Meerbusch Wirte fordern Steuer-Nachlass

Düsseldorf · Rauchverbote, Umsatzeinbruch, hohe Steuern und Nebenkosten sowie ein Regen-Sommer: Dass Wirte derzeit klagen, ist nicht wirklich neu. Ein Novum für Meerbusch ist jedoch, dass sie es gemeinsam tun und ihren Ärger – kurz vor Bundestags- und Kommunalwahl – mit einer politischen Aktion und einer Forderung verbinden: Weg mit dem Steuersatz von 19 Prozent für die Gastronomie, her mit dem verminderten Satz von sieben Prozent.

Rauchverbote, Umsatzeinbruch, hohe Steuern und Nebenkosten sowie ein Regen-Sommer: Dass Wirte derzeit klagen, ist nicht wirklich neu. Ein Novum für Meerbusch ist jedoch, dass sie es gemeinsam tun und ihren Ärger — kurz vor Bundestags- und Kommunalwahl — mit einer politischen Aktion und einer Forderung verbinden: Weg mit dem Steuersatz von 19 Prozent für die Gastronomie, her mit dem verminderten Satz von sieben Prozent.

Um Gäste darauf aufmerksam machen, wollen mehrere Häuser ab sofort jeden Donnerstag die Preise so gestalten, als ob es nur noch sieben Prozent Mehrwertsteuer fällig werden — das bedeutet einen Rabatt von zwölf Prozent. Gastronomen von sieben Meerbuscher Häusern gingen mit dem Plan gestern an die Öffentlichkeit. Unterstützt werden sie vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. "Wir haben keine Reserven mehr", sagt Claus Grotenburg bezogen auf die Branche.

Allein "Grotenburg's Börker Brauhaus" verzeichne seit Anfang des Jahres einen Umsatzrückgang von circa 15 Prozent. Im Gegenzug seien die Nebenkosten inzwischen auf 80 bis 90 Prozent der Kaltmiete gestiegen. Durch Personalabbau und Einsparungen sei das nicht mehr aufzufangen — auch Kurzarbeit sei in der Gastronomie nicht machbar. Den Wirten bleibe mittlerweile nur noch ein Betriebsergebnis von etwa acht Prozent.

Langfristig zu wenig, um Gästen ein attraktives Angebot bieten zu können. Klaus Wellen (Haus Wellen) überlegt bereits, ob er angesichts Ausbleibender Laufkundschaft in der Woche schließen und sich nur noch aufs Wochenende und Bankett-Veranstaltungen konzentrieren soll. Würde Deutschland dem französischen Beispiel folgen und der Gastronomie den verminderten Steuersatz einräumen, könnten die Wirte in neue Technik und mehr Service investieren und auch das Vereinsleben stärker unterstützen, meint Grotenburg.

Er schätzt den Steuerausfall auf 3,4 Millarden Euro — ein Klacks gegenüber dem, was den Banken hinterhergeworfen werde. Zurzeit sei es so, dass die Wirte Feuerwehrfeste und private Straßenfeiern als Konkurrenz ansehen müssten, die ihnen die Gäste von der Bar weglocke. Das deutsche Steuersystem bei der Behandlung von Restaurants und Kneipen nicht wirklich logisch, das räumen auch Experten ein. Ein Wirt, der seinen Gästen in der Kneipe Bier und eine Mahlzeit serviert, entrichtet dafür 19 Prozent Mehrwertsteuer an den Fiskus — und trägt entsprechenden Kosten seiner Wirtschaft (Miete, Personal, Strom, etc.

). Ein Wirt, der einem Kunden aber Bier und Schnittchen nach Hause liefert, dazu noch Einweg-Geschirr, kommt jedoch mit sieben Prozent Steuersatz davon. Bei der Rabatt-Aktion mitmachen werden zunächst "Grotenburg's", Haus Baumeister (Strümp), Meerbuscher Hof, und Alte Post. Die Initatoren hoffen, dass weitere Meerbuscher Betriebe nachziehen werden.

(RP)
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