Meerbusch Was soll mit dem Nazi-Fresko geschehen?

Meerbusch · Seit 2011 wird über das überstrichene Wandgemälde im Verwaltungsgebäude, dem ehemaligen HJ-Heim, am Dr.-Franz-Schütz-Platz diskutiert. Auch ist eine neue Gedenktafel im Gespräch. Die Grünen baten um einen Sachstandsbericht

Unter einer Schicht weißer Farbe verbirgt sich ein Kunstwerk aus dem Jahr 1939. Es wurde ein Jahr nach der Einweihung des HJ-Heims , dem heutigen Verwaltungsgebäude am Dr.-Franz-Schütz-Platz, gefertigt. Zu finden ist diese "Nazi-Kunst" in der Eingangshalle, der ehemaligen Fahnenhalle. Dort hängt heute linker Hand eine Luftaufnahme von Büderich. Und genau hinter dieser Aufnahme, unter der Farbe, ist das Fresko noch erhalten. Dies wurde vor wenigen Jahren geprüft. Nun soll die Politik entscheiden, was mit dem Fresko passiert. Zudem wird seit 2011 über eine Gedenktafel für das historische Gebäude sowie eine eventuelle Zeitzeugenbefragung diskutiert. Doch bisher ist nichts entschieden. Die Grünen baten im Kulturausschuss um einen aktuellen Sachstandsbericht.

"Die Gedenktafel ist in unseren Augen wichtig für die Bevölkerung, bei der Zeitzeugenbefragung muss erst geklärt werden, ob das überhaupt noch möglich ist", sagt Karen Schomberg, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen. "Die Zeit läuft uns davon." Um so ärgerlicher sei es, dass seit dem ersten Antrag im Herbst 2011 nichts von Seiten der Stadt passiert ist. Dies bestätigt Just Gérard, technischer Beigeordneter. "Die ganze Sache ist von der Stadt verzögert worden." Grund dafür sei, dass sich die Stadt an den Landschaftsverband Rheinland (LVR) gewendet hat, um zu klären, ob solch ein Gebäude als Denkmal geeignet sei. Dieser habe daraufhin von der Stadt ein Gesamtkonzept für das Gebäude gefordert. "Das müssen wir einreichen, bevor wir eine Gedenktafel an die Wand nageln dürfen", sagt Gérard. "Da wir 2014 entschieden haben, das gesamtstädtische Konzept zu überarbeiten, haben wir die Frage nach dem HJ-Heim zurückgestellt."

Derzeit soll aber nun ein Konzept entstehen, dass laut des Beigeordneten Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage "im nächsten oder übernächsten Hauptausschuss vorstellen will", sagt Gérard. "Ein paar Monate später können wir dann auch das Konzept für das Gebäude am Dr.-Franz-Schütz-Platz beim LVR einreichen."

Wenn das Konzept steht, könne man zudem darüber diskutieren, ob das Fresko in dem Zuge freigelegt werden soll. Gérard: "Eine komplette Freilegung halte ich für eine zu große Geste, vielleicht würde sich eine Teilfreilegung anbieten." Das sieht die Denkmalschutzbeauftragte Rosemarie Vogelsang anders: "Warum sollte man es nicht hervorholen?" Sie fordert von der Politik mehr Geschichtsbewusstsein. "Das Fresko ist ein historisch wertvolles Gemälde. Es gibt nur noch ganz wenige Nazi-Fresken in Deutschland."

Die Politik hingegen hält sich eher zurück bei der Frage, ob das Fresko zum Vorschein gebracht werden soll. "Darüber haben wir uns noch nicht geeinigt", sagt Schomberg und ergänzt: "Viel wichtiger und schneller umsetzbar ist aber eine Gedenkplakette. Und dafür haben wir bereits 2011 eine Summe von 2500 Euro in den Haushalt eingestellt." Dem stimmen etwa auch Franz-Josef Radmacher (CDU) und Dirk Banse (SPD) zu. Auch Gérard bestätigt: "Die Tafel hat ihre Berechtigung. Sie ist ein Brückenschlag zwischen der Historie und heute."

Was meinen Sie? Soll das Fresko hinter der Farbe in Vergessenheit geraten oder hervorgeholt werden?
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(RP)
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