Meerbusch U3-Plätze in Kitas reichen für die hohe Nachfrage nicht aus

Meerbusch · Die Betreuungsquote für die unter Dreijährigen steigt zwar auf 47 Prozent, 167 Plätze fehlen trotzdem.

Meerbuscher Eltern bekommen bald Post von der Stadt. Mit nur einer Nachricht: Platz ja oder nein für das Kita-Jahr 2016/2017. Denn während die Stadt Meerbusch bei der Ü3-Betreuung (über Dreijährige) von einer Bedarfsdeckung ausgeht, reichen die Kapazitäten bei U3 (Kinder unter drei) nicht aus: 167 Kitaplätze fehlen. Das stellte die Stadt im Jugendhilfeausschuss vor.

Die Schätzung stützt sich auf das Vormerk-System "Kita-Navigator". Für das kommende Kita-Jahr sind rund 343 Kinder im Bereich Ü3 vorgemerkt, davon 90 mit Wechselwünschen. "Von den rund 488 vorgemerkten U3-Kindern sind 167 derzeit unversorgt", sagte der Erste Beigeordnete der Stadt, Frank Maatz. Der übrige Nachwuchs hat ab August einen Platz in der Tagespflege (rund 100) oder in einer Kita. Die Stadt will 388 U3-Plätze in Kindertagesstätten und 220 in der Tagespflege anbieten. Das entspricht einer Betreuungsquote von rund 47 Prozent - zwei Prozent mehr als im Vorjahr, aber nicht genug, um den Bedarf zu decken. "Gerade in Büderich besteht eine hohe Nachfrage", sagte Maatz. Die Stadt verweist auf das wachsende Neubaugebiet im Böhler-Areal und auf Zuzüge von Familien. Die derzeitige privat-gewerbliche Kita am Kreutzerhof in Büderich wird den Betrieb aufgeben. "Die Eigentümerinnen sind bereit, die Räumlichkeiten an einen neuen Träger zu vermieten", sagte Maatz. Eine Gruppe von bis zu 25 Ü3-Kindern und eine altersgemischte Gruppe von 15 Kindern sind geplant. Georg Neuhausen (SPD) fragte nach: "Gibt es nicht den Trend zu Großeinrichtungen?" Das stimme, sagte Peter Annacker, Fachbereichsleiter für Soziales: "Wir sehen die Kita aber vielmehr als Dependance-Lösung." Die Verwaltung möchte aktive Träger anschreiben, ob sie Interesse an einer Übernahme haben.

Die Stadt betonte, dass sämtliche Zahlen mit Schwankungen verbunden seien. Eine Variable: die Flüchtlingssituation. "Die Zuweisung erfolgt fremdbestimmt", erklärte Maatz. Weder die Anzahl noch Alters- und Familienstruktur seien bekannt. Die Stadt geht von einem erhöhten und qualitativ anderen Bedarf aus. Viele Flüchtlingsfamilien sähen eine "Fremdbetreuung" im Bereich U3 kritisch. Alternativen wie Mutter-Kind-Gruppen werden ausgelotet. Überbelegungen sollen eine ortsnahe Versorgung - vor allem für Flüchtlinge - schaffen. Die Stadt will mehr Kräfte für die Tagespflege gewinnen. Dafür beschloss der Jugendhilfeausschuss ein höheres Honorar: Tagesmütter, die Kinder im Haushalt der Eltern betreuen, erhalten je 0,30 Euro mehr pro Stunde und Kind. Bei einer Grundqualifizierung macht das 2,30 Euro, bei einer Aufbauqualifizierung 3,30 Euro. Tagesmütter, die wiederum Kinder in anderen Räumen als bei sich zuhause betreuen, erhalten rückwirkend ab Januar je nach Qualifikation 3,65 Euro (plus 0,65 Euro) beziehungsweise 4,80 Euro (plus 0,30 Euro). Das ist eine Steigerung von 22 und sieben Prozent. Bei einer Betreuung von 45 Stunden liegt der höchste Satz bei 939 Euro.

(RP)
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