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Mettmann Demente Seniorin 24 Stunden verschollen

Mettmann · Die 71-jährige demente Bewohnerin war aus einer geschlossenen Wohngemeinschaft in Mettmann weggelaufen. Gestern Mittag fiel sie Passanten in Düsseldorf-Wersten auf. Sie alarmierten die Polizei. Zum Glück.

Toptfit und gut gelaunt konnte die Polizei die seit Dienstagnachmittag vermisste Seniorin gestern gegen 14 Uhr wieder in ihre Mettmanner Wohngemeinschaft bringen. Die verwirrte Frau war in Düseldorf-Wersten Passanten aufgefallen, die sofort die Polizei alarmierten. Die Düsseldorfer Beamten meldeten sich in Mettmann und brachten die Gesuchte nach Hause. Wo die Dame die Nacht verbracht hatte, konnte man ihr nicht entlocken. Vermutlich aber im warmen Bahnhof.

Der Geschäftsführers des Pflege- und Aktiv-Zentrums Integritas, Waldemar Class, nahm die 71-Jährige unendlich erleichert in seine Arme. Da sie über Nacht fort war, hatte er schon das Schlimmste befürchtet. Die demente Dame hatte nach Aussagen von Class den Schlüssel einer Pflegerin entwendet und so die WG an der Flintrop-Straße verlassen können. Die Fachkraft hatte den Schlüsselbund kurz auf dem Tisch abgelegt. "Wir sind erstaunt, dass die Bewohnerin es geschafft hat, so schnell die Türe aufzuschließen", sagte Class. Die Weglauftendenz bei Dementen sei sehr groß. Und die Seniorin sei erst Ende September in die Wohngemeinschaft eingezogen. "Man weiß leider nie, wo in ihrem Kopf demente Menschen gerade unterwegs sind", sagt Class.

Die Wohngemeinschaft an der Flintrop-Straße ist nur eine von fünf, die von der Integritas in Mettmann, Velbert und Wülfrath betrieben werden. In der Wohnung im so genannten Hoffstaedter-Haus leben acht Personen mit Demenz, die rund um die Uhr betreut werden (eineinhalb Kräfte). Raus kommen sie nur mit Begleitung - zum Beispiel auf den Wochenmarkt in Mettmann oder einmal in der Woche auch zu einem weiteren Ausflug, wie nach Schloss Burg. "Gerade damit wollen wir der Weglauftendenz vorbeugen", sagt Class.

Die Polizei hatte gestern Morgen noch einmal einen Hubschrauber mit Wärmebildkamera über die Felder nahe der Flintrop-Straße geschickt - erfolglos, wie Polizeipressesprecher Ulrich Löhe gestern Mittag noch erklärte. Besonders schwierig sei es, jemanden zu finden, wenn man nicht den geringsten Hinweis auf einen möglichen Aufenthaltsort hätte. Die Seniorin hätte in einen Bus nach Essen oder Düsseldorf eingesteigen können, sich in den Keller eines Hauses geflüchtet haben oder in einem Gebüsch verborgen halten können. Eine dieser Vermutungen traf ja dann auch zu.

Eine Hundertschaft auf die Suche nach einem Vermissten zu schicken, lohne sich nur, wenn man einen Anhaltspunkt habe, so Löhe. "Deshalb ist auch die Mithilfe der Bevölkerung so wichtig", betonte er. Ein ganz besonderer Dank der Polizei ging deshalb auch an die aufmerksamen Bürger, denen die Dame in Wersten auffiel. Aufgrund ihrer Erkrankung ist sie hilf- und orientierungslos und kann sich nur begrenzt artikulieren.

Die Polizei hatte am Dienstag mit 32 Beamten und 16 Fahrzeugen nach der Frau gesucht. Auch ein Hund wurde auf Fährtensuche geschickt, "brachte aber nichts Verwertbares", sagte Löhe. Auch das Nachfragen bei Taxen, öffentlichen Verkehrsbetrieben und in Krankenhäusern führten bis gestern zu keinem Erfolg.

Jeden Tag werden in Deutschland zwischen 150 und 250 Personen als vermisst gemeldet. Schon die Hälfte der Fälle klärt sich innerhalb einer Woche auf, innerhalb eines Monats sind es 80 Prozent. Doch es gibt auch einige Fälle, die tragisch enden. Bis heute vermisst wird etwa ein 76-Senior, der bis Mai 2013 in einem Seniorenheim in Meerbusch-Strümp wohnte. Der schwer zuckerkranke und demente Mann verließ die Einrichtung mit unbekanntem Ziel. Die Polizei suchte später mit einer Hundertschaft die Rheinauen ab, sprach mit Anwohnern und hängte Suchplakate an Bushaltestellen auf. Auch ein Hubschrauber wurde eingesetzt. Der Rentner galt trotz seiner Erkrankungen ebenfalls "als gut zu Fuß". Vor allem für Angehörige ist die Ungewissheit, was aus ihren Verwandten geworden ist, sehr belastend. Nach einem Jahr werden 97 Prozent aller Vermisstenfälle aufgeklärt. Drei Prozent - das sind in Deutschland derzeit über 6000 Personen - gelten allerdings als dauerhaft vermisst.

(RP)
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