Meerbusch So feiern die Polen ihr Weihnachtsfest

Meerbusch · Festessen I Sofia Cinque, ihr italienischer Ehemann und die beiden Kinder verbinden drei Kulturen in einer Familie. In Polen gibt es gleich zwölf traditionelle Gerichte, aber kein Fleisch und keinen Alkohol.

 Die Krippe gehört für die gebürtige Polin und Wahl-Meerbuscherin Sofia Cinque und ihre Familie zum Weihnachtsfest dazu.

Die Krippe gehört für die gebürtige Polin und Wahl-Meerbuscherin Sofia Cinque und ihre Familie zum Weihnachtsfest dazu.

Foto: Götz

Sofia Cinque wiederholt mehrfach: "Heiligabend ist für die Familie ganz wichtig. Wir kommen alle. Ganz gleich, wo in der Welt wir uns aufhalten - wir versuchen, nach Hause zu kommen."

Das Zuhause liegt in Zakapone, Polens höchstgelegener Stadt, und ist Sofias Heimat. Nach dem Abitur 1996 hat sie die Stadt verlassen. Seit mehr als 15 Jahren lebt sie mit dem aus Italien stammenden Ehemann Ciro Cinque und zwei Kindern in Meerbusch: "Wir verbinden die Traditionen dreier Kulturen."

Die bringen sie auch in das Restaurant Cinque Pomodori und die angeschlossene Bodega mit italienischen Spezialitäten ein. Im polnischen Zuhause wird am 24. Dezember, einem normalen Arbeitstag, der Baum mit Süßigkeiten geschmückt und anschließend gemeinsam gebacken und gekocht: "Zu Wigila, unserer Feier am Heiligabend, gibt es in der mit Krippen geschmückten Stube zwölf traditionelle Gerichte, darunter Barszcz z Uszkami (Barsch mit Raviolini), Kluski z Makiem (Klöße mit Mohn), Pierogi z Kapusta und Kapusta z Grzybami (Kraut mit Steinpilzen). Auf keinen Fall dürfen Fleisch und Alkohol auf den Tisch."

Die Zeremonie zu Wigila ist streng festgelegt. "Ein Stuhl und Gedeck bleiben leer. Damit gedenken wir verstorbener Familienmitglieder", erzählt Sofia Cinque. Der Älteste der Familie bringt einen an ein Kreuz erinnernden Tannenzweig mit, der ans der Haustür angebracht wird und nach dem Gebet wünschen sich alle ein frohes Weihnachtsfest: "Dazu werden Weihnachtsoblaten - Oplatek - aus Weizenmehl und Wasser in Stücke gebrochen und dem jeweiligen Gegenüber gereicht. Diese Tradition ist in Polen noch nicht so alt."

Aber die Lieder, die nach dem Essen gemeinsam gesungen werden, stammen zum Teil aus dem 16. Jahrhundert und sind die ältesten in Europa. "Lulajze Jeszuniu zum Beispiel. Mit diesem Song brachte Mark Forster jetzt im Fernsehen das Publikum zum Weinen."

Große Geschenke erwartet in Polen niemand: "Für die Kinder gibt es Kleinigkeiten." Als Getränk kommt ein dünnflüssiges Kompott aus getrockneten Früchten und als Dessert unter anderem Makowiec, eine Mohnrolle aus Hefeteig, Rosinen und kandierten Früchten auf den Tisch. "Das Gebäck ist sehr beliebt", weiß Sofia Cinque.

Während sie erzählt, öffnet sie das Portemonnaie und zeigt lachend eine vertrocknete Fischschuppe: "Das ist ein Aberglaube. Wer einen Teil der Schuppen von dem Fisch für die ebenfalls auf den Wigila-Tisch gehörende Fischsuppe im Portemonnaie aufhebt, hofft auf Geldsegen."

Als Gastronomie-Ehefrau mit internationalen Gerichten gut vertraut, empfiehlt Sofia das Nachkochen von Kapusta z Grzybami und verrät hier das Rezept.

Zutaten für vier Personen: 500 bis 750 Gramm Sauerkraut, 50 Gramm getrocknete Steinpilze (über Nacht in Wasser eingeweicht), 1 Zwiebel (gewürfelt), 4 EL Rapsöl, 1 EL Weizenmehl, 150 ml saure Sahne, 2-3 Lorbeerblätter, Kümmel, Salz und Pfeffer zum Abschmecken.

Zubereitung: Sauerkraut abspülen und ausdrücken (Säure mildern) Zwiebelwürfel in Rapsöl anbraten, Mehl einrühren, ein Glas Wasser oder das Pilz-Einweichwasser dazu gießen und die Mehlschwitze unter ständigem Rühren aufkochen. Die Pilze und das Sauerkraut dazu geben und verrühren. Etwa 30 bis 45 Minuten auf niedriger Flamme köcheln lassen. Saure Sahne hinzufügen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. "Das Gericht ist in Polen zu Wigila ein Muss", erinnert Sofia Cinque.

(RP)
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