Serie Zum Advent Eine Türe, Die Ich Gerne Öffne Das Größte ist, wenn der Film beginnt

Mettmann · Margarete Papenhoff stammt aus einer Lichtspielhaus-Familie. Das Weltspiegel ist das älteste Kino in Deutschland.

 Margarete Papenhoff führt seit 1972 das Mettmanner Kino. Sie freut sich darüber, dass viele Besucher sich mit ihrem Filmtheater identifizieren und die private Atmosphäre in der Oberstadt schätzen.

Margarete Papenhoff führt seit 1972 das Mettmanner Kino. Sie freut sich darüber, dass viele Besucher sich mit ihrem Filmtheater identifizieren und die private Atmosphäre in der Oberstadt schätzen.

Foto: Dietrich Janicki

Als Kind hat sie mit Freunden im dunklen Kinosaal Verstecken gespielt. "Ich fand das toll, meine Freunde fanden es unheimlich", sagt Margarete Papenhoff. Seit 1972 führt sie, zusammen mit ihrer Schwester Gabriele Rosslenbroich, das Mettmanner Weltspiegel-Kino und die Kinos I und II in Ratingen. Noch heute hat sie ein Gänsehautgefühl, wenn das Licht im Kino ausgeht und sich der Vorhang öffnet.

Ihr erster Film, den sie im Weltspiegel "offiziell" gesehen hatte, war Bambi. Das war in den 50er Jahren. Später schlichen die Rosslenbroich -Töchter Margarete, Gabriele, Leonie und Ulrike heimlich in den Kinosaal, saßen im Bademantel in einer Ecke und sahen Filme. Ein besonders schauriges Erlebnis war der Film "Dracula" mit Christopher Lee. "Den durften wir ,offiziell' nicht sehen", sagt sie. Die Kraft für ihren leidenschaftlichen Einsatz schöpft sie auch aus der Familientradition. Immerhin ist das Mettmanner Kino das älteste Lichtspielhaus in Deutschland.

Rückblende: Sonntag nach Johannis im Jahr 1907. Ein Kinematographen-Operateur will in Mettmann bewegte Bilder vorführen. Aber es regnet in Strömen. Keiner will die Bilder sehen. Konditormeister Josef Rosslenbroich tut der arme Kerl leid. Deshalb bittet er ihn, im Vereinszimmer des Schützenhofes an der Düsseldorfer Straße ein paar Vorstellungen zu geben. Die stoßen auf große Resonanz. Doch der Operateur zieht weiter, zurück lässt er eine Ausrüstung und Schulden. Hin und wieder taucht er auf, doch außer Versprechungen, seine Schulden zu begleichen, passiert nichts. Schließlich wird es Rosslenbroich zu bunt: Er schlägt dem säumigen Zahler vor, ihm als Gegenleistung für die Schulden die Apparatur zu überlassen. Der "Weltreisende in Sachen lebende Bilder" schlägt ein. Wohl niemand ahnt in diesem Augenblick, dass er damit eine Sparte der Vergnügungsindustrie nach Mettmann gebracht hat, die alles andere in den Schatten stellen würde. Nach der Währungsreform bauten Rosslenbroichs das Weltspiegel um. Der Kino- und Theatersaal erhielt ein Bühnenhaus; 800 Menschen fasste das umgebaute Theater. Doch nach fünf Jahren war auch das Weltspiegel-Theater zu klein geworden.

Hubert Rosslenbroich wagte sich an ein Großprojekt: Den Mettmanner "Königshof". An der Poststraße entstand eines der schönsten und größten Lichtspielhäuser in Deutschland, vergleichbar im Stil und in der Inneneinrichtung mit der Essener Lichtburg. Ganz großes Theater, Opern und Operette gab's nun in Mettmann. Die Liste der Einträge ins Gästebuch dokumentiert dies eindrucksvoll. Unter anderem traten im Königshof auf: Zarah Leander, Peter Frankenfeld, Marika Rökk, Harald Juhnke. Und: Cornelia Froboess. Sie hatte einen guten Draht zu den Rosslenbroichs und spielte bei ihrem Besuch in Mettmann mit den Kindern im Garten.

(RP)
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