Meerbusch Politik stellt Weichen für Flüchtlingsbauten

Meerbusch · Die Flüchtlingssituation hat sich etwas entspannt: In diesem Jahr mussten erst 40 Schutzsuchende aufgenommen werden, für April ist bislang noch kein Flüchtling angekündigt. Neu: Die Turnhalle in Strümp wird zum 30. Juni geräumt.

 So war es an vielen Tagen vor der Mataré-Turnhalle: Neue Flüchtlinge beziehen ihr Quartier.

So war es an vielen Tagen vor der Mataré-Turnhalle: Neue Flüchtlinge beziehen ihr Quartier.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Europa spiegelt sich in Meerbusch wider: Weil Flüchtlinge aus dem Nahen Osten zurzeit an der griechisch-mazedonischen Grenze stehen und nicht weiterkommen, nimmt der Zustrom an neuen Schutzsuchenden ab. Das merkt auch die Stadt Meerbusch. In diesem Jahr musste die Kommune erst 40 neue Flüchtlinge aufnehmen, für den ganzen Monat April ist nicht ein einziger Flüchtling avisiert. Zum Vergleich: Im letzten Jahr wurden 1000 Flüchtlinge aufgenommen.

 Auch die Turnhalle der Barbara-Gerretz-Schule wurde für die Flüchtlinge umgebaut.

Auch die Turnhalle der Barbara-Gerretz-Schule wurde für die Flüchtlinge umgebaut.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Also entspannt sich die Situation zwar im Moment. Aber: Niemand kann vorhersagen, wie sich die Situation weiterentwickelt. Laut Landesprognose soll NRW in diesem Jahr bis zu 190.000 Flüchtlinge aufnehmen. Davon entfielen auf die Stadt Meerbusch rein rechnerisch 510 Menschen. Insgesamt geht die Stadt davon aus, dass in diesem Jahr rund 800 Plätze nötig sein werden.

Und genau darum geht es am Dienstag: In der Planungsausschusssitzung (17 Uhr, Realschule Osterath) werden vermutlich mehrheitlich die bereits geplanten Neubauten auf den Weg gebracht. "Egal, ob dann dort letztendlich Flüchtlinge unterkommen oder wir Familien mit Kindern günstigen Wohnraum anbieten können", sagt Ausschussvorsitzender Werner Damblon (CDU). "Wenn die Häuser nicht für Flüchtlinge gebraucht werden, stehen sie auf keinen Fall leer." An der Adresse Am alten Teich/Kierster Straße in Lank-Latum sollen zwei Häuser mit jeweils sieben preisgünstigen Reihenhäusern in versetzter Bauweise gebaut werden. Pro Haus sollen maximal zwölf Menschen einziehen. Vorbild für die Gestaltung sind Bauten der Deutschen Reihenhaus AG Köln. Die Ausschreibung soll schnell erfolgen. Die Bauzeit liegt bei etwa einem halben Jahr. Beginnen die Bauarbeiten bald, könnten die Häuser schon im Dezember bezugsfertig sein. In der Ivangsheide in Osterath (zwischen Wienenweg und Bahnhaltestelle Kamper Weg) sollen auf städtischem Grundstück 19 Reihenhäuser gleicher Bauart entstehen. Auch dort sollen pro Haus maximal zwölf Menschen Unterkunft finden, die auf die Genehmigung ihres Asylantrags warten. Im Gebiet Am Strümper Busch zwischen Feuerwehrgerätehaus und Lärmschutzwall sollen ebenfalls zwölf Reihenhäuser für jeweils bis zu zwölf Bewohner gebaut werden.

Fest steht, dass die Turnhalle des Mataré-Gymnasiums Ende April leer geräumt wird. Zur Zeit sind dort noch 119 Flüchtlinge untergebracht, die von Meerbusch aus auf andere Kommunen verteilt werden. Ist die Halle leer, muss das Gebäude renoviert werden. Das übernimmt zu einem Teil die Stadt, zum anderen das Land. "Wir wollen jetzt erst einmal die Kosten für die Sanierung schätzen", sagt Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage. Welche Kosten sind durch die Flüchtlinge entstanden, welche Renovierung wäre sowieso angefallen? "Uns war klar, dass die Duschen schon nicht mehr richtig instand waren, als die Flüchtlinge dort eingezogen sind", gibt die Bürgermeisterin zu. In der Turnhalle des Städtischen Meerbusch Gymnasiums hätten theoretisch 398 Flüchtlinge Platz gehabt, jetzt sind dort noch 81. Auch diese Halle wird geräumt - schon Ende Juni, wie Mielke-Westerlage gestern mitteilte. Um danach weiter Flüchtlinge unterzubringen, hat die Stadt zum Beispiel die Barbara-Gerretz-Schule in Osterath umgebaut. Dort fänden rund 150 Flüchtlinge Platz - in früheren Klassenzimmern, in der alten Radiowerkstatt sowie in den Containern, die auf dem Schulhof aufgestellt werden.

Flüchtlinge leben in Meerbusch außerdem im Pfarrheim in Strümp, in ehemaligen Kitas an der Alten Schule in Bösinghoven und am Neusser Feldweg in Bovert, im ehemaligen Malteser-Haus in Lank. 200 Plätze werden am Eisenbrand geschaffen. An der Moerser Straße in Büderich errichtet der Bauverein Meerbusch ein dreigeschossiges Gebäude für 40 Personen. An der Rottstraße/Uerdinger Straße in Lank baut die GWG Viersen ein dreigeschossiges Gebäude für rund 70 Bewohner. An der Insterburger Straße in Osterath entstehen zwei Gebäude durch die GWG. Geplant sind ein Massivbau für 150 Flüchtlinge und ein Mehrfamilienhaus mit preiswerten Sozialwohnungen.

Noch nicht geklärt ist das Gutachten über die Bodenqualität rund um die frühere Mülldeponie am Alten Teich in Lank. Anwohner vermuteten dort noch schädliche Bodenbelastungen, darum hat die Stadt ein neues Gutachten in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden von Seiten der Stadt noch nicht kommuniziert, nach Recherchen der Rheinischen Post müsse aber auch über die Statik - und damit Standfestigkeit von Häusern - an dieser Stelle nachgedacht werden.

(RP)
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