Meerbusch Schulen wollen Freilegung von historischem Nazi-Wandbild verhindern

Meerbusch · Im alten Heim der Hitlerjugend in Meerbusch-Büderich liegt seit Jahrzehnten ein Nazi-Wandbild hinter Putz verborgen. Der örtliche Geschichtsverein möchte das Gemälde zu Bildungzwecken freilegen lassen. Zwei Meerbuscher Grundschulen sind dagegen.

 Das Wandbild im alten Hitlerjugendheim in Büderich: Unser Ausriss dokumentiert die Stellungnahme der beiden Direktorinnen.

Das Wandbild im alten Hitlerjugendheim in Büderich: Unser Ausriss dokumentiert die Stellungnahme der beiden Direktorinnen.

Foto: Montage

Am Dienstagabend soll sich im Meerbuscher Kulturausschuss die Zukunft des alten Nazi-Wandbildes entscheiden, das im alten Heim der Hitlerjugend am Dr.-Franz-Schütz-Platz seit Jahrzehnten verborgen hinter Putz liegt. Der Meerbuscher Geschichtsverein hatte vorgeschlagen, das 1939 vom Maler Fritz Schlüter gestaltete Wandgemälde namens "Bildkarte von Büderich" wieder komplett freizulegen. Meerbuscher Schülern sollten an diesem Werk die Verführungsstrategien der Nationalsozialisten erklärt werden, fordert der Vorsitzende des Vereins, Mike Kunze. In einem neuen Schreiben an die Politik wenden sich jetzt die Leiterinnen der Mauritiusschule und der Brüder-Grimm-Schule - beides Grundschulen - gegen diesen Plan. Die Schulleiterinnen Gabriele Zaum und Stephanie Pieper appellieren an die Politik auf, eine komplette Freilegung des Bildes auf jeden Fall zu verhindern.

Die Schulen äußern die Befürchtung, dass das Wandbild eine "Pilgerstätte" für Rechtsextreme werden könnte. Sie äußern außerdem Zweifel am Sinn einer Ausstellung des Bildes an einem Ort, der Kindern als Betreuungsort dient und der von vielen Menschen nicht primär deshalb aufgesucht wird, weil sich dort das Bild aus der NS-Zeit befindet. "Ich glaube zwar nicht, dass meine fünf- bis zehnjährigen Schüler an dem Bild Anstoß nehmen werden", sagt Schulleiterin Stephanie Pieper. Sie gibt allerdings zu bedenken, dass Rechtsextreme in das Heim kommen könnten und die Schüler diesen begegnen würden. "Ganz sicher werden die Kinder keinen Vorteil aus dem freigelegten Fresko ziehen können", schreiben die Schulleiterinnen in ihrem Brief. Stephanie Pieper gibt auch zu bedenken, dass ein freigelegtes Bild in diesem Rahmen oft nur beiläufig wahrgenommen würde. "Das wird dem Ziel, es als mahnende Warnung zu zeigen, dann nicht mehr gerecht."

Noch dient das alte HJ-Heim am Dr.-Franz-Schütz-Platz als Verwaltungssitz. Regelmäßig tagt dort die Politik für ihre Ausschüsse, so auch heute Abend wieder beim Kulturausschuss. Ab Sommer 2017 sollen allerdings in dem Gebäude, in dem früher die Kämmerei ihren Sitz hatte, auch die Grundschulen ihren Offenen Ganztag beherbergen.

Wie sich die Politik vor dem Hintergrund der aktuellen Stellungnahme entscheidet, wird sich erst im Kulturausschuss klären (17 Uhr, Dr.-Franz-Schütz-Platz). Es gibt mittlerweile Signale, dass die Politik komplett auf eine Freilegung verzichten will.

Die Meerbuscher Stadtverwaltung schlägt - wie berichtet - eine Teilfreilegung des Wandgemäldes vor. Dies würde bedeuten, dass eine Fläche von zehn mal zehn Zentimetern freigelegt wird. Auf einer Hinweistafel soll dann auf die Hintergründe der Entstehung des Werkes hingewiesen werden. Noch gibt die Stadtverwaltung keinen Hinweis darauf, welcher Teil des Gemäldes freigelegt werden muss. Nur ein kleiner Teil des Bildes zeigt nämlich NS-Symbole - eine Siegrune und ein kleines Hakenkreuz. Wird ausgerechnet dieser Teil freigelegt oder entscheidet sich die Politik, am Ende einen unverfänglichen Teil des Bildes zu präsentieren? Diese Fragen muss der Kulturausschuss klären. Meerbuschs Dezernent für Denkmalfragen, Just Gérard, sagt: "Ich würde nur einen Teil des Bildes freilegen, der zeigt, wie trivial das Bild ist. Auf keinen Fall würde ich allerdings Nazi-Symbole freilegen wollen."

(RP)
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