Meerbusch Sorge vor dem Konverter

Meerbusch · Viele Anwohner sind besorgt, dass nun der Konverter nach Osterath kommt. Der Regionalrat, der heute ab 10 Uhr in Grevenbroich tagt, entscheidet zu Beginn der Sitzung, ob der Konverter überhaupt auf der Tagesordnung bleibt.

 Wulff Bickenbach, Peter Ascher und Wolfgang Miller (v.l.) machen sich Sorgen über die Erd-Aufhäufungen auf der Kaarster Dreiecksfläche.

Wulff Bickenbach, Peter Ascher und Wolfgang Miller (v.l.) machen sich Sorgen über die Erd-Aufhäufungen auf der Kaarster Dreiecksfläche.

Foto: Karrasch

Einigen Osterathern macht eine aktuelle Entdeckung auf der Dreiecksfläche in Kaarst Sorgen. Dort hat ein Landwirt große Mengen Erde aufgeschüttet. Wolfgang Miller aus Osterath, der schon seit Jahren gegen den Konverter kämpft, befürchtet, dass das schon die Entscheidung für den Konverterstandort sei. "Da sind ja erhebliche Mengen abgekippt worden, und ich habe den Eindruck, dass das getan wurde, weil die Fläche weiter landwirtschaftlich genutzt werden soll", vermutet Miller. "Das würde nicht gemacht, wenn es da nicht einen Hintergrund gäbe. Wahrscheinlich hat der Landwirt bereits Signale aus der Politik bekommen, dass der Konverter dort nicht gebaut wird." Wenn er recht hätte mit seiner Theorie, wäre das schlecht für alle Osterather Konverter-Gegner. Seit der Vorstellung eines neuen Gutachtens am vergangenen Freitag für den Konverter-Standort ist klar: Gleich zwei Osterather Standorte gelten als Alternative für die Kaarster Fläche: Der an der Umspannanlage und ein weiterer südlich in einem Grünzug.

Meerbusch: Sorge vor dem Konverter
Foto: Wolfgang Miller

Man wisse nicht, was es mit den Aufschüttungen auf der Kaarster Dreiecksfläche auf sich hat, hieß es bei Amprion. "Die Fläche gehört uns, wird aber weiterhin landwirtschaftlich genutzt", sagte ein Sprecher. "Entschieden ist noch nichts, wir sind weiter überzeugt, dass Kaarst der beste Standort ist." Man hoffe nun auf ein politisches Signal des Regionalrats für die Umwidmung der Fläche, damit diese für den Konverter genutzt werden könne. "Wir können mit dem Projekt nicht länger warten." Wenn es in Kaarst nicht möglich sei, müsse ein anderer Standort her. "Und das ist dann eben Osterath."

 Oliver Derks (oben) wohnt in unmittelbarer Nähe zur Fläche an der Umspannanlage in Osterath. Was hat es mit diesen Hügeln auf der Kaarster Dreiecksfläche auf sich? Amprion verweist auf den Pächter.

Oliver Derks (oben) wohnt in unmittelbarer Nähe zur Fläche an der Umspannanlage in Osterath. Was hat es mit diesen Hügeln auf der Kaarster Dreiecksfläche auf sich? Amprion verweist auf den Pächter.

Foto: Karrasch, Miller

Wolfgang Miller ist entsetzt über die neuen Entwicklungen: "Wir können das alles nicht mehr glauben, was hier passiert. Wir sind im Laufe der letzten vier bis fünf Jahre hin- und hergerissen worden. Und die Entwicklung ging eindeutig zu anderen Standorten." Auf einmal werde Osterath über die Hintertür wieder reingeschoben. Um die Sorgen der Bürger kümmere sich niemand.

Der Osterather Peter Ascher, der bei der Deutschen Herzstiftung aktiv ist, sorgt sich um die gesundheitlichen Beeinträchtigungen "Ich finde es komisch, dass diese Entfernung zu Anwohnern plötzlich keine Rolle mehr spielt", sagt Ascher. "Damals hieß es auch, dass die Bürger hier teilhaben können an diesem Vorhaben. Aber jetzt hat die Bürger keiner informiert", sagt Wulff Bickenbach. Das sei eine Ignoranz sondergleichen, typisch für Amprion.

