Meerbusch Schildkröte Helmut ist nach 1,2-Kilometer-Marsch wieder da

Meerbusch · Im Herbst 2015 war eine griechische Landschildkröte in Meerbusch-Büderich aus ihrem Stall entfleucht. Jetzt ist sie wieder aufgetaucht und hat ein neues Zuhause, 1,2 Kilometer Luftlinie entfernt. Facebook half bei der Haltersuche.

Die Frage, ob eine Strecke lang oder kurz ist, ist relativ. Sie hängt immer auch von der Länge der Beine ab: Schildkröte Helmut aus Büderich hat in dieser Hinsicht einen strammen Marsch hingelegt, wenn auch wahrscheinlich mit Pause. Im Herbst vergangenen Jahres war die Griechische Landschildkröte aus dem Stall ihres ursprünglichen Halters am Büdericher Meisenweg ausgebüchst. Ein halbes Jahr ward sie nicht mehr gesehen. Helmut hat sich wohl eingegraben, wie das Schildkröten in der kalten Jahreszeit so machen. Vor wenigen Tagen ist er dann am Hohegrabenweg in Büderich wieder aufgetaucht. 1,2 Kilometer in acht Monaten - das bedeutet pro Tag eine Strecke von fünf Metern, oder eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 0,0002 km/h.

Eine Anwohnerin des Hohegrabenwegs fand vor wenigen Tagen das Reptil im Garten und brachte es zu ihren Nachbarn Lilli (58) und Hans-Günter Bremes (63), die bereits Schildkröten der gleichen Art besitzen. Helmut steht als Griechische Landschildkröte unter Artenschutz, man benötigt als Halter eine Art Führerschein, um so ein Tier mit nach Hause zu nehmen. Für Griechische Landschildkröten zahlt man in der Zoohandlung rund 150 Euro. Die Bremes' machten sich also auf die Suche nach dem Halter, was insofern einfach war, als dass Helmut einen markanten blauen Punkt auf dem Rückenpanzer hat. Der Sohn von Familie Bremes stellte ein Bild von Helmut mit dem blauen Punkt im Internet auf das Portal Facebook. In der Facebookgruppe "I Ç Meerbusch-Büderich" kursierte das Bild einige Tage. Tatsächlich gelang es so, den einstigen Halter herauszufinden. Der besuchte vor wenigen Tagen Familie Bremes und fragte an, ob die nicht sein Tier behalten wollten. Er könne damit nichts mehr anfangen. Die Bremes machten auch den Gegenbesuch. "Er hat die Tiere artgerecht gehalten", betont das Ehepaar. Dennoch nahmen sie sich des reisefreudigen Schildkrötenmännchens an. Früher hieß die Schildkröte George, aber Lilli und Hans-Günter Bremes haben sie jetzt auf den Namen Helmut getauft ("Eine spontane Idee, das hat nichts mit dem Altkanzler zu tun"). Helmut scheint sein Namenswechsel nicht zu verwirren.

 Schildkröte Helmut (hinten, mit blauem Punkt) mit seinen beiden Damen, Lady Curzon und Emma. Der Salat wird fair geteilt.

Schildkröte Helmut (hinten, mit blauem Punkt) mit seinen beiden Damen, Lady Curzon und Emma. Der Salat wird fair geteilt.

Foto: Sebastian Peters

Lilli und Hans-Günter Bremes hatten vorher nur zwei weibliche Schildkröten: Emma und Lady Curzon sind beide sechs Jahre alt und ungefähr halb so groß wie Helmut. "Die Tiere verstehen sich eigentlich ganz gut", sagt Lilli Bremes. Es werde geteilt, was auf den Tisch kommt: Munter mümmeln die drei an einem Salatblatt und gönnen einander jeden Bissen. Lilli Bremes kann Schildkröten als Tiere für den Garten nur empfehlen: "Sie sind sehr genügsam, machen keinen Ärger." Nur sind manche eben besonders reisefreudig: Die Bremes' hatten schon einmal eine Schildkröte, die vor einem Jahr geflüchtet ist. Hans-Günter Bremes hat deshalb jetzt eine Extrareihe Steine als Begrenzung im Garten aufgestellt. Ab dem Frühjahr dürfen die Reptilientiere raus, im Winter hocken sie, verpackt in Kisten und eingegraben in Erde, in einem speziellen Kühlschrank.

So leben Helmut, Emma und Lady Curzon jetzt zusammen. Und wenn keiner mehr ausgebüchst, werden sie vielleicht die nächsten Jahrzehnte zusammen verbringen. 60 bis 70 Jahre können die Tiere alt werden. "Da werden unsere Enkel vielleicht noch etwas von haben", sagt Lilli Bremes lächelnd.

Video: Auf www.rp-online.de/meerbusch sind die drei Schildkröten zu sehen. Lilli Bremes erzählt dort auch von Helmuts Reise.

(RP)
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