Meerbusch Post-Duell um Firmenkunden

Düsseldorf · Nach Ende des Briefmonopols tobt der Konkurrenzkampf: Private Zusteller wie TNT Post und die Post-Tochter Firstmail schnappen der Deutschen Post AG in Meerbusch lukrative Großaufträge weg.

In Büderich kennt Louis Flanagan praktisch jede Hausnummer. Auch die versteckten, die man erst findet, wenn man durch einen leicht zu übersehenden Zugang in eine enge Gassen abbiegt. Der sportliche 26-Jährige ist Postzusteller. Mit seinem robusten Fünf-Gang-Dienstrad liefert der Büdericher im Monat 4000 bis 5000 Sendungen zwischen Forsthausweg und Kantstraße aus. Aber nicht für die Deutsche Post — sein Rad ist orange. Flanagan fährt Briefe, Drucksachen und Kataloge im Auftrag der TNT Post aus, eines privaten Zustelldienstes, der sich auf Firmenpost spezialisiert hat.

Mit dem Fall des Briefmonopols 2008 öffnete sich ein gewinnträchtiger Markt. In Meerbusch konkurrieren heute TNT Post und Post-AG-Tochter Firstmail mit dem gelben Riesen. Sie haben dem traditionellen Marktführer bereits einige lukrative Großkunden weggeschnappt. Die Stadt verschickt ihre rund 9500 monatlichen Sendungen mittlerweile mit TNT Post, die WBM setzen auf Firstmail.

Flanagans Arbeitgeber, die deutsche Tochter eines niederländischen Mutterkonzerns, setzte in Meerbusch früh Zeichen. 2007 baute TNT Post ein Depot in Osterath auf. Dort sind mittlerweile 13 Mitarbeiter tätig. Sie sorgen dafür, dass in der Stadt täglich rund 3000 Postsendungen ankommen. Gestartet war man vor zweieinhalb Jahren mit rund 1000. "Meerbusch ist für uns im Großraum Düsseldorf wichtig. Dort wohnen viele Entscheider", weiß Lars Heugel, Director Sales von TNT Post Regioservice. Die Firma peilt weiteres Wachstum an.

Mit Flexibilität punkten

Die privaten Anbieter wollen vor allem mit Flexibilität punkten und der Post Großkunden abjagen: Kommunen, Versorger, Handelskammern, etc. Firmenpost holt TNT Post bei den Versendern ab — zu vorher vereinbarten Terminen. Wichtiger Unterschied zur gelben Post: Abgerechnet wird erst nach Erbringung der Leistung, und der Firmenkunde hat beim Zulieferer immer nur einen Ansprechpartner. Der Erfolg soll nicht mit Dumping-löhnen erkauft werden: Die TNT-Zusteller bekommen für ihre Arbeit ein Tarifgehalt. Der Lohn liegt bei 7,60 Euro pro Stunde plus Zuschläge.

Flanagan, der seit Aufbau des Depots dabei ist, ist mit seinem Job zufrieden. Die täglich knapp 45 Kilometer (Osterath-Büderich-Osterath) steckt der gelernte Gas- und Wasserinstallateur inzwischen locker weg. Privat fährt er noch Mountainbike. Gerade macht er den Führerschein.

Während die Privaten expandierten, zog sich die Post in Meerbusch aus der Fläche zurück. Filialen in Lank und Osterath schlossen und wurden durch "Post Points" ersetzt. In Büderich werden die klassischen Post-Dienstleistungen nur noch — quasi nebenher — in einer Post-Bank-Filiale erbracht. Der Versuch einen weiteren "Post Point" am Deutschen Eck vorzuhalten, scheitert seit Monaten.

Vom harten Konkurrenzkampf merkt Flanagan wenig. Wenn sich morgens die orangefarbenen und die gelben Zusteller begegnen, wird erstmal freundlich gegrüßt.

(RP)
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