Meerbusch Seit fünf Monaten im Funkloch

Meerbusch · Maria und Achim Vogelsang benötigen im beruflichen Alltag zwingend ein Handy. Doch seit sie im Oktober einen Handyvertrag mit dem Anbieter O2 abgeschlossen haben, funktioniert das Mobiltelefon nur ab und an.

 Seit rund fünf Monaten hat Maria Vogelsang keinen Empfag in ihrem Lanker Büro - obwohl der Anbieter O2 laut Netzabdeckungsplan "sehr gut" an der Hauptstraße funktionieren soll.

Seit rund fünf Monaten hat Maria Vogelsang keinen Empfag in ihrem Lanker Büro - obwohl der Anbieter O2 laut Netzabdeckungsplan "sehr gut" an der Hauptstraße funktionieren soll.

Foto: Ulli Dackweiler

Das Handy funktioniert immer noch nicht. Dabei benötigen es Maria und Achim Vogelsang dringend für ihren beruflichen Alltag. Das Ehepaar betreibt das Architekturbüro Konzeptgrün in Lank-Latum. Für Ingenieure, Handwerker sowie Kunden müssen die beiden, die viel unterwegs sind, immer erreichbar sein. Doch seitdem die Vogelsangs im Oktober vergangenen Jahres einen Handyvertrag mit dem Anbieter O2 haben, können sie ihr mobiles Telefon im Bereich Lank-Latum und den Rheingemeinden nur dann und wann nutzen. Mal klappt es mit dem Empfang von Anrufen, mal nicht. In der Regel aber eher nicht. Auch selbst via Handy telefonieren geht - wenn überhaupt - nur ab und an.

"Wir sind mit O2 schon seit fünf Monaten mehr oder weniger im Funkloch, und das ist für uns extrem geschäftsschädigend", ärgert sich Maria Vogelsang. Täglich müssen Absprachen mit Geschäftspartnern getroffen werden - und nicht immer können solche Gespräche ersatzweise übers Festnetz laufen. Die Vogelsangs erwägen, Schadenersatz gegenüber dem Telefonanbieter geltend zu machen.

Dabei hatte im Herbst 2014 zunächst alles gut gepasst. Bis dahin hatten die Eheleute Prepaid-Karten für ihre Handys genutzt. Das mobile Telefonieren klappte reibungslos. Dann sah Maria Vogelsang beim Anbieter O2 einen Tarif für Selbstständige. Den Preis fand sie attraktiv. Als dann auch noch ein Test auf der Internetseite von O2, mit dem Interessierte die Netzverfügbarkeit am jeweiligen Standort überprüfen konnten, positiv war, fiel die Entscheidung für einen Handyvertrag mit O2. Die Netzverfügbarkeit sowohl im Freien als auch in Gebäuden sollte schließlich "sehr gut" sein.

Aber genau das Gegenteil trat ein. Mehrmals kontaktierten die Vogelsangs deswegen O2 und fuhren dafür in die Filiale des Telefonanbieters ins Neusser Rheinpark-Center. "Die Ursache konnte einfach nicht gefunden werden", sagt Maria Vogelsang. Bewegung in die Sache kam nach ihren Angaben kurzzeitig Ende Januar. "An dem Tag, an dem die 'Rheinische Post' über unseren Fall berichtete, meldete sich gleich frühmorgens O2", erzählt Maria Vogelsang. Die oberste Geschäftsleitung habe zugesagt, dass sich Mitarbeiter schnellstmöglich um eine Problemlösung kümmern würden. Freitags erschien der Beitrag, schon montags fand im Büro Konzeptgrün ein Treffen mit einem Vertreter von der Firma Telefónica Deutschland statt, zu der O2 gehört.

Erst sah es so aus, als wenn alles ganz schnell gehen könnte, doch das Handy funktioniert immer noch nicht. Die Vogelsangs müssen nach eigener Aussage nach wie vor über Festnetz telefonieren. Das ist jedes Mal, sobald ein Handy angewählt wird, teuer. Entsprechend hoch ist die Rechnung fürs Festnetz. "Hinzu kommen die Gebühren von 60 Euro für die Handy-Flatrate, die ich überhaupt nicht nutzen kann", sagt sie. Nach ihren Angaben funktioniert selbst die Rufumleitung auf dem Handy nicht, wenn man sich im Umkreis von Lank-Latum befindet.

Das Architekturbüro hat derzeit aktuelle Baustellen in der Region. Aber weder das Ehepaar noch dessen Mitarbeiter sind dort über Handy erreichbar und können auch nicht von dort telefonieren. "Genau dies ist aber von elementarer Bedeutung für die Koordination der Bauleitung, die natürlich zum Kerngeschäft eines Architekturbüros gehört", sagt Maria Vogelsang. Seit einiger Zeit ist eine Architektin neu eingestellt worden, die ebenfalls O2-Kundin ist. Auch bei ihr sei im Bereich Lank-Latum Telefonieren nahezu unmöglich.

Zwischenzeitlich wurde den Vogelsangs nach deren Aussagen von O2 nahegelegt, in einem Schreiben an das Unternehmen auf eine Stornierung der bisherigen Handy-Verträge zu drängen. Stattdessen sollten sie dann Verträge mit dem Anbieter E-Plus abschließen. E-Plus war unlängst von Telefónica Deutschland übernommen worden. Mit E-Plus-Verträgen könne eine bessere Netzversorgung gewährleistet werden, soll es seitens O2 gegenüber den Vogelsangs geheißen haben.

Um endlich bald über ein funktionierendes Handy verfügen zu können, hat sich das Ehepaar nach eigenen Angaben auf dieses Vorgehen eingelassen. Doch bei allem bleibt ein ungutes Gefühl zurück. Deshalb werden sie sicherheitshalber ein von einem Rechtsanwalt verfasstes Schreiben hinterherschicken. "Sonst haben wir womöglich im Ende noch mehrere gültige Handyverträge", sagt Maria Vogelsang.

Ursula Buczek, Sprecherin von Telefónica Deutschland, erklärt auf Anfrage: "Wir haben uns umfassend zu dem vorliegenden Fall informiert, können die Aussagen der Kunden jedoch leider nicht nachvollziehen." Sie stimmten "nicht mit unseren Informationen überein". Da O2 jedes Kundenanliegen "sehr ernst" nehme, werde der Fall nochmals geprüft. Die Sprecherin weist zugleich darauf hin, dass O2 immer bemüht sei, ihre Kunden auch zum Thema Netz umfassend zu informieren. Daher gebe auf der Internetseite des Unternehmens das Portal "Netzabdeckung". Hier könnten Kunden jederzeit einsehen, wie die Netzversorgung an den einzelnen Standorten ist. "Schaut man sich das für Meerbusch an, haben wir hier eine gute GSM/2G Versorgung", sagt Buczek. Allerdings sei die Netzversorgung im Umland von Meerbusch "in einigen Gebieten innerhalb von Gebäuden eingeschränkt", räumt sie ein. Nach Angaben der Bundesnetzagentur finden sich überall in Deutschland Stellen, die nicht vom Mobilfunk abgedeckt werden können. Sollte das letztendlich auch für Lank-Latum gelten, gibt es aus Sicht von Maria Vogelsang nur eine Lösung: "Wir müssen uns an die Wirtschaftsförderin der Stadt wenden."

(RP)
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