Altenpflege Seniorenwohnpark droht Lizenzentzug

Meerbusch · Seit acht Monaten steht das Altenpflegeheim "Medina" in Strümp unter Aufsicht des Kreises. Offenbar hat sich an den Zuständen nichts geändert. Greift der Kreis bald hart durch?

 Seit Januar gilt im Seniorenwohnpark ein Aufnahmestopp, weil in dem Heim Mängel festgestellt wurden. Das Heim steht unter Aufsicht. Da sich dort laut Rhein-Kreis nichts wesentliches verändert hat, droht dem Marseille-Konzern nun die Untersagung des Betriebs.

Seit Januar gilt im Seniorenwohnpark ein Aufnahmestopp, weil in dem Heim Mängel festgestellt wurden. Das Heim steht unter Aufsicht. Da sich dort laut Rhein-Kreis nichts wesentliches verändert hat, droht dem Marseille-Konzern nun die Untersagung des Betriebs.

Foto: Ulli Dackweiler

Mit dem Slogan "Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt" wirbt das Altenheim Medina in Strümp um Patienten. Doch in den vergangenen Monaten ist in dem Haus an der Helen-Keller-Straße offenbar einiges schief gelaufen. Patienten und Angehörige beklagten sich über gravierende Mängel in der Pflege sowie ständig wechselndes Personal, das nicht nur mit der Medikamentenvergabe völlig überfordert sei.

Der Rhein-Kreis-Neuss hat das Heim bereits seit Januar unter Aufsicht gestellt und einen Belegungsstopp ausgesprochen. Obwohl die Mängel und Missstände nun seit mehr als einem halben Jahr bekannt sind, sagte der stellvertretende Landrat Jürgen Steinmetz gestern auf Nachfrage der RP: "Es hat sich dort unserer Erkenntnis nach nichts wesentliches verändert."

Das ist starker Tobak, denn den Betreibern — dahinter steckt der Marseille-Konzern — müsste eigentlich klar sein, dass die Behörde sich nicht allzu lange zum Narren halten lässt. Das Unternehmen äußerte sich gestern auf Anfrage unserer Zeitung nicht zur Personalsituation und den Zuständen im Heim.

Der Kreis hat die Möglichkeit, den Betrieb des Altenheims zu untersagen. Damit wäre das Altenheim zumindest vorläufig geschlossen. Die Bewohner müssten in anderen Heimen untergebracht werden. Entsprechende Plätze würden vorher freigehalten, so dass ein Umzug relativ problemlos verlaufen würde.

Das Altenheim war in den vergangenen Monaten immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Angehörige von Patienten berichteten von Mängeln in der Hygiene. Der Sohn einer Heimbewohnerin sprach von "tagelang nicht beseitigten Fäkalien". Im Januar erstatteten Angehörige einer Patientin eine Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen das Heim. So sollen am Wochenende nur zwei Pflegekräfte für rund 60 Bewohner zuständig gewesen sein. Offenbar gab es Probleme, ausreichend geeignete Pflegekräfte zu finden. Bewohner und Angehörige klagten über ständig wechselnde Ansprechpartner. Ein im Februar neu eingesetzter Heimleiter versprach, sich um die Missstände zu kümmern. Nach nur drei Monaten im Amt kündigte er wieder. Offenbar — so stellvertretender Landrat Steinmetz damals in einer Stellungnahme — komme das Altenheim nicht aus der Spirale heraus. Auch die Gutachter des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) Nordrhein nahmen das Heim unter die Lupe. Das Heim schnitt mit der Note 3,0 ab, im Landesdurchschnitt lagen die Heime allerdings bei 1,2.

Besonders gravierend waren Mängel in Pflege und medizinischer Versorgung. Auf die Frage: "Ist der Gesamteindruck im Hinblick auf Sauberkeit und Hygiene gut" erhielt das Heim die Schulnote 5,0. Für freiheitseinschränkende Maßnahmen lagen keine Einwilligungen vor.

Abgefragt wurde auch, ob der Umgang mit Medikamenten sachgerecht sei. Die Einrichtung erhielt hier die Note 4,1. In die Prüfung wurden von seinerzeit 59 Bewohnern neun Personen einbezogen. Ein Jahr zuvor schnitt das Altenheim wesentlich besser ab. Es erhielt 2011 noch die Gesamtnote 1,2 (sehr gut).

(RP)
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