Zugunglück in Meerbusch "Ein heftiger Knall, dann wurde es dunkel"

Meerbusch-Osterath · In Meerbusch-Osterath ist am Dienstagabend ein Personenzug auf einen Güterzug aufgefahren. 41 Menschen wurden verletzt. Feuerwehr und Polizei waren im Großeinsatz. Passagiere berichten von dramatischen Szenen.

Bei einem schweren Zugunglück sind am Dienstagabend in Meerbusch 41 Personen verletzt worden. Lange Zeit gab es unterschiedliche Angaben zur Zahl der Verletzten. Ein Personenzug (RE 7 von Köln nach Krefeld) des "National Express" war gegen 19.30 Uhr auf einen Güterzug von DB Cargo aufgefahren. Warum der Güterzug, der auf dem Weg von Dillingen nach Rotterdam war, auf den Schienen stand, sei noch nicht bekannt, sagte eine Bahnsprecherin. Durch den Zusammenstoß verkeilten sich der vordere Wagen des Personenzugs, die weiteren Waggons entgleisten oder standen weitgehend unbeschädigt auf den Schienen.

In dem RE 7 sollen sich zum Unglückszeitpunkt 155 Passagiere befunden haben. Hunderte Einsatzkräfte waren stundenlang im Einsatz. Nach Angaben von "National Express" verhinderte der Zugführer wohl ein noch schwereres Unglück. Ein Sprecher sagte, dass der Zugführer den Güterzug noch vor dem Aufprall bemerkte und ein Schnellbremsung einlegen konnte. Einige Passagiere seien von ihm sogar noch vor dem Zusammenstoß aufgefordert worden, die vorderen Zugteile zu verlassen und in die hinteren Abteile zu gehen.

Die Bergung der Unfallopfer gestaltete sich als äußerst schwierig, weil abgerissene Oberleitungen, die offenbar unter Strom standen, lange den Zugang zum Zug behinderten. Zudem konnten viele Rettungskräfte nur über sehr unwegsames Gelände zur Unglücksstelle gelangen. Erst nach etwa anderthalb Stunden konnten die ersten Fahrgäste von den Rettungskräften aus den Abteilen geholt werden. Kristoph (27) war in Neuss in den Zug gestiegen. "Ich hörte plötzlich einen heftigen Knall, es wurde dunkel und ich wurde durch das Abteil geschleudert", sagte er. "Wir mussten lange auf unsere Bergung warten. Ich denke, dass ich mir die Schulter und ein paar Rippen gebrochen habe."

Zugunglück in Meerbusch (NRW) - Fotos vom 5. Dezember 2017
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Mehrere Verletzte bei Zugunglück in Meerbusch

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Foto: Christoph Reichwein

Auch Raphael Beermann, ein Student aus Meerbusch, saß im Zug. Er berichtete am Telefon, dass der Regionalzug wie üblich kurz vor Meerbusch-Bovert langsamer geworden sei. "Aber dann hat es plötzlich eine Vollbremsung gegeben." Bei dem Aufprall wurde der junge Mann auf andere Passagiere geschleudert. In seiner unmittelbaren Nähe verlief der Aufprall für die meisten Fahrgäste glimpflich, im vorderen Abschnitt des Zuges soll es aber eine nicht genau bekannte Anzahl schwerer verletzter Personen gegeben haben, weil etliche Passagiere sich bereits vor der Ausstiegstür versammelt hatten. Ein Mitarbeiter von National Express informierte die Fahrgäste über die Verzögerung bei den Rettungsarbeiten durch heruntergefallene Oberleitungen.

Die Rettungskräfte richteten nahe der Unfallstelle in einer Tankstelle eine Anlaufstelle für Angehörige ein. Auch Notfallseelsorger waren im Einsatz. Der Zugverkehr wurde auf der Strecke eingestellt. Zwischen dem Neusser und Krefeld Hauptbahnhof verkehrten stattdessen Busse.

Regierungssprecher Steffen Seibert teilte über Twitter mit, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel die Lage in Meerbusch verfolge. "Hoffentlich kann allen Verletzten rasch geholfen werden. Dank für den Einsatz der Rettungskräfte", hieß es in dem Twitter-Eintrag.

Das Unglück weckt Erinnerungen an einen Zusammenstoß im bayerischen Bad Aibling. Im Februar 2016 waren dabei zwei Nahverkehrszüge zusammengestoßen. Zwölf Menschen starben, 89 Insassen wurden verletzt — einige von ihnen lebensgefährlich. Die Aufräumarbeiten dauerten mehrere Tage.

(RP)
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