenheiten vor Ort nach einem festen Kriterienkatalog überprüfen. So müssen etwa gefährliche Glastüren und Stufen entsprechend gekennzeichnet sein. Zwischen Auslagen und Regalen sollten außerdem ausreichend große Flächen vorhanden sein, damit sich zum Beispiel Rollstuhlfahrer ungehindert bewegen können. In Modegeschäften muss es außerdem mindestens eine rollstuhlgeeignete Umkleidekabine geben.

Zu dem Team, das die Räumlichkeiten inspiziert, gehören Behinderte wie Nichtbehinderte. Sie unterbreiten im Bedarfsfall auch Vorschläge, wie Räumlichkeiten für Menschen mit Handicap besser nutzbar gemacht werden können. "Wenn alle vorgegebenen Kriterien erfüllt sind, gibt es das Signet 'barrierefrei'", sagt Chaillié. Auch die Stadt hat zwischenzeitlich viel getan, um Behinderten den Alltag zu erleichtern. So wurden zwischenzeitlich 110 von 157 Bushaltestellen barrierefreundlich umgestaltet (die RP berichtete), der Rest soll bis zum Jahr 2022 umgerüstet werden. "Außerdem wurden mit Mitteln des Bundes öffentliche Gebäude wie Kämmerei, Technisches Dezernat und Standesamt mit Aufzügen nachgerüstet", erklärt Stadtsprecher Michael Gorgs. Bei städtischen Neubauten würden von vornherein in Sachen Barrierefreiheit hohe Standards gesetzt.

Das sollte auch auf privater Ebene verstärkt geschehen, fordert Chaillié. "Wenn junge Leute heutzutage ein Haus errichten, dann wäre es sinnvoll, wenn sie von vornherein auf eine möglichst barrierefreie Gestaltung fürs Alter achten", sagt der Behindertenbeauftragte.

So sollte beispielsweise beim Hausbau von vornherein bedacht werden, dass eine Wendeltreppe nicht immer für einen Treppenlift geeignet ist. Sinnvoll könnte gegebenenfalls auch sein, einen Außenaufzug am Eigenheim zumindest vorzuplanen - damit man im Alter problemlos zwischen den einzelnen Etagen wechseln kann.

Chaillié hat aber auch noch ein anderes Anliegen: Nichtbehinderte sollten darauf achten, dass sie in der Öffentlichkeit nicht unbewusst für Menschen mit Handicap Hindernisse aufstellen. Zum Beispiel sollten Fahrräder nicht quer über den Gehweg abgestellt werden. "So etwas kommt leider immer wieder vor."

(RP)
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