Meerbusch Verzichten - auf Süßes oder das Sofort

Meerbusch · Heute beginnt die im Christentum traditionelle Fastenzeit. Sie bietet Gelegenheit, Alltagsgewohnheiten zu hinterfragen. Unter dem Motto "Sieben Wochen Ohne" lädt die evangelische Kirchengemeinde in Lank zu sieben besonderen Aktionen ein.

Unter dem Motto "Sieben Wochen Ohne" lassen sich jährlich zur Fastenzeit mehr als drei Millionen Menschen aus dem Trott bringen - zum Beispiel auch durch den Verzicht auf Süßes und zigaretten.

Unter dem Motto "Sieben Wochen Ohne" lassen sich jährlich zur Fastenzeit mehr als drei Millionen Menschen aus dem Trott bringen - zum Beispiel auch durch den Verzicht auf Süßes und zigaretten.

Foto: Andrea Enderlein/epd

Fasten steht wieder hoch im Kurs. Viele der Vorsätze beziehen sich auf heutige Lebensgewohnheiten wie den übermäßigen Einsatz des Smartphones oder den regen Austausch in den sozialen Netzwerken. Die Evangelischen Kirchen in Deutschland aber greifen diese Themen indirekt auf. Unter dem Motto "Sieben Wochen Ohne" lassen sich jährlich zur Fastenzeit mehr als drei Millionen Menschen aus dem Trott bringen. "Es geht ums Innehalten, sich nicht hetzen lassen, die Routine des Alltags zu hinterfragen und neue Perspektiven einzunehmen", erklärt Heike Gabernig, Pfarrerin der Evangelischen Kirche Lank-Latum.

Sie erinnert daran, dass das Fasten ursprünglich aus der Not entstanden ist. Damals musste nach schlechten Ernten, Naturkatastrophen oder Kriegen notgedrungen gefastet werden. Das freiwillige Fasten im Gegensatz zum Hungern aber bewirkt körperliche und seelische Veränderungen. Es ist traditionell als das Fasten im Christentum in der römisch-katholischen Kirche seit dem vierten Jahrhundert etabliert, soll allgemein an die lange Reise Jesu durch die Wüste erinnern und hat somit symbolische Bedeutung. "Bei vielen Christen ist das Thema 'Verzicht' regelrecht verschüttet. Was es heißt, bewusst zu entsagen, wurde verlernt. Alles ist selbstverständlich und es fehlt die Dankbarkeit", bedauert Pfarrerin Gabernig.

Aber sie weiß, dass das Thema grundsätzlich auf großes Interesse stößt. Als Beispiel dafür führt sie den Zuspruch an, den die alljährlich zur Fastenzeit in der Lanker Kreuzkirche angebotenen Aktionen bringen. Zum siebten Mal in Folge wird jetzt zu "Augenblick mal!" eingeladen, einer Aktion die mit "Sieben Wochen ohne Sofort" ergänzt wird. Die Pfarrerin rät zum Durchatmen und erinnert daran, dass "Ungeduld, das Sofort, zum Symbol der Moderne" geworden ist.

In der Lanker Gemeinde, in der Heike Gabernig seit 25 Jahren tätig ist, startet die wöchentlich mittwochs angebotene Aktion heute um 20 Uhr mit "Alles hat seine Zeit". Als "Kur der Entschleunigung" stehen in den kommenden Wochen sechs weitere Themen zur Auswahl: "30 bis 40 Interessierte nehmen jeweils daran teil, auch Menschen anderen Glaubens oder Außenstehende schätzen die Impulse, die sich aus dem Austausch über Glaubens- und Lebensfragen ergeben."

Manche Teilnehmer kommen wöchentlich in die Kreuzkirche an der Nierster Straße 56, andere suchen sich Themen aus, die von besonderem Interesse sind. Denn Fasten bedeutet nicht allein Verzicht auf Schokolade, Nikotin oder andere Genussmittel. Es geht darum, eine Pause einzulegen, bewusst zu erleben und sich vorübergehend von Alltags-Gewohnheiten zu verabschieden. "Dieses Gefühl ist verloren gegangen. Wer innehält, wird anschließend neu erfahren, wie reich unser Leben ist", fasst Gabernig zusammen. Informationen: 02150 911795 oder 02150 2163.

(RP)
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