Meerbusch Pastor-Jacobs-Schule wird bald 111 Jahre

Meerbusch · Anlässlich des im kommenden Jahr anstehenden Jubiläums ist die Schule auf der Suche nach alten Fotos und Dokumenten. Eine große Festwoche ist zudem für Mai 2015 geplant. Auch soll ein Schulmuseum eröffnen

 Drei Generationen Pastor-Jacobs-Schüler: Zu Zeiten von Großmutter Christa Hanebrink (2.v.l.) gab es noch den Rohrstock, Enkelin Charlotte Heimann darf sich in den "Tanzpausen" austoben. Für Tochter Dorothée Heimann (r.) ist der Geruch des Gebäudes noch sehr vertraut. Schulleiterin Helga Cloeren (l.) bittet alle Ehemaligen um ihre Erinnerungen.

Drei Generationen Pastor-Jacobs-Schüler: Zu Zeiten von Großmutter Christa Hanebrink (2.v.l.) gab es noch den Rohrstock, Enkelin Charlotte Heimann darf sich in den "Tanzpausen" austoben. Für Tochter Dorothée Heimann (r.) ist der Geruch des Gebäudes noch sehr vertraut. Schulleiterin Helga Cloeren (l.) bittet alle Ehemaligen um ihre Erinnerungen.

Foto: Dackweiler

Wenn es zum allerersten Mal mit dem Schulranzen auf dem Rücken und einer bunten Schultüte im Arm in die Grundschule geht, gehört das zu den großen Momenten im Leben. Bei Charlotte (8) war es besonders geschichtsträchtig. Denn nicht nur ihre Mutter und Oma, sondern auch die Urgroßeltern besuchten bereits das herrschaftliche Klinkerhaus mit den Erkern und Türmen an der Kemperallee 6 in Lank-Latum. "Damals gab es auch schon Schultüten, aber die waren nicht so üppig gefüllt wie bei meiner Tochter oder bei meiner Enkelin", erinnert sich Christa Hanebrink, die 67 Jahre alte Oma von Charlotte. Überhaupt war vor 60 Jahren so einiges anders. Katholiken und Evangelen wurden getrennt unterrichtet, es gab Schiefertafeln und Tintenfässchen und mancher Lehrer schlug ab und an auch noch mit dem Rohrstock auf die Hände. "Aber so war das eben", erklärt die Oma.

Die achtjährige Charlotte kennt vieles anders in der Pastor-Jacobs-Schule. Im Unterricht gibt es mehr Freiräume und Verständnis für die eigene Persönlichkeit. Toben und Spielen ist erwünscht, zum Beispiel in den "Tanzpausen", und das Mädchen mit dem hellblonden Pagenkopf sagt aus freien Stücken: "Ich mag das Lernen." Als Charlotte in die Grundschule kam, war es auch ein Wiedersehen für ihre Mutter, Dorothée Heimann (37): "Das Gebäude ist immer noch unverändert, selbst der Geruch ist derselbe. Ein typischer Schulgeruch eben". Doch das Innenleben sieht inzwischen anders aus. Viele Umbauten hat die Schule über die Jahrzehnte hinweg verändert. Es gibt Mittagessen für die Schüler und ein Nachmittagsangebot, die Offene Ganztagsschule.

Um all die Geschichten, den Wandel und die vielen Schüler besser zu bewahren, startet die Grundschule jetzt einen Aufruf: "Jeder, der Dokumente, Fotos und Erinnerungen mit uns teilen will, ist herzlich dazu eingeladen", sagt Rektorin Helga Cloeren. Denn im kommenden Jahr wird die Lanker Schule 111 Jahre alt und will das rheinisch-fröhliche Jubiläum mit einer Festwoche groß feiern. "In der Schule selbst wollen wir eine geschichtliche Spurensuche präsentieren. Je mehr Material wir haben, desto besser", erklärt Cloeren. Gottesdienst, Projekttage, Vorträge, die Eröffnung eines Schulmuseums sowie eines neuen Außenspielplatzes und natürlich ein Fest stehen ebenfalls im Mai 2015 auf dem Programm. Organisiert wird zudem ein großes Ehemaligentreffen.

Und das ist auch der Oma von Charlotte ein großes Anliegen: "Ich war damals das einzige Mädchen, das nach der Grundschule aufs Gymnasiums wechselte. Ich habe alle meine Freunde nicht mehr viel sehen können." Regelmäßige Klassentreffen stehen daher bei ihr hoch im Kurs.

Heute gibt es kein Schulgeld mehr fürs Gymnasium, und auch die Mädchen machen zahlreich Abitur, aber dafür gibt es Probleme anderer Art. "Kinder haben ein so großes Freizeit- und Medienangebot, dass das Lernen oft darunter leidet", erklärt Cloeren, die seit 1991 an der Pastor-Jacobs-Grundschule unterrichtet. Doch eines ist seit 111 Jahren gleich geblieben: Es ist der Ort, an dem Kinder lesen, schreiben und rechnen lernen.

(RP)
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