Meerbusch Heiligabend: Geschäfte bleiben zu

Meerbusch · Bis auf Bäckereien werden die meisten Geschäfte in Meerbusch am Sonntag, 24. Dezember, wohl geschlossen bleiben. Händler, Kunden und Interessenvertreter haben damit aber kein Problem, wie eine Umfrage ergab.

 Bis zur letzten Minute: Weihnachtseinkäufe an Heiligabend fallen in diesem Jahr überwiegend flach. Die Mitarbeiter freuen sich, Kunden und Interessenvertreter gönnen den Angestellten den zusätzlichen Tag Ruhe.

Bis zur letzten Minute: Weihnachtseinkäufe an Heiligabend fallen in diesem Jahr überwiegend flach. Die Mitarbeiter freuen sich, Kunden und Interessenvertreter gönnen den Angestellten den zusätzlichen Tag Ruhe.

Foto: dpa(1)/chal(2)/Archiv

"Offene Läden boykottieren. Einzelhändler bestärken in dem guten Entschluss, nicht zu öffnen." Für die evangelische Pfarrerin Heike Gabernig gibt es gar keine Diskussion, sie fordert: "Flagge zeigen!" Klare Worte auch vom katholischen Pfarrer Michael Berning: "Ich halte die Ladenöffnung am Heiligen Abend für grundfalsch." Sicherlich bestehe für alle Bürger die Möglichkeit, ihre Einkäufe vorher zu erledigen.

 Andree Haack, Geschäftsführer IHK Niederrhein

Andree Haack, Geschäftsführer IHK Niederrhein

Foto: IHK

Volker Stößel, stellvertretender Pressesprecher des NRW-Wirtschaftsministeriums, bestätigt die Gesetzesänderung von 2013: In diesem Jahr dürfen alle "Verkaufsstellen, die überwiegend Lebens- und Genussmittel gewerblich anbieten" und "Verkaufsstellen für Weihnachtsbäume" am 24. Dezember ihre Türen von 10 bis 14 Uhr öffnen. Praktisch heißt das, dass vor allem Supermärkte eine Entscheidung treffen müssen. Was halten Händler, Interessenvertreter, aber auch Kunden in Meerbusch davon?

 Magda Schwarz, Café Schwarz, Büderich

Magda Schwarz, Café Schwarz, Büderich

Foto: Christian Albustin

Lebensmittelhändler Für das Backhaus Wieler und die Filiale der Bäckerei Puppe ändert sich in diesem Jahr nicht viel. Beide haben auch sonst sonntags von 8 bis 12 Uhr geöffnet, machen an Heiligabend keine Ausnahme. Ob das in diesem Jahr einen Unterschied mache, wisse man nicht, so eine Wieler-Verkäuferin. Manfred Bieber von der Bäckerei Puppe kann zwar noch keine Garantie auf die genaue Uhrzeit geben, aber länger als an gewöhnlichen Sonntagen werde man definitiv nicht öffnen.

 Michael Berning, katholischer Pfarrer, Büderich

Michael Berning, katholischer Pfarrer, Büderich

Foto: Dackweiler Ulli

Magda Schwarz vom Hotel Café Schwarz bleibt gelassen angesichts der erweiterten Öffnungszeiten: "Wir haben Samstag geöffnet und dann wieder am zweiten Weihnachtstag, mit großem Menü." An Heiligabend stellten sie und ihre Mitarbeiter nur die Abholwaren bereit. Und abends gebe es Gerichte für ältere Mitbürger, die von jungen Leuten und Studenten abgeholt und ausgeliefert würden.

 Heike Gabernig, evangelische Pfarrerin, Lank

Heike Gabernig, evangelische Pfarrerin, Lank

Foto: regina goldlücke

Die Inhaber-geführten Filialen der großen Supermarktketten hingegen dürfen selbst entscheiden, ob sie öffnen. Im Fall der Edeka Nettersheim-Standorte ist die Antwort schlicht : "Wir nicht." Christian Bauske fügt noch hinzu: "In diesem Jahr haben wir so einen netten Chef, der uns zu Hause bleiben lässt."

 Bernhard Kowalczyk, Schausteller, Büderich

Bernhard Kowalczyk, Schausteller, Büderich

Foto: Christian Albustin

Anders könnte es die Mitarbeiter des Rewe-Marktes von Peter Kotlarsky treffen: "Wissen wir noch nicht" ist dort die Aussage. Die Entscheidung würde erst kurzfristig, zwei Wochen vor Heiligabend, getroffen.

