Meerbusch Schluss für Edeka: "Das fällt uns echt schwer"

Meerbusch · Samstag um 18 Uhr ist Schluss mit dem Supermarkt am Deutschen Eck. Familie Nettersheim öffnet im Dezember neu in Osterath

 Wolfgang Eich ist seit elf Jahren Marktleiter am Deutschen Eck, Ehefrau Daniela Kassenaufsicht. Sie wechseln beide mit nach Osterath. Aber jetzt steht mit Uwe Nettersheim (v.) erst das Ausräumen an.

Wolfgang Eich ist seit elf Jahren Marktleiter am Deutschen Eck, Ehefrau Daniela Kassenaufsicht. Sie wechseln beide mit nach Osterath. Aber jetzt steht mit Uwe Nettersheim (v.) erst das Ausräumen an.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Daniela und Wolfgang Eich sprechen aus, was wohl alle denken: "Wir mögen gar nicht an Samstag denken. Da müssen wir bestimmt heulen. Es fällt uns echt schwer, den Supermarkt zu schließen", sagen die beiden, die seit elf Jahren Marktleiter und Kassenaufsicht bei Edeka am Deutschen Eck sind. Aber: Der Countdown läuft. Familie Nettersheim mit Uwe und Gabriele sowie ihrer Tochter Nina hat den Mietvertrag zum Jahresende gekündigt.

 Gabriele (links) und Tochter Nina Nettersheim und ihr Metzger Rainer Otten verkaufen noch drei Tage im Supermarkt am Deutschen Eck.

Gabriele (links) und Tochter Nina Nettersheim und ihr Metzger Rainer Otten verkaufen noch drei Tage im Supermarkt am Deutschen Eck.

Foto: Ulli Dackweiler

Damit endet ihre elfjährige Zeit an dieser Stelle. Eine neue beginnt. Die Familie eröffnet am 1. Dezember einen neuen modernen Edeka-Supermarkt auf dem Ostara-Gelände an der Gottlieb-Daimler-Straße. Das Geschäft an der Lortzingstraße in Büderich bleibt im Übrigen bestehen - und spielt bei der Schließung am Deutschen Eck eine entscheidende Rolle.

Denn das gesamte Warensortiment mit rund 30.000 Produkten wird in der nächsten Woche in drei Etappen dorthin gefahren und dann dort verkauft. Schon jetzt weisen die meisten Regale viele Lücken auf, stehen nur noch ein paar Saftflaschen oder Senfgläser dort, wo sonst immer alles proppenvoll war. "Wir bestellen auch nur noch die nötigsten Dinge" sagt Uwe Nettersheim. Konserven, Waschpulver oder Tiefkühlprodukte zum Beispiel. Also alles Dinge, die sich länger halten und an der Lortzingstraße weiter verkauft können. Und die frischen Sachen wie Milchprodukte, Obst und Gemüse werden natürlich bis zum letzten Tag bestellt und geliefert. Obwohl: "Viele Kunden orientieren sich schon zum anderen Geschäft", hat Nettersheim beobachtet. Eigentlich war die Kundenklientel die ganzen Jahre über gut aufgeteilt: In den Markt am Deutschen Eck kamen mehr Singles und ältere Kunden, an die Lortzingstraße mehr Familien. Die dann auch gleich für doppelten Umsatz in der Filiale gesorgt haben. In den Markt am Deutschen Eck mit seinen 11.000 Quadratmeter kamen bislang täglich 1800 Kunden, die am liebsten Bananen, Gehacktes, Toilettenpapier, Milch und Zucker sowie Backwaren kauften.

Heute und Freitag ist der Markt noch normal von 7 bis 21 Uhr geöffnet, am Samstag dann nur noch bis 18 Uhr. Grund: Der Zeitungsverkäufer zieht an die Oststraße und muss um 18 Uhr damit beginnen, sein Sortiment auszuräumen, damit er direkt am Montag am neuen Standort beginnen kann. Darum müssen auch die Edeka-Kunden den Markt um 18 Uhr verlassen. Und dann knallen die Korken - und fließen die Tränen: Familie Nettersheim feiert mit allen Mitarbeitern - auch den ehemaligen - ein Abschiedsfest. Es gibt etwas zu essen und zu trinken, Uwe Nettersheim hält eine Rede und weiß schon jetzt: "Da werden die Tränen fließen." Mit einem Grinsen zeigt er auf den Stapel Papiertaschentücher in der Ecke. "Die liegen schon bereit." Die Mitarbeiter haben sich schon abgesprochen, dass es nach diesem offiziellen Teil in der Kneipe gegenüber noch weiter geht mit der Abschiedsfeier.

35 Mitarbeiter haben am Deutschen Eck gearbeitet, sechs von ihnen wechseln an die Lortzingstraße. Von dort gehen andere sieben dann mit nach Osterath. Dort werden aber noch mehr Kollegen eingestellt. Schließlich sollen dann rund 100 Mitarbeiter die Kunden bedienen.

Aber erst einmal muss der alte Markt ausgeräumt werden. Mindestens drei Tage lang werden die Lebensmittel nach einem festen Plan mit 100 Rollbehältern an der Düsseldorfer Straße eingepackt und zur Lortzingstraße gefahren. Danach fährt der Entsorger vor und nimmt alle Regale, Tresen und Tiefkühltruhen mit. Denn die sind nicht weiterzuverwenden, weil sie in die Jahre gekommen sind. "Das war ja auch der Grund dafür, dass wir hier gekündigt haben", sagt Uwe Nettersheim.

Das Inventar stammt noch vom Vorbesitzer, der den Markt 1997 eröffnet hatte. "Und Ersatzteile für diese alten Tiefkühltruhen gibt es nicht mehr." Bevor sie hunderttausende Euros in Renovierung investiert, entschied sich die Familie zum Neuanfang. Am 14. November muss der Markt am Deutschen Eck übergeben werden. Wer dort Nachfolger wird, steht noch nicht fest. Zuletzt war ein Netto-Discounter im Gespräch, unterschrieben ist aber wohl noch nichts.

(RP)
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