Mettmann Asylbewerber: Wohnungen statt Heime?

Mettmann · Heute tagt zum ersten Mal der Bürgerausschuss. Der Verein "Mettmann gegen Rechts - Für Menschenwürde" bringt ein 23-Seiten-Konzept ein, das vor allem die Situation der Flüchtlinge in der Stadt verbessern soll.

 Die Unterkunft an der Kleberstraße ist erst vor kurzem renoviert worden. Überlegt wird nun, das Dachgeschoss auszubauen.

Die Unterkunft an der Kleberstraße ist erst vor kurzem renoviert worden. Überlegt wird nun, das Dachgeschoss auszubauen.

Foto: Dietrich Janicki

Gerade mal fünf Minuten Zeit wird André Bär heute um 17 Uhr haben. Genau so lange wird ihm der zum ersten Mal tagende Mettmanner Bürgerausschuss Zeit geben, sein Anliegen vorzustellen. Wobei "Anliegen" nicht ganz beschreibt, was sich der Vorsitzende des Mettmanner Vereins gegen Rechts - Für Menschenwürde" gemeinsam mit seinen Mitstreitern ausgedacht hat. Auf mehr als 25 Seiten präsentiert der Verein ein neues Konzept zur Unterbringung von Asylbewerbern in der Kreisstadt.

Die Situation hat sich in den vergangenen Monaten drastisch zugespitzt. In den Heimen und wenigen anderen Unterkünften sind bereits mehr als 200 Menschen untergebracht. Die Stadt versucht, in der Unterkunft an der Kleberstraße das Dach auszubauen, um noch mehr Flüchtlinge unterzubringen. Der bauliche Zustand der Heime ist zumindest sehr diskussionswürdig.

Der Verein Mettmann gegen Rechts schlägt jetzt ein sogenanntes "Drei-Stufen-Modell" vor. Dieses sieht vor, dass Flüchtlinge zunächst in einer Erstaufnahmeeinrichtung unterkommen. Von dort aus sollen sie innerhalb von sechs Monaten in separate Wohneinheiten verteilt werden. Nach einer Aufenthaltsdauer von maximal 24 Monaten sollen die Flüchtlinge dezentral in Wohnungen untergebracht werden. Der Verein sagt, in einer Unterkunft mit in sich geschlossenen Wohneinheiten komme es zu weit weniger Konflikten und Auseinandersetzungen unter den Bewohnern. In Sammelunterkünften mit vielen Personen auf kleiner Fläche würden Auseinandersetzungen geradezu provoziert. Werden Flüchtlinge in Wohnungen statt wie bislang in Heimen untergebracht, reduzierten sich auch die Kosten.

Doch nicht nur die Unterbringung- , auch die Betreuung der Flüchtlinge soll verbessert werden, schlägt der Verein vor. Die Asylbewerber sollen leichter die Möglichkeit erhalten, die deutsche Sprache zu lernen. Dies sei nicht nur für Flüchtlinge im alltäglichen Leben wichtig, sondern auch der Grundbaustein für eine erfolgreiche Integration. An einem Runden Tisch für Flüchtlinge sollen alle Akteure regelmäßig zusammenkommen. Das gesamte Konzept ist im Internet nachlesbar unter www.mettmann-gegen-rechts.de

Die Stadt Mettmann ist aufgrund des Asylbewerberleistungsgesetzes verpflichtet, während des Asylverfahrens eine unter "ordnungsrechtlichen Gesichtspunkten geeignete Gemeinschaftsunterkunft" zur Verfügung zu stellen, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Die Dauer und der Ausgang des Asylverfahrens werden durch das Ausländeramt bestimmt. Eine Betreuung in den Unterkünften sei durch die Hausmeister und Sozialarbeiter sichergestellt. Die Stadt wendet für die Unterbringung, Versorgung (inklusive Leistungen im Krankheitsfall, bei Geburt und Schwangerschaft) und Betreuung der Flüchtlinge mehr als 800 000 Euro im Jahr auf. Nur ein Viertel der Kosten werden vom Land erstattet. Sicherlich wäre in Mettmann, wie auch in anderen Kommunen, eine bessere Betreuung möglich und wünschenswert. Hierfür müssten die Kommunen jedoch höhere Zuweisungen erhalten. Das sei aufgrund der klammen Haushaltslage wünschenswert.

(RP)
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