 Tanja Stockhausen, Werbering, Osterath

Tanja Stockhausen, Werbering, Osterath

Foto: Dackweiler Ulli

Arznei, Parfüm und Co. Die Marktapotheke in Büderich hätte normalerweise an Heiligabend bis 12 Uhr geöffnet, nicht so in diesem Jahr. Jutta Moldenhauer und Franz Förster haben damit kein Problem: "Wir sind die Angestellten, uns freut das." Und Last-Minute-Weihnachtseinkäufe fallen in einer Apotheke ohnehin nicht oder nur selten an.

 Alexander Mous, Spielwaren Mous, Büderich

Alexander Mous, Spielwaren Mous, Büderich

Foto: Dackweiler Ulli

Ähnlich ist die Reaktion auch bei den Mitarbeitern der Parfümerie Becker. "Wir freuen uns schon das ganze Jahr darauf", scherzt Sabine Zinke. Am 24. kämen eh nur noch die letzten Unentschlossenen, das große Geschäft sei vorbei. Außerdem müssten ja auch die Angestellten irgendwann noch einkaufen gehen und Vorbereitungen treffen.

"Selbst wenn ich ein Lebensmittelgeschäft hätte, würde ich nicht öffnen", setzt Alexander Mous, Inhaber des gleichnamigen Spielwarengeschäfts, noch eins drauf. Seine Mitarbeiterin, Anke Sinowzik, schätzt, dass der Samstag vor Heiligabend in diesem Jahr wohl bis zur letzten Minute "rappelvoll" werde. Verkauf an Heiligabend, gibt Sinowzik zu bedenken, würde außerdem zwei verkaufsoffene Sonntage in zwei Wochen bedeuten.

Anders sieht es bei Bernhard Kowalczyk aus. Er verkauft auf dem Büdericher Wochenmarkt Honig und Pralinen. Zur Weihnachtszeit betreibe er auf zwei Weihnachtsmärkten Stände, der fehlende vierte Adventssonntag koste ihn bis zu 30 Prozent Umsatz. "Ich würde ja gerne, aber ich darf nicht", klagt Kowalczyk.

Kunden Die Meerbuscher Bürger sind sich überwiegend einig: "So ein Quatsch", wiegeln zwei Damen auf dem Büdericher Wochenmarkt ab. "Mich sehen die an Heiligabend nicht im Supermarkt." Die beiden sind sich einig darin, dass die Angestellten auch mal frei bekommen sollen. Ähnlich sieht das auch ein männlicher Marktbesucher beim Obsteinkauf: "Wer bis dahin noch nicht einkaufen war, hat gepennt." Eine Ausnahme für Weihnachtsmärkte halte er ebenfalls für unnötig. An Heiligabend solle Zeit für die Familie sein. Auch die Winterwelt in Büderich bleibt Heiligabend und am ersten Feiertag geschlossen.

Interessenvertreter Andree Haack, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein, bleibt diplomatisch. Es sei vollkommen legitim, wenn Händler nicht mitmachten - man dürfe aber auch niemanden verurteilen, der die zusätzliche Möglichkeit nutzen möchte.

Die bereits gefallene Entscheidung großer Discounter und Supermärkte, geschlossen zu bleiben, sei eine großartige Einstellung, findet Andreas Galonska, Vorsitzender der Werbe- und Interessengemeinschaft Meerbusch-Büderich. Er geht nicht davon aus, dass in Meerbusch viele Geschäfte öffnen werden. "Alle schreien nach Amerika, aber keiner guckt auf die Löhne der Leute, die um 3 Uhr nachts an der Kasse stehen müssen."

Die Vorsitzende des Werbe-Interessen-Rings Osterath, Tanja Stockhausen, sprach das Thema auf der Sitzung letzte Woche an. Frank Achten, Inhaber der Buchhandlung Meerbusch, wäre der einzige gewesen, der in den vergangenen Jahren den Vormittag noch genutzt hätte. Im Friseursalon Schmitt und Walter dagegen seien schon seit zehn Jahren am Heiligen Abend keine Haare mehr geschnitten worden.

Heike Reiß, Referentin für Wirtschaftsförderung der Stadt Meerbusch, fasst die Meinungen gut zusammen: "Wir freuen uns für alle, die frei haben dürfen."

(RP)
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