Mettmann Achtsam sein - das Hamsterrad verlassen

Mettmann · Einfach mal abschalten, das gelingt vielen Menschen kaum noch. Doch ständig online sein, ist gefährlich. Entspannungspädagogin Barbara Schweickert rät zur Achtsamkeit.

 Wenn alles zu viel wird - nicht nur am Computer - wird es höchste Zeit, mit sich selbst bewusster umzugehen.

Wenn alles zu viel wird - nicht nur am Computer - wird es höchste Zeit, mit sich selbst bewusster umzugehen.

Foto: gms

Einfach mal abschalten! Gelingt das überhaupt noch in Zeiten, in denen wir uns schon mit so etwas wie dem digitalen Burnout befassen müssen? Laptop, Smartphone, iPad oder auch nur der klassische Fernseher: Eigentlich sind wir ständig irgendwie online, während das Leben an uns vorbeiläuft.

Zumindest der Teil unseres Lebens, den man nicht mehr mitbekommt, weil ständig irgendwo etwas plappert, klingelt oder penetrant unsere Aufmerksamkeit verlangt. Und wenn das nicht so ist, werden wir unruhig und sorgen selbst dafür, dass wir die Stille nicht allzu lange ertragen müssen. All das läuft mittlerweile ab, ohne dass wir uns groß anstrengen müssen. Dabei scheinen wir auf den ersten Blick tatsächlich wenige Möglichkeiten zu haben, etwas Grundlegendes an den krankmachenden Bedingungen unserer Lebenswelt zu verändern. Wer eingebunden ist in vorgegebene Arbeitsabläufe, mit seinem Einkommen die Familie ernähren und die Raten für das Haus abbezahlen muss, sieht oft nur wenig Handlungsspielraum.

Was dennoch helfen kann? Man könnte es mit Achtsamkeit versuchen. "Dabei geht es darum, aus dem Hamsterrad auszusteigen", weiß die Leiterin des Instituts für Gesundheitsförderung, Johanna Klugstedt.

Gehen, essen, duschen: Jede Alltagshandlung kann auf diese Weise wahrgenommen werden. Zu erwarten, dass man damit das Steuer vom einen auf den anderen Tag herumreißen kann, wäre vermessen. Dafür sind es vielmehr die kleinen Schritte, mit denen man sich geduldig in unbekanntes Terrain vorwagen sollte. Sich Zeit zu geben und zu erfahren, wie sich die bloße Veränderung von Einstellungen auf das eigene Leben auswirken kann, ist dabei ein wichtiger Teil des Prozesses.

Eines sollte man jedoch tunlichst vermeiden: Achtsamkeitstraining sollte nicht selbst zum Alltagsstress werden. "Sich eine To-Do-Liste anzulegen, um nun auch noch Achtsamkeitsübungen irgendwo unterzubringen, würde dem Prinzip der Stressbewältigung vollkommen widersprechen", glaubt Barbara Schweickert. Vielmehr sollten Freude und Freiwilligkeit im Vordergrund stehen. Zu glauben, dass jedes Problem gelöst werden könne, wenn man einfach nur langsam auf einer Rosine kaut oder bewusst durch den Wald spaziert, hält die Entspannungspädagogin für unrealistisch: "Damit würde man zu hohe Anforderungen an sich selbst stellen. Unser Umgang mit den Themen des Lebens kann sich jedoch durchaus verändern."

Das Ziel von Achtsamkeit könne jedenfalls nicht sein, einfach nur besser zu funktionieren. Womöglich kommt einem allerdings in den Sinn, seine Lebensgewohnheiten zu überdenken. Denn der Wunsch, wieder mehr Kontrolle über sein Leben zu bekommen und sich dem Gebot des "Höher-Schneller-Weiter" zu entziehen, könnte sich durchaus realisieren lassen.

(magu)
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