Meerbusch Schnee, Schlitten und eine besondere Puppe

Meerbusch · Hannelore Bauch hält ihr Leben in kleinen Zeichnungen fest. Erinnerungen an ein Weihnachten im Jahr 1933.

Wenn Hannelore Bauch an Weihnachten denkt, denkt sie an ihre Kindheit: an Schnee, das Klingeln der Pferdeschlitten und an die Kulisse rund um den Weihnachtsbaum im Esszimmer ihrer Großmutter - ein Dorf im Miniaturformat, romantisch, glitzernd, schneebedeckt. Ihre Erinnerung an früher und Erlebnisse von heute hat die 89-Jährige, die im Malteserstift lebt, aus einer kreativen Familie stammt und ihr ganzes Leben lang gebastelt hat, stets in kleinen Zeichnungen festgehalten.

In diesem Jahr wurden diese sogar in einem Büchlein gedruckt und bei Mrs. Books in Lank verkauft. Eine Weihnachtsgeschichte, in der eine ganz bestimmte Puppe die Hauptrolle spielt, ist Hannelore Bauch allerdings besonders im Kopf geblieben. Sie hat sie für uns aufgeschrieben. Sie beginnt in Thüringen und endet in Meerbusch. Bauchs Eltern lebten damals in einem kleinen Dorf, die Tochter ging in Altenburg in die Schule und wohnte bei der Großmutter ... "Eine Weihnachtsbescherung - 1933 - bei meiner Großmutter habe ich in ganz besonderer Erinnerung. Ein Tannenbaum mit glitzernder Schneewatte stand inmitten eines Miniaturdorfes mit dem Geburtshaus meiner Großmutter. Die kleinen Fenster waren hell erleuchtet. Die Kulissenlandschaft hat mich richtig verzaubert. Auf den Gabentischen für die Enkelkinder stand wieder - wie alle Jahre - die Puppenstube meiner Mutter. Die Einrichtung nahm einen gefangen. Da fehlte es an nichts, Fenster mit Gardinen, Türen zum Öffnen, Tische, Stühle, Schränke und Lichter zum Anknipsen und erst die vielen kleinen Dinge, die auf dem Tisch standen - Zinngeschirr, sogar kleine Gläser, Teller und Schüssel gab es. Und die Puppen, die sie benutzen sollten.

 Hannelore Bauch war immer schon kreativ. Ihre Erinnerungen hat sie stets in kleinen Bildern festgehalten.

Hannelore Bauch war immer schon kreativ. Ihre Erinnerungen hat sie stets in kleinen Bildern festgehalten.

Foto: mgö

Neben der Puppenstube stand ein neues Puppenbett, in der für mich ein wunderschönes Puppenbaby lag: das Träumerchen von Käthe Kruse. Meine Mutter hatte Käthe Kruse in Meran kennengelernt und war von dieser Puppe sehr begeistert. Sie bestand nur aus Trikotstoff, auch der Kopf. Der Kopf war schwerer als der Leib, so dass er wie bei einem richtigen Kind hin und her wackeln konnte. Gesicht und Haare auf gestärktem Grund waren wunderbar gemalt und geformt. Ein Freund erzählte mir, dass er bei Käthe Kruse nur zum Augenmalen angestellt war. Durch die Handarbeit entstand die hohe Qualität dieser Puppen. Feinste Nadelarbeit war dem Körper nachempfunden. Ich liebte meine Puppe sehr - meine Kinder auch. Und so löste sie sich mit der Zeit in einer großen gelben Wattewolke auf.

Das kleine Puppenbett habe ich erst bei meinem Umzug nach Lank verschenkt. Als wir neulich eine ähnliche Puppe wie das Träumerchen auf einem Flohmarkt am Haus Meer in die Hände fiel, hätte ich sie beinahe für viel Geld wieder erworben.

 Auf einem Flohmarkt am Haus Meer fand sie sie wieder.

Auf einem Flohmarkt am Haus Meer fand sie sie wieder.

Foto: Andrea Zarp

Träumerchen zählt bei Sammlern schon immer zu den sehr beliebten Puppen. Erst 1999 haben die "Käthe Kruse"-Werkstätten diese Puppe aus ihren Jahres-Kollektionen herausgenommen. Seitdem steigen die Nachfragen der Sammler. Dabei wurde das Träumerchen ursprünglich als Lernpuppe für Hebammen hergestellt. Die Puppe ist 60 Zentimeter groß und über drei Kilogramm schwer. Kosten für Unikate: circa 1400 Euro."

(RP)
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