Meerbusch Wird die Polizeibehörde im Kreis geschlossen?

Meerbusch · Eine Expertenkommission berät, die Polizeibehörden in NRW neu zu organisieren. In dem Gremium soll es die Überlegung geben, die Kreispolizeibehörde zu schließen. Der Landrat lehnt das ab

 Kritiker wie Landrat Petrauschke (CDU) glauben nicht, dass durch eine Neuorganisation mehr Polizisten auf die Straße kommen.

Kritiker wie Landrat Petrauschke (CDU) glauben nicht, dass durch eine Neuorganisation mehr Polizisten auf die Straße kommen.

Foto: Andreas Woitschützke

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (CDU), der auch Polizeipräsident im Rhein-Kreis Neuss ist, hat sich gestern entschlossen für den Erhalt der eigenständigen Polizeibehörde im Rhein-Kreis Neuss ausgesprochen. "Der Verlust wäre schlichtweg eine Katastrophe", sagte Petrauschke. "Nicht die Anzahl der Behörden ist wichtig, sondern es zählt nur die Effektivität - und die ist bei der Polizei im Rhein-Kreis überdurchschnittlich hoch!" Ähnlich äußerte sich auch der grüne Landtagsabgeordnete Hans-Christian Markert, der gegen Petrauschke bei der Wahl zum Landrat antreten wird. "Man kann ja Synergieeffekte suchen", sagte er. "Aber gerade bei der Polizei halte ich die Bürgernähe für das Ausschlaggebende. Und die Polizei im Rhein-Kreis leistet gute Arbeit."

Eine Expertenkommission erarbeitet zurzeit im Auftrag von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) Vorschläge, wie die Polizei trotz des demografischen Wandels bürgernah und leistungsfähig bleiben kann. In diesem vierköpfigen Gremium gibt es einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge die Überlegung, die Behörden anders zu organisieren - ein altbekannter Wunsch der Grünen. "Uns ist dieser Vorschlag nicht bekannt", sagte dazu ein Sprecher des Innenministeriums. "Wir warten erst die Vorlage des ausgearbeiteten Papiers ab." Thomas Hendele (CDU), Landrat des Kreises Mettmann und Mitglied der Kommission, wollte den Vorschlag mit Verweis auf die Geheimhaltungspflicht nicht kommentieren.

Schon zur Amtszeit des früheren NRW-Innenministers Fritz Behrens (SDP) hatte eine Expertenkommission einen ähnlichen Vorschlag gemacht. "Das Papier ist dann aber in der Schublade verschwunden", berichtete Behrens gestern. Er findet die Zusammenlegung von Behörden nicht so abwegig. "In keinem anderen deutschen Bundesland ist die Polizeiverwaltung so zersplittert wie in Nordrhein-Westfalen", sagte er unserer Zeitung. "Eine Vereinheitlichung würde Sinn machen, zumal dann keine Politiker, sondern Fachleute die Behörde leiteten. Und wenn die Verwaltung verschlankt würde, wären sicher mehr Polizisten auf der Straße." Petrauschke rechnet hingegen mit dem Gegenteil: "Viele Polizeibeamte werden in der Zentrale gebunden und stehen damit nicht mehr in der Fläche zur Verfügung."

Udo Fischer, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft im Rhein-Kreis, sagte:. "Wir haben schon jetzt Personalknappheit. Wenn man die Handvoll Mitarbeiter, die dem Landrat zuarbeiten, nach Düsseldorf schickt, würde hier nicht ein zusätzlicher Streifenwagen eingesetzt." Fischer sieht auch keine Einsparmöglichkeiten. "Eine Neuorganisation kostet schließlich auch etwas." Ohne zusätzliches Personal könne keine andere Behörde die Verwaltung für die 750 Polizisten des Rhein-Kreises übernehmen.

Reiner Geroneit (CDU), Vorsitzender des Polizeibeirates, lehnte ebenfalls die Überlegung ab, die Verwaltung der Kreispolizei auf Behörden in Düsseldorf oder Mönchengladbach zu übertragen. "Unsere jetzige Behörde kommt der ländlichen Struktur im Kreis entgegen", sagte Geroneit. "Die Bezirksbeamten, unsere Dorf-Sheriffs, sind gleichzeitig Streetworker. Wenn wir einer Großbehörde zugeordnet würden, würde all das wegfallen."

(RP)
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