Meerbusch Weinschenke vor Verkauf

Düsseldorf · Das Ortsbild prägende Denkmal am Lank-Latumer Marktplatz soll veräußert werden. Die gastronomische Zukunft des Traditionslokals, in dem einst Bundespräsident Theodor Heuss speiste, ist bis März 2012 gesichert.

Lank-Latum Das vielleicht geschichtsträchtigste Haus Lank-Latums steht zum Verkauf. Die "Alte Weinschenke van Dawen" hat zu ihrer Hochzeit sogar der erste Bundespräsident Theodor Heuss besucht, um dort zu speisen und die über die Grenzen des Orts bekannten Angebote des riesigen Weinkellers zu probieren. Livrierte Diener kümmerten sich um das Wohl der gut betuchten Gäste aus Industrie und Landwirtschaft und deren PS-starken Limousinen.

In den 70er-Jahren pachtete Drago Babij das leer stehende Haus von einer Erbengemeinschaft und eröffnete sein Speiserestaurant, das er noch heute mit Sohn Roland führt. Im März 2012 läuft der Vertrag für das denkmalgeschützte Gemäuer aus. "Ich würde gerne weitermachen", sagte Babij gestern im RP-Gespräch. Interesse, das Objekt selbst zu erwerben, habe er nicht, erklärte er. "Das ist groß wie ein Schloss", berichtete der Gastronom: rund 1300 Quadratmeter Gewerbefläche auf einem 1321 Quadratmeter großen Grundstück mitten im Zentrum direkt am Marktplatz.

Mit 890 000 Euro sei der Verkehrswert für die Immobilie ermittelt worden. Neben dem Gastraum mit Theke zählen mehrere Säle unterschiedlicher Größenordnung sowie Küche, Lager und Vorratsräume zum Umfang. Die Immobilie wird im Internet als "ausbaufähige Denkmal-Liegenschaft inmitten der Fußgängerzone von Lank" beschrieben. Das sieht Reinhard Lutum, Leiter der Unteren Denkmalbehörde, nur bedingt so. Das Grundstück sei für ein weiteres Baurecht tatsächlich groß genug, sagte er. Mit dem eigentlichen Denkmal habe diese mögliche Erweiterung aber nur indirekt zu tun. Es ginge um die Frage, ob ein Neubau in direkter Nachbarschaft mit dem Denkmal verträglich wäre.

"Wir werden dafür sorgen, dass die Immobilie in gute Hände kommt", erklärte Marlene D., Großnichte Robert van Dawens. Die zehnköpfige Erbengemeinschaft sei sehr traditionsbewusst und wolle für das Stammhaus ihrer Familie eine gute Zukunft garantieren. Es werde bislang nur ein Teil des Objekts genutzt. Für einen Ausbau und eine wirtschaftlich vernünftige Nutzung müsste sehr viel Geld in die Hand genommen werden. Als Kern einer Nutzung sei mit der Denkmaleigenschaft auch weiterhin ein gastronomischer Betrieb verbunden, betonte Lutum.

Geld in die Hand nehmen muss auch der Eigentümer des optisch zum Ensemble zählenden Nachbarhauses — ebenfalls ein Denkmal. Die Fachbehörde der Stadt hat bereits Substanz erhaltende Schritte verfügt und ist gewillt, sie notfalls selbst in Auftrag zu geben und dem Besitzer in Rechnung zu stellen. "Das Nachbargrundstück, mit einer denkmalgeschützten Ruine bebaut, kann auf Anfrage mit veräußert werden", heißt es dazu im Internet.

(RP)
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