Mettmann Das Erlebnis, Teil der EM in Aachen zu sein

Mettmann · 40.000 Zuschauer winkten Rolf Beckershoff, seinen Begleitern und den beiden Kaltblütern bei der Reit-EM zu.

Als Rolf Beckershoff seine Stadionrunde drehte, klatschten und winkten ihm 40 000 Menschen von den Tribünen zu. "Wir haben dort nicht um Medaillen und Pokale gekämpft und trotzdem war die Atmosphäre überwältigend", berichtet der Mettmanner von seinem Auftritt in Aachen. Als Element eines Schaubildes während der Eröffnungsfeier zu den Reit-Europameisterschaften fuhr er mit seinen beiden Kaltbluthengsten in die Arena ein.

"Den Pferden war die Anspannung schon anzumerken. Die Lautsprecher, die Farben, die vielen anderen Pferde und das Publikum - das kennen sie so auch nicht. Doch die Vertrauensbasis zwischen uns ist schon da. Wenn ich Ihnen signalisiere, dass ihnen nichts passiert, bleiben sie auch ruhig", sagt Rolf Beckershoff. Er war bereits im Juni zur Generalprobe in die Kaiserstadt gereist, um seine Tiere mit dem Stadion vertraut zu machen. "Ohne die Zuschauer war das natürlich etwas ganz anderes."

Für seinen eigentlichen Auftritt bekam er zuvor einen genauen Regieplan zugeschickt, auf dem alles minuziös geplant war. "Das gesamte Programm war perfekt organisiert, nichts haben die Veranstalter dem Zufall überlassen. Die Wege, die wir fahren und die Punkte, an denen wir halten sollten, waren genau festgelegt." Die Kutschen samt Besatzung sollten die Schaulustigen eines Kaltblutrennens darstellen, das an die Anfänge des Pferdesports in Aachen vor mehr als 100 Jahren erinnerte.

"Wir sollten uns dazu auch im Stile des 19. Jahrhunderts kleiden." Passend zu dem ländlichen Jagdwagen und den schweren Pferden trugen die Herren helle Hosen, weiße Hemden mit Stehkragen, Krawatte und Strohhut. "Das ist eine Stilfrage auf der Kutsche. Der Hut gehört unbedingt dazu", betont Rolf Beckershoff. Die Damen nahmen in entsprechenden Kleidern im Wagen Platz. "Es war nur schade, dass wir während des dritten Rennens schon wieder aus dem Stadion herausfahren mussten. Das hat das Schaubild ein wenig gestört, doch das sind eben die Zugeständnisse an das Fernsehen." Tagelang hatte der 62-Jährige zuvor Pferde und Geschirr auf diesen Moment vorbereitet. "Die beiden Hengste stehen sonst auf der Weide und haben am Montag erst einmal einen Vollwaschgang bekommen. Dann haben wir Geschirre und Wagen geputzt. Insgesamt waren wir locker drei Tage beschäftigt." Trotz des großen Aufwandes hat Rolf Beckershoff keine Sekunde gezögert, als ihn vor einigen Monaten ein Bekannter fragte, ob er bei der Eröffnungsfeier mitfahren könnte. "Ich habe sofort zugesagt. Die Möglichkeit, in Aachen zu fahren, und sei es nur eine kleine Sequenz, kommt so schnell nicht wieder."

Die Vorbereitung und die Fahrt haben sich für den Landwirt gelohnt. "Dieses Erlebnis ist durch nichts zu ersetzen." Seine Frau, die als Beifahrerin an seiner Seite saß, ist ebenfalls begeistert. "Die Atmosphäre war gigantisch, auch wenn ich nur schmückendes Beiwerk war", erzählt Ingeborg Beckershoff lachend. Beide waren erst weit nach Mitternacht wieder auf dem heimischen Hof. "Zum Schluss sind noch einmal alle Teilnehmer ohne die Pferde in das Stadion eingezogen und haben sich von den Zuschauern verabschiedet. Das Licht, die Musik, die Menschen - das war sehr emotional."

(domi)
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