Meerbusch Zu Besuch in der Heimat der Vorfahren

Meerbusch · Mehr als 50 Amerikaner sind ab Freitag für eine Woche zu Gast in Meerbusch. Dort sind sie mit dem Heimatkreis Lank auf den Spuren ihrer Vorfahren. Vor mehr als 150 Jahren sind ihre Ahnen von Lank nach Loose Creek ausgewandert.

 Die Lanker freuen sich auf den Besuch aus Amerika. Dort können sich die Freunde über ihre Vorfahren austauschen und ihre Herkunft erkunden.

Die Lanker freuen sich auf den Besuch aus Amerika. Dort können sich die Freunde über ihre Vorfahren austauschen und ihre Herkunft erkunden.

Foto: heimatkreis

Auch wenn es sich bereits um die mindestens sechste Generation an Nachfahren handelt, so ist die Herkunft vieler Einwohner aus Loose Creek doch unverkennbar. So wohnen dort Familien mit Namen wie Backes, Kremer, Maassen, Schmitz und Schramm nahe beieinander. Es handelt sich um die Nachfahren von etwa 350 Menschen, die vor mehr als 150 Jahren nach Missouri ausgewandert waren.

 Vor rund 100 Jahren: Söhne der Auswanderer aus dem heutigen Meerbusch treffen sich zum Musizieren in der neuen Heimat Loose Creek.

Vor rund 100 Jahren: Söhne der Auswanderer aus dem heutigen Meerbusch treffen sich zum Musizieren in der neuen Heimat Loose Creek.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Am Freitag besuchen rund 50 der Ur-Ur-Ur-Urenkel ihre Meerbuscher Wurzeln. Der Heimatkreis Lank wird die Amerikaner in Familien unterbringen und hat ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt. Die Amerikaner besuchen ihre Meerbuscher Freunde bereits zum sechsten Mal. Die Meerbuscher waren ebenfalls schon sechsmal in Loose Creek.

 Ein damals recht ungewohnter Anblick: Zwei Männer begutachten ein Automobil in Loose Creek.

Ein damals recht ungewohnter Anblick: Zwei Männer begutachten ein Automobil in Loose Creek.

Foto: Dackweiler

Den Anfang machte der Lanker Zimmermann Adolph Scheulen im Jahr 1834. Er zog mit seiner zehnköpfigen Familie in das Land am Missouri und ließ sich dort nieder. Er war voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Nur wenig später folgten dem Zimmermann weitere Meerbuscher - vor allem aus Lank und Osterath - sowie weitere Rheinländer aus dem heutigen Rhein- Kreis Neuss. Sie alle siedelten sich in der näheren Umgebung der Familie Scheulen in Loose Creek an. Fortab wurde vornehmlich deutsch - besser gesagt: Länker Platt - in der bis heute kleinen Siedlung im Osage County gesprochen. Im amerikanischen heißt die Mundart "low german".

Während des Ersten Weltkrieges riss die Verbindung zwischen den amerikanischen und deutschen Rheinländern ab und wurde auch erst 1985 wiederbelebt. Heute versteht keiner mehr in Loose Creek deutsch, da es im Zuge des Ersten Weltkrieges verboten wurde. Auch das Länker Platt ist in den USA mittlerweile so gut wie ausgestorben. Bei den Besuchen der Amerikaner und Meerbuscher wird mittlerweile ausnahmslos englisch gesprochen.

Der erste Besuch einer Delegation aus Lank traf 1992 bei den Amerikanern in Loose Creek ein. Im Zwei-Jahres-Rhythmus wechseln sich Amerikaner und die Lanker mit den Treffen ab. Möglich ist dies, nachdem der Amerikaner Hubert Bescheinen Ahnenforschung betrieb und ein Brief von ihm auf Umwegen beim Heimatkreis in Lank eintraf. Der Lanker Franz-Josef Radmacher war begeistert und ließ den Kontakt nach Loose Creek wieder aufleben. Mit seiner Familie reiste er 1988 das erste Mal nach Missouri, zwei Jahre später besuchte der Amerikaner Joe Muenks die Meerbuscher. Damals wurde an der Hauptstraße in Lank der Missouri-Platz eingeweiht. "Es ist verwunderlich, dass bis dato in keinen Geschichtsbüchern der Heimatforscher ein Wort von den Auswanderern erwähnt worden war", sagt Radmacher.

Schnell wuchs das Interesse an den ehemaligen Meerbuschern, 1992 reisten 34 von ihnen nach Amerika. Zwei Jahre später besuchte die erste Delegation aus Loose Creek die Lanker. Seitdem ist der Kontakt nicht mehr abgerissen. Im Gegenteil: "Wir schreiben uns regelmäßig E-Mails, etwa wenn ein neues Enkelkind geboren worden ist oder nach Stürmen nachzufragen, was passiert ist", sagt Radmacher.

Bei dem 73-Jährigen ist dieses Jahr die Familie Radmacher untergebracht. "Eigentlich sind sie zwar nicht mit mir verwandt, aber ich bezeichne ihn immer als meinen Vettern", sagt Radmacher.

(RP)
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