Mettmann Asyl: Stadt muss improvisieren

Mettmann · Die Verwaltung muss flexibel sein, um Menschen eine schnelle Unterkunft bieten zu können.

Am Nachmittag waren sie in Hamburg in den Bus gestiegen. Fünf Stunden später standen sie am Kreishaus in der Düsseldorfer Straße vor der Tür. Die Ausländerbehörde wäre schon die richtige Adresse gewesen für die Flüchtlingsfamilie aus Syrien. Nur eben nicht um diese Uhrzeit, weil dort in den Abendstunden normalerweise niemand mehr am Schreibtisch sitzt. An diesem Abend hatten die Flüchtlinge allerdings Glück. Es war noch jemand im Haus, der die Szene beobachtet hatte. "Die Dame hat dann die Polizei angerufen und von dort aus wurden wir verständigt", erinnert sich Marko Sucic.

Für den Leiter des Mettmanner Sozialamtes ging der eigentlich schon beendete Arbeitstag damit in eine Fortsetzung. "Nachdem wir die ersten Formalitäten erledigt hatten, waren alle Geschäfte längst geschlossen. Die Familie hatte Kinder und die hatten Hunger", erinnert sich Sucic. Um schnell und unbürokratisch zu helfen, ist er selbst um kurz vor Mitternacht zu McDonalds gefahren.

Um nicht ständig in eine solche Notsituation zu geraten, hat die Stadt mittlerweile eine Notwohnung eingerichtet. In der städtischen Unterkunft am Hammerplatz gibt es zwei Zimmer mit 10 Betten, um dort Flüchtlinge unterzubringen, bis sie am nächsten oder übernächsten Tag in eine reguläre Unterkunft umziehen können. Dort werden auch Lebensmittel vorgehalten, mit denen der erste Hunger gestillt werden kann. "Wir schauen regelmäßig nach dem Haltbarkeitsdatum", sagt Sucic. Er ist froh, dass es diese Möglichkeit für Notfälle gibt. Denn noch immer kommen Flüchtlinge in Mettmann an, die nur kurz von zuvor der Bezirksregierung angekündigt wurden. "Da wird einfach zu wenig mitgedacht", kritisiert er die Abläufe, die sich in den vergangenen Monaten nur dadurch leicht entspannt haben, dass es weniger Zuweisungen gibt. In diesem Monat rechnet Marko Sucic noch mit etwa 20 Neuankömmlingen, bis zum Jahresende sollen es etwa 80 werden. Mittlerweile hat sich eine gewisse Routine eingestellt, wenn es darum geht, die Flüchtlinge zu versorgen. Allerdings tauchen immer noch Probleme auf, bei denen improvisiert werden muss. "Wenn die Menschen Freitagnachmittag ankommen, hat die Bank geschlossen. Dann bekommen sie das ganze Wochenende über kein Geld und wir müssen Gutscheine ausgeben", weiß Sucic. Das größte Problem sei jedoch nach wie vor die Unberechenbarkeit mit Blick auf die Gesamtsituation. Um nicht wieder in Bedrängnis zu geraten, will die Stadt gerade eine neue Unterkunft für 100 Personen auf dem Parkplatz des Sportzentrums bauen. Zuvor war ein ehemaliges Bürogebäude in der Seibelstraße angemietet worden. In beiden Fällen wurden langfristige finanzielle Verpflichtungen eingegangen, von denen niemand weiß, ob sie wirklich in diesem Umfang notwendig sein werden.

Und dennoch kann es sich die Stadt nicht leisten, in dieser Frage untätig zu bleiben und die Dinge einfach auf sich zukommen zu lassen. Jedenfalls geht man dort nicht davon aus, dass das Thema von der Tagesordnung gestrichen werden kann, nur weil derzeit weniger Zuweisungen erfolgen als im vergangenen Jahr.

Ein Problem sei im Übrigen auch, das es kaum freien Wohnraum für Flüchtlinge gebe. Eigentlich können und sollten sie nach dem Abschluss ihres Asylverfahrens ausziehen. "Hier bei uns wären das etwa 30 Personen, die aber keine Wohnung finden", weiß Sucic.

Das wiederum führe dazu, dass die Stadt die Betroffenen weiterhin in den städtischen Unterkünften beherbergen müsse, um sie nicht der Obdachlosigkeit auszusetzen.

(magu)
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