Meerbusch Stadtarchiv will mehr mit Schulen kooperieren

Meerbusch · Kindern und Jugendlichen sollte mehr historisches Wissen über Meerbusch vermittelt werden. Ein Besuch im Archiv lohnt sich

 Im Stadtarchiv gibt es viel zu entdecken - zum Beispiel Fotos, die zeigen, wie es früher in Meerbusch aussah. Archivar Michael Regenbrecht mit einer Auswahl von Bildern.

Im Stadtarchiv gibt es viel zu entdecken - zum Beispiel Fotos, die zeigen, wie es früher in Meerbusch aussah. Archivar Michael Regenbrecht mit einer Auswahl von Bildern.

Foto: U.D.

Jeder sollte über seine Wurzeln Bescheid wissen. Davon jedenfalls ist Stadtarchivar Michael Regenbrecht überzeugt. Er will mehr mit den Meerbuscher Schulen zusammenarbeiten. So könnte das Heimatbewusstsein von Kindern und Jugendlichen gestärkt werden. Ihnen sollte mehr Wissen über die Vergangenheit in ihrer unmittelbaren Umgebung vermittelt werden. "Nur wer die Geschichte kennt, versteht die Gegenwart", sagt Regenbrecht.

Eine trockene Angelegenheit ist ein Besuch im "historischen Gedächtnis der Stadt" mitnichten. Der Bestand geht weit über die üblichen Akten der Stadtverwaltung und der Meerbuscher Altgemeinden hinaus. Auf zwei Etagen des ehemaligen Grundschulflügels an der Karl-Borromäus-Straße in Büderich gibt es viel zu entdecken: Eine historisch-politische und eine ortsgeschichtliche Sammlung, eine Schulbuchsammlung, ein umfangreicher Zeitungs- und Zeitschriftenbestand, ein audiovisuelles Archiv oder eine Kartensammlung sind nur ein paar Beispiele aus dem vielfältigen Bestand.

Langeweile kommt nicht auf. "Das Stadtarchiv ist als außerschulischer Lernort durchaus spannend", betont Regenbrecht. Grundschülern werden Kenntnisse über Meerbusch spielerisch vermittelt. Mit ihnen werden "anstelle einer klassischen Führung häufig ein Archiv-Quiz gemacht", wie Regenbrecht erläutert. Den Mädchen und Jungen werden zehn Fragen zu Meerbusch gestellt, die sie in kleinen Teams bearbeiten sollen. Bei einer Tour durchs Haus finden sich die Antworten oft schnell. "Die Quiz-Auflösung wird dann häufig von Ahhh- und Ohhh-Rufen begleitet", sagt der Stadtarchivar und schmunzelt. Sieger sind grundsätzlich alle Teilnehmer. Für sie gibt es zum Schluss Süßigkeiten.

Auch für ältere Schüler lohnt sich ein Besuch im Stadtarchiv. Dort gibt es neben einer rund 800 Stück umfassenden Postkartensammlung unter anderem auch zahlreiche Film-, Video- und Tondokumente. "Die älteste filmische Überlieferung ist die Einweihung eines Heimes für die Hitler-Jugend in Büderich im Jahr 1938", berichtet Regenbrecht. Dieses Dokument gibt es sowohl als Film als auch auf Videokassette überspielt.

Daneben lagern im Stadtarchiv Videokassetten unter anderem zum Leben und Wirken des Meerbuscher Künstlers Helmut Martin-Myren oder zur Städtepartnerschaft zwischen Meerbusch und Fouesnant in Frankreich, aber auch Materialien zur Wirtschaftsgeschichte des Meerbuscher Raumes. Gymnasiasten, die eine Seminar- oder Facharbeit schreiben und dafür recherchieren müssen, brauchen nicht in die Ferne zu schweifen - in der Archivbibliothek mit rund 6500 Bänden werden sie fündig. Dort gibt es unter anderem Geschichtswerke vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert - von der Stadt- und Regionalgeschichte über die Geschichte des Rheinlandes und NRW zur Archivwissenschaft bis hin zu den historischen Hilfswissenschaften.

Als zeitgeschichtliche Quelle können Archivbesucher auch das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" nutzen, im Bestand sind Ausgaben von 1946 bis einschließlich 2002. Wer sich umfassend über das Geschehen auf der bundespolitischen Bühne informieren möchte, kann Ausgaben der Zeitschrift "Das Parlament" sowie ihre Beilage "Aus Politik und Zeitgeschehen" nutzen. Exemplare von "Landtag Intern", der Publikation des Landtags von Nordrhein-Westfalen, sind ebenfalls im Meerbuscher Stadtarchiv vorhanden.

Ob nun einzelne Schüler, ganze Klassen oder auch andere: Allen, die das Stadtarchiv nutzen wollen, steht die Tür offen. Eine Führung, die einschließlich einer Fragerunde etwa zwei Stunden dauert, sollte telefonisch angemeldet werden. "Lange Wartezeiten gibt es nicht, ein Termin kann in aller Regel kurzfristig vereinbart werden", erklärt Regenbrecht. Er will in nächster Zeit auf Schulen zugehen und mit ihnen die Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit ausloten.

Um Kindern und Jugendlichen geschichtliches Hintergrundwissen zu vermitteln, kann sich der Stadtarchivar auch vorstellen, selbst in die Schulen zu gehen und vor der Lehrer- und Fachlehrerkonferenz oder auch, falls gewünscht, vor Schulklassen den Archivbestand vorzustellen. "Schulen und Stadtarchiv sind Partner in der historischen Bildungsarbeit", sagt Regenbrecht. Deshalb muss nach seiner Auffassung die Zusammenarbeit forciert werden.

(RP)
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