Meerbusch Untergewicht - ein lebenslanges Handicap

Meerbusch · Chronische Gewichtsprobleme bei Kindern führen zu Entwicklungsstörungen, sagt der Kinderarzt

Die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung, die das Kreisgesundheitsamt unter 495 Meerbuscher i-Dötzchen ermittelt hat, sind alarmierend: 12,6 Prozent der Kinder im Alter von fünf bis sechs Jahren sind zu dünn. Damit ist Meerbusch kreisweite Spitze und liegt über dem NRW-Schnitt (wir berichteten). Als Reaktion auf diesen beunruhigenden Trend will das Gesundheitsamt zeitnah die Eltern der betroffenen Kinder befragen und so die Ursachen für das Untergewicht der Schulneulinge ermitteln. "Das sollte schnell gemacht werden", sagt Martin Terhardt, Kinderarzt und Mitglied des Ausschusses Prävention im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. "Die Statistik allein reicht nicht aus. Körperliche und psychische Ursachen müssen genau analysiert werden."

Untergewicht, so Terhardt, könne bei Kindern schlimme Folgen haben, die sich nicht nur äußerlich abzeichnen. "Der Stoffwechsel läuft auf Sparflamme", sagt der Kinderarzt. "Sollte ein Kind chronisch untergewichtig sein, können Konzentrationsstörungen, ein permanent hohes Schlafbedürfnis sowie Leistungsdefizite die Folge sein." Eine ausgewogene Ernährung sei wichtig für die Muskulatur, aber auch für das Gehirn. "Wenn der Körper nicht genug Energie hat, werden die Kinder in der Schule Probleme bekommen", sagt Terhardt. Dies könne die Schullaufbahn und damit auch die künftigen Erfolgsaussichten negativ beeinflussen. Der Kinderarzt rät daher: "Auf die ausgewogene Ernährung des Kindes achten - nicht nur Junkfood, sondern viel Obst und Gemüse, gelegentlich auch Fleisch." Außerdem müssten die Eltern untergewichtiger Kinder rasch handeln. "Im Kindesalter kann man die Weichen noch stellen", sagt Terhardt. In der Jugend sei das Problem teilweise nicht mehr zu beheben, arte oft sogar in Essstörungen aus.

Für die Erhebung des Kreisgesundheitsamtes wurde der Body-Mass-Index, also das Verhältnis von Größe und Gewicht, als Untersuchungsgrundlage verwendet - für Terhardt nicht ausreichend, um Rückschlüsse zu ziehen. "Jedes Kind entwickelt sich aufgrund genetischer Veranlagung und Herkunft unterschiedlich", sagt er. Asiatische Kinder seien beispielsweise kleiner und zierlicher - und somit leichter. "Daher müssten von jedem Kind genaue Einzeldiagnosen erstellt werden, um dem Problem wirklich auf den Grund zu gehen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort