Erkrath Dammer Mühle jetzt mit neuer Turbine

Erkrath · Drei Tonnen schwer ist die Maschine, die in etwa drei Monaten Strom produzieren soll. 200 000 Kilowattstunden pro Jahr sind möglich.

 In Millimeterarbeit wurde die neue Turbine mit Hilfe eines Schwerlastenkrans an der Dammer Mühle eingesetzt.

In Millimeterarbeit wurde die neue Turbine mit Hilfe eines Schwerlastenkrans an der Dammer Mühle eingesetzt.

Foto: Dietrich Janicki

Der Plan steht, die Bauarbeiter sind bereit und doch kommt alles anders, als geplant: Ein Vorgang, der auf Baustellen beinahe Usus ist. "Der Kran ist vier Meter zu kurz" — mit dieser Nachricht nahm gestern das Abenteuer "neue Wasserkraft-Turbine" an der Dammer Mühle seinen Lauf. Doch da Komplikationen für erprobte Baustellenjungs ja nichts neues sind, wurde einfach fix improvisiert: Wenn's halt vorne herum nicht geht, dann eben rückwärts am Kuhstall vorbei, durch den Matsch, ganz nah an die Baustelle heran: fertig! Zwischen all den Kränen, Bauarbeitern und lokalen Politikvertretern behielt Reinhart Zech, Besitzer der Mühle seit 2002, souverän die Ruhe. Dem Unterfeldhauser war die Freude über die neue Turbine und den erfolgreichen Abschluss des ersten Bauabschnittes deutlich anzusehen.

Ein Blick über das Areal macht deutlich, wie viel Arbeit an der Dammer Mühle geleistet wurde. Rohe Betonwände, aufgeschüttete Erdwälle und tiefe Gruben: Das Grundstück ist eine waschechte Großbaustelle. Seit September laufen die Bauarbeiten, gestern konnte die drei Tonnen schwere Turbine endlich eingebaut werden. Schon in wenigen Monaten soll die Dammer Mühle dann wieder Strom produzieren: Bei 1,7 Kubikmetern Wasser pro Sekunde und einer Fallhöhe von drei Metern, sind bis zu 200 000 Kilowattstunden pro Jahr möglich. Bei der Dammer Mühle handelt es sich um eine Getreidemühle aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Die neue Turbine war notwendig geworden, da die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) eine sogenannte Fischquerungshilfe vorschreibt. Die Richtlinie, die Ende 2000 in Kraft trat, ist Basis für einen einheitlichen Gewässerschutz in Europa. Wesentliches Ziel der WRRL ist es, die Wasserpolitik auf eine nachhaltige und umweltverträgliche Wassernutzung auszurichten. "Die alte Turbine ist noch voll funktionsfähig, aber der Umbau war nur so möglich", erläutert Zech. Demnächst können die Fische quasi barrierefrei das Wasserkraftwerk flussauf- und flussabwärts passieren. Auf einer Strecke von 47 Metern werden die Fische an der Turbine vorbeigeführt.

Der Erkrather, dessen Familie seit mehr als 160 Jahren das Haus Unterbach gehört, hatte die Mühle vor einigen Jahren gekauft. Sein Plan: Er will das denkmalgeschütze Mühlengebäude sanieren und einer neuen Nutzung zuführen. Auch vor diesem Hintergrund war es sinnvoll, die neue Turbine extern zu installieren. "Die alte Turbine war im Gebäude. Die Schwingungen und der Lärm hätten eine anderweitige Nutzung des Gebäudes unmöglich gemacht", sagt Zech und ergänzt: "Die neue Turbine wird etwa so laut wie eine Nähmaschine sein." Wann er mit der Sanierung beginnen werde, wisse er jedoch noch nicht. "Der Denkmalschutz ist eine Herausforderung. Außerdem möchte ich erst eine Nutzung haben. Ich bin für Vorschläge offen", sagt er und lacht.

Mit dem Ablauf der gestrigen Arbeiten ist Bauherr Zech sehr zufrieden. "Es hat alles gut geklappt. Es war Millimeterarbeit, aber bis heute Abend sollte alles verschraubt sein." Weitere zwei bis drei Tage wird es dauern, bis auch die Hydraulik fertig angeschlossen ist.

Als ganz besonderer Zaungast war gestern Angela Verspohl auf die Baustelle gekommen. Ihre Familie hatte drei Generationen lang die Dammer Mühle betrieben. "Wir haben Mehl und Futtermittel produziert. Ich freue mich sehr, dass die Mühle jetzt wieder in Betrieb genommen wird."

(RP)
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