Meerbusch Sprayer attackieren Plakate

Düsseldorf · Fast wöchentlich müssen die Parteien in allen Stadtteilen zerstörte Ständer und verschmierte Plakate zur Wahl austauschen. Die Bürgervertreter reisen noch selbst mit dem Kleister-Eimer durch die Bezirke.

Schön, schräg, genial: Die besten Plakate
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Schön, schräg, genial: Die besten Plakate

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"Halt's Maul", "Blablabla" — Sprüche und dicke Farbbalken übers Gesicht: Viele Wahlplakate im Stadtgebiet sind entweder beschmiert, abgerissen oder ganz zerstört. "Wir haben unsere Erfahrungen bereits in der Vergangenheit gemacht und Konsequenzen gezogen", sagt Gesine Wellhausen, Fraktionsvorsitzende der FDP. Das Konterfei von deren Spitzenkandidat Dr. Bernd Schumacher hängt nun hoch oben an den Lichtmasten.

Sperrholzplatten würden oftmals eingetreten. "Das ist fürchterlich", sagt Carsten Herlitz, stellvertretender Parteichef der CDU. Besonders an den Wochenenden würden die Vandalen zuschlagen. Sein Parteifreund Thomas Jung hat ausgerechnet, dass 70 bis 80 Prozent der Wahlplakate zerstört werden.

Dreimal Nachplakatieren haben die Christdemokraten schon eingeplant. "Doch zwischendurch müssen wir immer wieder raus, um die Plakate zu erneuern." 80 Tafeln im A0-Format und 330 A1-große Wahlfotos haben die Parteimitglieder aufgehängt und aufgestellt. "Insgesamt 1000 haben wir bestellt, damit nicht immer wieder neu gedruckt werden muss", berichtet Jung.

Nicht nur die Christdemokraten leiden unter der mutwilligen Zerstörung ihrer Wahlwerbung. "Das ist ein generelles Problem", so Jung. Und vergammelte Plakate machen einen schlechten Eindruck auf Bürgerschaft und Wähler. Da sind sich alle einig. "Wir haben keine Lust, mit dem Kleistereimer in der Gegend rumzufahren", sagt Wellhausen.

Die FDP habe das Glück, dass Handwerksmeister Thomas Gabernig die Werbefähnchen an die Lichtmasten anbringt. Bei der CDU treten die Ratsherren bisweilen selbst an. Deren Fraktionschef Werner Damblon berichtet, dass er von der Polizei angehalten worden sei, weil seine Leiter aus dem Auto herausgeragt habe. Auch das Antlitz von Bürgermeister Dieter Spindler lächelt aus luftigen Höhen den Meerbuschern entgegen. "Das Problem mit den Ordnungshütern war aber schnell behoben", sagt er — und die Polizei beließ es bei einer Ermahnung.

Während CDU, SPD und FDP mit den Porträts ihre Bewerber fürs Rathaus und den Stadtrat werben, beschränken sich die Grünen auf das Aufstellen von Themen-Plakaten, die der Landesverband Nordrhein-Westfalen herstellen ließ. "Wir kaufen die Werbemittel zu einem günstigen Stückpreis", berichtet Parteivorsitzender Jürgen Peters.

Das in einigen Kommunen umstrittene Bild mit einem nackten Frauenpopo wurde in Meerbusch gar nicht erst aufgestellt. Hier zeugen Werbeträger mit Botschaften wie "Habe gleich Mathematik, Englisch und Hunger" vom Ringen um die Wählerstimmen. Medienexperten haben die Kandidaten dabei nicht an ihrer Seite, wie Spindler und dessen SPD-Herausforderer Georg Neuhausen eingestehen.

So lasse sich die SPD zwar von einem Mitarbeiter der Uni Duisburg beraten und die CDU ihre Fotos in einem Studio machen, doch letztlich sei der Kommunalwahlkampf eine direkte und natürliche Sache. So verzichtete Spindler für seine Anzeigenkampagne auf eine gestellte Pose im Fotostudio und entschied sich stattdessen für den Schnappschuss eines Pressefotografen im Stadion am Eisenbrand in Büderich.

(RP)
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