Meerbusch U3-Betreuung: Jedes Kind hat einen Platz

Meerbusch · Seit einem Jahr gibt es den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für ein- und zweijährige Kinder. Das hat zu einer Revolution im Meerbuscher Kindergartenbereich geführt. Ein Rückblick — und ein Ausblick

 Hatten gestern ihren ersten Arbeitstag: Die Betreuer der neuen Kita "Schatzinsel" und der Großtagespflege in Strümp mit Einrichtungsleiterin Andrea Knigge-Meitza (rechts). Betreiber der Kita ist der OBV Meerbusch. Im Hintergrund: Andreas Harms, Geschäftsführer des OBV Meerbusch (vierter von links).

Hatten gestern ihren ersten Arbeitstag: Die Betreuer der neuen Kita "Schatzinsel" und der Großtagespflege in Strümp mit Einrichtungsleiterin Andrea Knigge-Meitza (rechts). Betreiber der Kita ist der OBV Meerbusch. Im Hintergrund: Andreas Harms, Geschäftsführer des OBV Meerbusch (vierter von links).

Foto: Achim Hüskes

"Herzlich willkommen in der Kita Schatzinsel" steht auf dem Bildschirm im Eingangsbereich in Meerbuschs neuester Kindertagesstätte. Träger der Einrichtung am Kaustinenweg in Strümp ist, wie bei so vielen neuen Kitas in Meerbusch, nicht die Stadt, sondern ein Verein. Wo im vergangenen Jahr noch Meerbuschs Förderschüler unterrichtet wurden, betreuen Mitarbeiter des OBV Meerbusch - so nennt sich der Osterather Betreuungsverein heute - seit gestern ein- bis fünfjährige Kinder.

Am Eröffnungstag kamen rund 40 Mädchen und Jungen mit ihren Eltern. "Viele sind noch in den Ferien", erklärt Einrichtungsleiterin Andrea Knigge-Meitza. 80 Kinder sind angemeldet, für insgesamt 96 ist Platz in dem Gebäude, das neben der Kita auch eine zweigruppige Großtagespflege beherbergt, ebenfalls betrieben vom OBV Meerbusch.

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Foto: dpa, Rainer Jensen

Es ist gerade mal sechs Jahre her, dass die Stadt Meerbusch nur 21 U3-Betreuungsplätze in Kindertagesstätten anbieten konnte. Aktuell sind es 343 Plätze, hinzu kommen 224 Plätze in Betreuungsangeboten wie Kindertagespflege oder Kinderfrauen. 55 Tagespflegepersonen sind in Meerbusch tätig - überwiegend selbstständig, teilweise aber auch in Anstellung als Kinderfrauen in Familien oder in Anstellung bei einem freien Träger im Bereich der Großtagespflege. Damit liegt die Betreuungsquote in Meerbusch aktuell insgesamt bei 43,7 Prozent - ein Spitzenwert, verglichen mit den Städten und Gemeinden im Umland. "Wir stehen gut da, weil wir uns früh auf den Weg gemacht haben", sagt Birgit Smitmans vom zuständigen Fachbereich Soziales und Jugend. "Ein erstes Ausbaukonzept für die U3-Betreuung wurde schon im Jahr 2009 aufgelegt." Sie ist froh: "Zum Start des neuen Kindergartenjahres können wir den geltend gemachten Bedarf decken." Erst recht, wenn die Kita der Lebenshilfe an der Pfarrstraße in Lank spätestens im Februar ihren Betrieb aufnimmt. Dort entstehen derzeit 22 weitere U3-Plätze. Ist sie fertig, liegt die Meerbuscher Betreuungsquote bei 45,3 Prozent.

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Foto: dpa, Arno Burgi

Eine Warteliste wird trotzdem im Amt geführt: "Einige Eltern warten auf einen Platz in ihrer ,Wunscheinrichtung'", erklärt Smitmans, "oder sie haben die ihnen bislang angebotenen Plätze aus anderen Gründen abgelehnt." Gab es denn auch Erziehungsberechtigte, die den Rechtsanspruch auf Betreuung vor Gericht erstritten haben? "Es ist eine Klage anhängig", berichtet Smitmans. "Hier entsprach das seitens des Jugendamtes unterbreitete Betreuungsangebot im Hinblick auf Art und Umfang nicht den Vorstellungen der Eltern." Weitere Auskünfte könne die Stadt aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht geben.

Dass die Stadt auf freie Träger als Kooperationspartner setzt, hat einen guten Grund: So fallen die Zuschüsse des Landes NRW höher aus, als wenn die Stadt Betreiber wäre. Allerdings ist das Verfahren aufwändig, weil die Baumaßnahmen oder Umbauten finanziert werden müssen. Und Banken gewähren Kredite lieber einer Kommune als einem vielleicht gerade erst gegründeten Verein. "Die freien Träger beteiligen sich in sehr hohem Umfang, die Zusammenarbeit ist wirklich gut", berichtet Smitmans. "Ohne ihre Beteiligung wäre unsere Betreuungsquote nicht so hoch."

Freilich, die Investitionen in die U3-Betreuung belasten den Meerbuscher Haushalt; auch, weil die Stadt ihr Personal dafür aufgestockt hat. Und schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Kosten weiter steigen könnten. Viele Tagesmütter finden die Bezahlung zu gering, haben sich deshalb an die Fraktionen gewandt. "Eine Tagesmutter mit Grundqualifizierung erhält in Meerbusch 2,70 Euro pro Kind und Stunde an laufender Geldleistung", berichtet Smitmans, "eine Tagesmutter mit Aufbauqualifizierung 4,20 Euro." Zusätzlich trage die Stadt anteilig Sozialversicherungsabgaben. Aber Zuschüsse, beispielsweise zur Miete der Räumlichkeiten von Tagesmüttern, werden nicht gegeben.

(RP)
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