Denis Scheck Bücher & Pullover

Meerbusch · Eigentlich wollte er die "Anschleimphase" überspringen und gar nicht erst behaupten, er hätte schon immer von einem Besuch in Meerbusch geträumt. Aber das schafft Denis Scheck nicht. Sofort platzt es aus ihm heraus: Die Buchhandlung Mrs. Books in Lank sei ein "Leuchtturm der Branche".

Eigentlich wollte er die "Anschleimphase" überspringen und gar nicht erst behaupten, er hätte schon immer von einem Besuch in Meerbusch geträumt. Aber das schafft Denis Scheck nicht. Sofort platzt es aus ihm heraus: Die Buchhandlung Mrs. Books in Lank sei ein "Leuchtturm der Branche".

Die Freude war groß, als er bei seiner Ankunft ein Brieflein von Jan Weiler vorfand: "Lieber Denis, Du in meiner Heimat!" Der Literaturkritiker mit eigener Fernsehsendung ("Druckfrisch") stellte vor ausverkauftem Haus seine Lieblingsbücher im Herbst 2015 vor. Nicht ohne eindringliche Warnung vor so manchem Schund. Dazu gehören für Scheck auch die meisten Ratgeber, weil sie Lösungen bei Problemen versprechen, die man noch gar nicht habe.

Süffisant mokiert er sich über die schlichten Ergüsse von Oliver Kahn, die Fäkaliensprache im Kosmos von Charlotte Roche ("in der Literatur hab ich's gern ein bisschen feiner") oder Cover mit dem Antlitz prominenter Schreiber wie Ruth Maria Kubitschek. Als Schauspielerin schätze er sie, als Autorin sei sie allerdings "eine durchgeknallte Esoterikschlampe".

Flugs kriegt noch die Bestsellerliste ihr Fett ab: "Massengeschmack. Das sind nicht die besten, sondern die am meisten verkauften Bücher. Wer will schon den meistverkauften Pullover tragen?"

Dann legt er im Sauseschritt los, lobt ohne Einschränkungen das Buch "Der Krieg hat kein weibliches Gesicht" der weißrussischen Literatur-Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch. Frank Witzel war mit "Die Erfindung der Rote-Armee-Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1968" der Überraschungssieger beim deutschen Buchpreis. Scheck hält den Roman für knuffig und sympathisch, aber viel zu lang. Kurz streift er Jonathan Franzens Buch "Unschuld", Salman Rushdies "Zwei Jahre, acht Monate, 28 Tage" oder Vincent Klinks Kulinarik-Band "Ein Bauch spaziert durch Paris". Euphorisch wird Scheck bei "H - wie Habicht" von Helen McDonald: "Ein Ausnahmebuch über das Trauern. Es hat mich verzaubert wie lange nichts mehr."

Danach liest der glänzende Plauderer aus seinem eigenen Buch "Solons Vermächtnis", das er mit Eva Grützberg verfasste. Darin kommen Menschen zu Wort, die ihr Leben radikal änderten oder es zumindest vorhatten. Scheck wettert gegen den "grassierenden Altersrassismus" und nimmt ergötzlich seine schwäbischen Landsleute aufs Korn. Denen lese im Übrigen keiner so gekonnt die Leviten wie Martin Walser.

Eifrig beantwortet Denis Scheck Fragen aus dem Publikum, bevor er zum Abschluss des unterhaltsamen Abends seine Bücher signiert.

Regina Goldlücke

(RP)
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