Der Regionalrat soll sich heute mit der Änderung des Regionalplans beschäftigen, an der die Frage hängt, ob die von Amprion als Standort favorisierten Dreiecksfläche weiterhin für den Kiesabbau vorgesehen bleibt. Würde der Regionalrat die Fläche umwidmen und damit den Kiesabbau dort für die Zukunft verhindern, wäre das eine Entscheidung durch die Hintertür zugunsten des Standorts Kaarst. Doch die Tagesordnung wird erst zu Beginn der Sitzung um 10 Uhr beschlossen werden. Die Stadt Kaarst hatte einen Brief an die Bezirksregierung geschrieben und beantragt, das Thema aus der Tagesordnung der heutigen Sitzung zu vertagen. Sie begründete den Wunsch mit der kurzen Zeitspanne zwischen der Vorstellung des Amprion-Gutachtens und der Sitzung des Regionalrates. Es sei den Mitgliedern nicht möglich, sich in wenigen Tagen intensiv mit dem rund 300 Seiten langen Gutachten auseinanderzusetzen.

Meerbuschs Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage (CDU) hatte ebenfalls einen Brief an den Regionalrat geschrieben und darin gefordert, dass der Regionalplan erneut ausgelegt wird. Mit diesem Antrag geht übrigens auch die SPD-Fraktion heute in den Regionalrat. Günther Wurm, Fraktionsvorsitzender: "Wir haben aber keine Mehrheit im Rat und wissen nicht, ob die anderen mit uns stimmen." Gleichwohl sieht auch die SPD Kaarst als besten Standort an und bittet die Bundesnetzagentur, ein entsprechendes Planungsverfahren einzuleiten. Auch Alexander Fils (CDU) weiß nicht, wie die Sitzung heute ausgeht. "Das ist alles ein ganz schwieriges Thema. Ich kann die Osterather in ihrer Sorge verstehen. Kaarst wäre wirklich der bessere Standort." Aber genau darüber könne der Regionalrat gar nicht entscheiden - sondern nur über die Umwidmung der Kiesabbaufläche. Und genau das sei schon wieder ein Thema, in das sich auch die Landesregierung einmischen könnte. Ob die neue CDU-FDP-Regierung andere Schwerpunkte setzt, vielleicht sogar weniger Kiesabbau in der Region wolle, könne man zurzeit noch nicht sagen, so Fils.

Auch die Fläche an der Umspannanlage in Osterath bekannt als Weihnachtsbaumfeld, hat Amprion gekauft. Oliver Derks wohnt direkt daneben, ihm graut es vor der Entscheidung. "Wir hatten gehofft, das Thema wäre vom Tisch", sagt er über die überraschende Platzierung Osteraths auf dem zweiten Platz der Amprion-Liste. Er wohnt in einem Haus am Ingerweg, nur wenige Meter trennen es von der Fläche, die nun plötzlich wieder im Gespräch ist. "Wir machen uns Sorgen, was hier passiert. Wir wollen natürlich nicht so ein Ding direkt vor der Haustür", so Derks. Er wisse nicht, ob er in seinem Haus wohnen bleiben könne oder wolle, sollte der Konverter tatsächlich in seiner direkten Nachbarschaft gebaut werden. Dabei war er mit seiner Partnerin und Haustieren vor eineinhalb Jahren extra aufs Feld gezogen, um in der Natur zu wohnen.

Über den Brief von Meerbuschs Bürgermeisterin an den Regionalrat freute sich auch die Bürgerinitiative, die sich seit Jahren gegen Osterath als Konverter-Standort stark macht. "Wir können das nur unterstützen", sagte Norma Köser-Voitz. In dieser Woche habe es viele Telefonate mit dem Regionalrat aber auch auf Landesebene gegeben, auch mit der Stadtverwaltung stehe man im regen Austausch, so Köser-Voitz. "Unsere Initiative trifft sich morgen Abend und dann werden wir einen Schlachtplan machen, wie wir weiter vorgehen und welche Aktionen wir auf den Weg bringen." Die Regionalratsitzung wird Köser-Voitz heute vor Ort verfolgen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort