Meerbusch Schwerer Unfall: Fahrer erst 17

Düsseldorf · Das Verkehrsministerium ist hochzufrieden mit dem Projekt "Führerschein ab 17". In Strümp zeigte ein junger Mann jetzt die Risiken des Versuchs auf. Er verursachte zwei Tage nach der Prüfung einen Unfall mit drei Verletzten.

Der 57-jährige Krefelder hatte Grün und fuhr zügig mit seinem Opel aus Richtung Büderich geradeaus in die Kreuzung Xantener Straße/Bergfeld. Erlaubt sind dort 70 Stundenkilometer — die Kreuzung ist gut einsehbar, Unfälle sind selten. Plötzlich kreuzt ein entgegenkommender Audi A4 seine Spur, versucht laut Polizei Richtung Rheingemeinden abzubiegen und nimmt ihm die Vorfahrt. Der Krefelder hat keine Chance, den Unfall zu vermeiden. Es kommt zum Frontalzusammenstoß. Der 57-Jährige wird dabei schwer verletzt. Im Audi kommen zwei Beifahrer mit leichten Verletzungen davon. An den Autos entsteht Totalschaden.

Das besondere an dem Unfall von Sonntag ist das Alter des Verursachers: Er ist 17 und Teilnehmer des NRW-Modellprojekts "Begleitetes Fahren". Der junge Mann hatte erst zwei Tage zuvor die Führerscheinprüfung bestanden. Es war eine seiner ersten Fahrten. Seine Eltern und sein 14-jähriger Bruder saßen mit im Wagen.

Der Zeitpunkt des Unfalls dürfte einem prominenten Strümper höchst ungelegen kommen: NRW-Verkehrsminister Lutz Lienenkämper setzte sich gerade erst vor wenigen Tagen dafür ein, den "Führerschein mit 17" bundesweit regulär einzuführen. "Ich appelliere an alle jungen Leute, die eine Fahrerlaubnis erwerben wollen, vom Angebot des Begleiteten Fahrens Gebrauch zu machen", so Lienenkämper.

Der Modellversuch sieht vor, dass Jugendliche bereits mit 16 die praktische Fahrprüfung ablegen dürfen. Den Führerschein bekommen sie dann frühestens an ihrem 17. Geburtstag ausgehändigt. Bis zur Volljährigkeit dürfen sie nur am Steuer sitzen, wenn eine erfahrene Begleitperson ab 30 Jahre dabei ist, die nicht mehr als drei Punkte "in Flensburg" hat. Den Unfall in Strümp konnte allerdings auch das nicht verhindern.

Hintergrund des Modellprojekts ist der Versuch, das hohe Unfallrisiko von Fahranfängern zu reduzieren und ihnen die Gewöhnung an das eigenständige Autofahren zu erleichtern. Die Ergebnisse sind nach Ansicht des Ministers "sehr positiv". Die 17-Jährigen seien zu 23 Prozent weniger an Unfällen beteiligt als herkömmliche Fahranfänger. Fallzahlen veröffentlichte das Ministerium in diesem Zusammenhang allerdings nicht.

Bei schweren Unfällen mit 17-Jährigen begleiteten Fahrern schnitt der Rhein-Kreis Neuss bislang besonders gut ab: Seit Beginn der Statistik im Jahr 2006 hat die Polizei nur einen Fall aus dem Jahr 2009 registriert. Im Regierungsbezirk Düsseldorf haben seit dem Start des Modellprojekts rund 60 000 junge Leute die Chance des "Führerscheins ab 17" wahrgenommen.

(RP)
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