Mettmann. Das Baby ist Mamas Mittelpunkt

Mettmann. · Die Elternschule des Evangelischen Krankenhauses Mettmann bietet seit 18 Jahren die PEKIP-Kurse an.

 Im PEKIP-Kurs liegen Kinder im Kreis auf dem Boden, spielen mit bunten Tüchern und suchen den Blickkontakt mit ihrer Mutter.

Im PEKIP-Kurs liegen Kinder im Kreis auf dem Boden, spielen mit bunten Tüchern und suchen den Blickkontakt mit ihrer Mutter.

Foto: Martina Chardin/Evangelisches Krankenhaus Mettmann

Flötentöne schon im Mutterleib, Fremdsprachen für Babys und Managerkurse für Kleinkinder: Wenn Erziehungsunsicherheit von Eltern in Panik umschlägt, droht dem Nachwuchs eine Lern-Orgie. Getrieben von der Angst, nicht genug für sein Kind zu tun, geraten Eltern in die Perfektionismus-Falle. Auf dem Nachtisch stapelt sich die Ratgeber-Literatur, während gerade die Windel-App aufs Smartphone geladen wird. Und mittendrin die Kinder, um die sich alles dreht.

"Eltern fehlt häufig die Ruhe, um sich wirklich intensiv mit dem Baby zu beschäftigen", glaubt Johanna Klugstedt. Die Leiterin des Instituts für Gesundheitsförderung am Evangelischen Krankenhaus hat vor 18 Jahren die PEKIP-Kurse der Elternschule ins Leben gerufen. Deshalb weiß sie auch, in welcher Unsicherheit und Bedrängnis die meisten Mütter und Väter stecken. Daran habe sich in all den Jahren nichts geändert.

Allerdings sei es heute häufiger so, dass Eltern sich ihrem Kind zwar mit besonderer Aufmerksamkeit widmen, aber ein unverkrampfter Umgang dennoch nicht leicht zu sein scheint.

"Kinder werden oft zum Projekt", weiß Johanna Klugstedt aus vielen Gesprächen mit Müttern und Vätern, die offen zugeben, dass die durchstrukturierte Atmosphäre im Job schnell auf das Miteinander von Eltern und Kind abfärben kann. Erfolgsdruck, Zeitmanagement und der Hang zum Perfektionismus: Was vom Chef gefordert wird, kann im Umgang mit Kindern zum Problem werden. Oder eben dort enden, wo Kinder schon eine Geige in die Hand gedrückt bekommen, bevor sie überhaupt laufen können.

Vor diesem Hintergrund wirken PEKIP-Kurse nahezu altmodisch. Das Kinder im Kreis auf dem Boden liegen und mit bunten Tüchern spielen, während sie den Blick ihrer Mütter einfangen - das ist weit entfernt von dem, was heute unter Kleinkindförderung verstanden wird. Und genau so soll es aus Sicht von Johanna Klugstedt auch sein: "Es geht vor allem darum, sich für eine begrenzte Zeit intensiv mit dem Kind zu beschäftigen." Das Eltern dabei Unterstützung brauchen, hält sie keineswegs für persönliches Versagen, sondern für ein Phänomen der modernen Zeit, in der alle überall und ständig miteinander vernetzt sind. Dabei sind die vielen Kontakte überwiegend digitaler Natur, was es mit sich bringt, dass direktes Miteinander zu einer eher ungewohnten Situation zu werden scheint. Ständig klingelt oder rasselt es irgendwo - nur eben nicht beim Kind. "Da genügt es auch nicht, dem Baby eine teure Rassel hinzuhalten, während man selbst gerade aufs Smartphone schaut", glaubt Johanna Klugstedt.

In den PEKIP-Kursen der Elternschule soll daher vor allem eines vermittelt werden: Der direkte Kontakt zum Kind ohne Ablenkung. Den Blick einfangen, sanfte Berührungen und aufmerksames Miteinander stehen im Mittelpunkt der gemeinsamen Zeit. Und ganz nebenbei gibt es auch Gelegenheit dafür, dass Mütter und Väter miteinander ins Gespräch kommen - ohne Windel-App und Babysprache-Lexikon.

(magu)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort